WM-Erinnerungen: Jan Schulte und der Titelgewinn in Sibirien

Mit der Weltmeisterschaft in Russland steht den Anhängern der deutschen Nationalmannschaft wieder ein spannender Sommer bevor. Für den Fan Club Grund genug, deutsche Fans in der Serie "WM-Erinnerungen" zurückblicken zu lassen. Auf Triumphe, bittere Niederlagen oder ganz persönliche Geschichten.

Fuerteventura, Kreta, Algarve oder doch Sardinien? Die Liste beliebter Orte für den Sommerurlaub ist lang. Jan Schultes Reiseziel im Juli 2014 gehört aber wohl eher nicht dazu. Nowosibirsk, Sibirien. Da kommen bei den Wenigsten Sommergefühle auf. Für den Westfalen wurde es trotzdem ein unvergesslicher Trip. Die Nationalmannschaft spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle.

Längst hat sich die Gepäckausgabe am Flughafen in Nowosibirsk geleert. Alle Koffer sind abgeholt. Nur für eine Tasche dreht das Gepäckband eine Ehrenrunde nach der anderen. Sie gehört Jan, der minutenlang gebannt auf einen kleinen TV-Bildschirm starrt. Es läuft die Verlängerung des WM-Achtelfinals zwischen Deutschland und Algerien. Dann der Abpfiff. Es hat gereicht. Deutschland gewinnt 2:1. Erleichtert schnappt sich Jan sein Gepäck und trifft in der Wartehalle auf seine Abholdelegation.

Nächtliches 7:1 auf der Röhre

Durch mehrere Aufenthalte in Russland sind Freundschaften entstanden, welche ihn am Flughafen in Empfang nahmen und ihm für die kommenden drei Wochen ein Gästezimmer zur Verfügung stellten. Dort verfolgte er auch das Halbfinale gegen Brasilien. Durch die Zeitverschiebung war es in Nowosibirsk 3 Uhr in der Nacht.

Entsprechend überschaubar war die Resonanz seiner Freude die Partie gemeinsam anzuschauen. Auf einem winzigen alten Röhrenfernseher sieht er wie Müller, Kroos & Co. dem Gastgeber eine Fußball-Lektion erteilen, wie sie der stolzen Seleção in ihrer Geschichte vorher wohl niemand zugemutet hat. "Ich wusste gar nicht wohin mit meiner Freude. Ich war ja ganz alleine", erinnert sich Jan.

Plötzlich waren alle für den "bunten Vogel"

Um einem ähnlich verwaisten Finalabend zu verhindern, ging es für das Endspiel mit Freunden in ein Pub. Trotz der nächtlichen Anstoßzeit war die Gaststätte gut gefüllt. Der Großteil der Einheimischen drückte Lionel Messi und den Argentiniern die Daumen. Neben Jan und seinem Anhang outete sich nur ein Gast im uralten Deutschland-Trikot als Fan des DFB-Teams.

Entsprechend genau wurde auch Jan beäugt. "Als Deutscher bin ich dort aufgefallen wie ein bunter Vogel. So viele Touristen verirren sich nicht nach Nowosibirsk", weiß er. Mit fortlaufender Spielzeit drehte sich die Stimmung im Pub. Die meisten Gäste fieberten plötzlich mit dem heute 30-Jährigem mit. "Beim Abpfiff habe ich so laut geschrien wie nie zuvor", erinnert er sich. Und schon wurde der Deutsche zur Attraktion des Abends.

Die russischen Gäste im Pub machten Selfies mit Jan, der sich im Siegestaumel weiter seine Stimme ruinierte. Zu guter Letzt gab der Wirt sogar eine Runde aus. Der Deutsche konnte sich vor Glückwünschen kaum retten. Als er mit seinen Freunden als letzte Gäste das Pub verließ, war es bereits hell. Jans erster Morgen als Weltmeister. Wahrscheinlich als Einziger in ganz Nowosibirsk.

