WM-Titel gesucht, Liebe gefunden

Ob WM-Finale 1990 in Rom, Wasserschlacht 1974 in Frankfurt oder Maradonas Hand Gottes 1986 in Mexiko-Stadt: Jürgen Schu war in seinem Leben bei vielen legendären Fußballspielen live dabei. 34 WM-Spiele besucht er zwischen 1970 und 1994, darunter vier Endspiele. Auf seinem Weg durch die Stadien dieser Welt hat das Fan Club-Mitglied nicht nur unzählige bleibende Erinnerungen gesammelt, sondern über verrückte Umwege auch die Liebe seines Lebens gefunden.

Im Sommer 1970 bricht der 20-jährige Jürgen zur Weltmeisterschaft nach Mexiko auf. Mit im Gepäck: Eintrittskarten für 17 verschiedene WM-Spiele. Nicht jedes davon kann er selbst besuchen. "Deshalb habe ich mich umgeschaut und die die Tickets an Einheimische verschenkt, die mir sympathisch waren", erklärt Jürgen 51 Jahre später wohlwissend, dass diese Entscheidung wohl zu den Besten seines Lebens zählt.

Mit einer der beschenkten Mexikanerinnen baut Jürgen im Anschluss an die WM eine Brieffreundschaft auf und folgt 1973 ihrer Einladung, um erneut nach Mexiko zu reisen. Dabei lernt er auch ihre Cousine Josefina kennen, die nur ein Jahr später Jürgens Ehefrau wird. "Nicht auszudenken, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich das Ticket damals einer anderen Person geschenkt hätte", bemerkt der Hesse mit einem Lächeln auf den Lippen.

Weltmeisterliches Déjà-vu in Rom

Am WM-Finalabend 1990 ist es Jürgen, der auf die Hilfe anderer Fans angewiesen ist. Von einem enttäuschten Brasilianer, der auf ein Endspiel mit Beteilung der "Seleção" gehofft hatte, ersteht er für 200 Mark ein Ticket. Auch wenn sich der Anhänger aus Südamerika nicht so spendabel zeigt wie Jürgen vor 20 Jahren, ist der Deutsche sehr glücklich über seinen Kauf.

Als es sich Jürgen auf seinem Platz im Römer Olympiastadion gemütlich macht, fühlt er sich plötzlich 20 Jahre zurückversetzt. Als er der brasilianischen Mannschaft beim 4:1 im WM-Finale gegen Italien im Aztekenstadion staunend zusah. Denn Jairzinho und Carlos Alberto, beide Torschützen im Endspiel 1970, sitzen direkt neben ihm. "Ich habe meinen eigenen Augen nicht trauen können", sagt Jürgen und lacht. Aber spätestens bei Brehmes verwandelten Elfmeter ist er wieder bei Sinnen und bejubelt Deutschlands dritten WM-Titel.

Verpassten Titel 2014 nicht bereut

Nach dem Besuch der WM 1994 distanziert sich Jürgen zunehmend von Reisen zu großen Turnieren. Die ansteigenden Ticketpreise und das zunehmende Alter beenden Jürgens Odysseen durch die Fußball-Welt. 2014 kitzelt es den Rentner dann doch nochmal. Die WM in Brasilien steht an und Jürgen möchte gemeinsam mit Ehefrau Josefina dabei sein. Die Reise ist bereits geplant, als eine freudige Nachricht im Hause Schu eintrudelt.

Tochter Patricia erwartet Nachwuchs und der Geburtstermin fällt in den Zeitraum des geplanten Brasilien-Aufenthalts. Die Reise wird gecancelt, Deutschland wird auch ohne Jürgen Weltmeister und seine erste Enkeltochter kommt gesund auf die Welt. "Diese Entscheidung habe ich bis heute keine einzige Sekunde bereut", versichert der stolze Großvater.

Vor dem Fernseher ist Jürgen schließlich bei jedem Länderspiel dabei. Live im Stadion hat er die Nationalmannschaft allerdings seit 1991 nicht mehr gesehen. Gelegentlich packt ihn die Sehnsucht nach der Atmosphäre auf den Rängen. Gerade in diesen Zeiten, die verdeutlichen, wie wichtig Fans im Stadion sind. Sein Entschluss steht: "Mindestens ein Länderspiel von Deutschland will ich nochmal vor Ort miterleben."

[jh]

Ob WM-Finale 1990 in Rom, Wasserschlacht 1974 in Frankfurt oder Maradonas Hand Gottes 1986 in Mexiko-Stadt: Jürgen Schu war in seinem Leben bei vielen legendären Fußballspielen live dabei. 34 WM-Spiele besucht er zwischen 1970 und 1994, darunter vier Endspiele. Auf seinem Weg durch die Stadien dieser Welt hat das Fan Club-Mitglied nicht nur unzählige bleibende Erinnerungen gesammelt, sondern über verrückte Umwege auch die Liebe seines Lebens gefunden.

Im Sommer 1970 bricht der 20-jährige Jürgen zur Weltmeisterschaft nach Mexiko auf. Mit im Gepäck: Eintrittskarten für 17 verschiedene WM-Spiele. Nicht jedes davon kann er selbst besuchen. "Deshalb habe ich mich umgeschaut und die die Tickets an Einheimische verschenkt, die mir sympathisch waren", erklärt Jürgen 51 Jahre später wohlwissend, dass diese Entscheidung wohl zu den Besten seines Lebens zählt.

Mit einer der beschenkten Mexikanerinnen baut Jürgen im Anschluss an die WM eine Brieffreundschaft auf und folgt 1973 ihrer Einladung, um erneut nach Mexiko zu reisen. Dabei lernt er auch ihre Cousine Josefina kennen, die nur ein Jahr später Jürgens Ehefrau wird. "Nicht auszudenken, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich das Ticket damals einer anderen Person geschenkt hätte", bemerkt der Hesse mit einem Lächeln auf den Lippen.

Weltmeisterliches Déjà-vu in Rom

Am WM-Finalabend 1990 ist es Jürgen, der auf die Hilfe anderer Fans angewiesen ist. Von einem enttäuschten Brasilianer, der auf ein Endspiel mit Beteilung der "Seleção" gehofft hatte, ersteht er für 200 Mark ein Ticket. Auch wenn sich der Anhänger aus Südamerika nicht so spendabel zeigt wie Jürgen vor 20 Jahren, ist der Deutsche sehr glücklich über seinen Kauf.

Als es sich Jürgen auf seinem Platz im Römer Olympiastadion gemütlich macht, fühlt er sich plötzlich 20 Jahre zurückversetzt. Als er der brasilianischen Mannschaft beim 4:1 im WM-Finale gegen Italien im Aztekenstadion staunend zusah. Denn Jairzinho und Carlos Alberto, beide Torschützen im Endspiel 1970, sitzen direkt neben ihm. "Ich habe meinen eigenen Augen nicht trauen können", sagt Jürgen und lacht. Aber spätestens bei Brehmes verwandelten Elfmeter ist er wieder bei Sinnen und bejubelt Deutschlands dritten WM-Titel.

Verpassten Titel 2014 nicht bereut

Nach dem Besuch der WM 1994 distanziert sich Jürgen zunehmend von Reisen zu großen Turnieren. Die ansteigenden Ticketpreise und das zunehmende Alter beenden Jürgens Odysseen durch die Fußball-Welt. 2014 kitzelt es den Rentner dann doch nochmal. Die WM in Brasilien steht an und Jürgen möchte gemeinsam mit Ehefrau Josefina dabei sein. Die Reise ist bereits geplant, als eine freudige Nachricht im Hause Schu eintrudelt.

Tochter Patricia erwartet Nachwuchs und der Geburtstermin fällt in den Zeitraum des geplanten Brasilien-Aufenthalts. Die Reise wird gecancelt, Deutschland wird auch ohne Jürgen Weltmeister und seine erste Enkeltochter kommt gesund auf die Welt. "Diese Entscheidung habe ich bis heute keine einzige Sekunde bereut", versichert der stolze Großvater.

Vor dem Fernseher ist Jürgen schließlich bei jedem Länderspiel dabei. Live im Stadion hat er die Nationalmannschaft allerdings seit 1991 nicht mehr gesehen. Gelegentlich packt ihn die Sehnsucht nach der Atmosphäre auf den Rängen. Gerade in diesen Zeiten, die verdeutlichen, wie wichtig Fans im Stadion sind. Sein Entschluss steht: "Mindestens ein Länderspiel von Deutschland will ich nochmal vor Ort miterleben."