[jh]

Mit der Weltmeisterschaft in Russland steht den Anhängern der deutschen Nationalmannschaft wieder ein spannender Sommer bevor. Für den Fan Club Grund genug, deutsche Fans in der Serie "WM-Erinnerungen" zurückblicken zu lassen. Auf Triumphe, bittere Niederlagen oder ganz persönliche Geschichten.

Fuerteventura, Kreta, Algarve oder doch Sardinien? Die Liste beliebter Orte für den Sommerurlaub ist lang. Jan Schultes Reiseziel im Juli 2014 gehört aber wohl eher nicht dazu. Nowosibirsk, Sibirien. Da kommen bei den Wenigsten Sommergefühle auf. Für den Westfalen wurde es trotzdem ein unvergesslicher Trip. Die Nationalmannschaft spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle.

Längst hat sich die Gepäckausgabe am Flughafen in Nowosibirsk geleert. Alle Koffer sind abgeholt. Nur für eine Tasche dreht das Gepäckband eine Ehrenrunde nach der anderen. Sie gehört Jan, der minutenlang gebannt auf einen kleinen TV-Bildschirm starrt. Es läuft die Verlängerung des WM-Achtelfinals zwischen Deutschland und Algerien. Dann der Abpfiff. Es hat gereicht. Deutschland gewinnt 2:1. Erleichtert schnappt sich Jan sein Gepäck und trifft in der Wartehalle auf seine Abholdelegation.

Nächtliches 7:1 auf der Röhre

Durch mehrere Aufenthalte in Russland sind Freundschaften entstanden, welche ihn am Flughafen in Empfang nahmen und ihm für die kommenden drei Wochen ein Gästezimmer zur Verfügung stellten. Dort verfolgte er auch das Halbfinale gegen Brasilien. Durch die Zeitverschiebung war es in Nowosibirsk 3 Uhr in der Nacht.

Entsprechend überschaubar war die Resonanz seiner Freude die Partie gemeinsam anzuschauen. Auf einem winzigen alten Röhrenfernseher sieht er wie Müller, Kroos & Co. dem Gastgeber eine Fußball-Lektion erteilen, wie sie der stolzen Seleção in ihrer Geschichte vorher wohl niemand zugemutet hat. "Ich wusste gar nicht wohin mit meiner Freude. Ich war ja ganz alleine", erinnert sich Jan.

Plötzlich waren alle für den "bunten Vogel"

Um einem ähnlich verwaisten Finalabend zu verhindern, ging es für das Endspiel mit Freunden in ein Pub. Trotz der nächtlichen Anstoßzeit war die Gaststätte gut gefüllt. Der Großteil der Einheimischen drückte Lionel Messi und den Argentiniern die Daumen. Neben Jan und seinem Anhang outete sich nur ein Gast im uralten Deutschland-Trikot als Fan des DFB-Teams.

Entsprechend genau wurde auch Jan beäugt. "Als Deutscher bin ich dort aufgefallen wie ein bunter Vogel. So viele Touristen verirren sich nicht nach Nowosibirsk", weiß er. Mit fortlaufender Spielzeit drehte sich die Stimmung im Pub. Die meisten Gäste fieberten plötzlich mit dem heute 30-Jährigem mit. "Beim Abpfiff habe ich so laut geschrien wie nie zuvor", erinnert er sich. Und schon wurde der Deutsche zur Attraktion des Abends.

Die russischen Gäste im Pub machten Selfies mit Jan, der sich im Siegestaumel weiter seine Stimme ruinierte. Zu guter Letzt gab der Wirt sogar eine Runde aus. Der Deutsche konnte sich vor Glückwünschen kaum retten. Als er mit seinen Freunden als letzte Gäste das Pub verließ, war es bereits hell. Jans erster Morgen als Weltmeister. Wahrscheinlich als Einziger in ganz Nowosibirsk.