Weidenfeller: Für Titel ist es nie zu spät

Die Momente nach dem Schlusspfiff in Rio de Janeiro wird Roman Weidenfeller sein ganzes Leben nicht mehr vergessen. Wie er auf den Rasen rannte, wie die Gefühle ihn übermannten, wie er die Medaille bekam und den Pokal. Mit Mitte 30 ist der Torhüter auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Und noch längst nicht am Ende. Vor dem EM-Qualifikationsspiel am Sonntag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) gegen Schottland in Dortmund porträtiert DFB.de den Lokalmatadoren vom BVB.

Als Bürgermeister der Westerwald-Gemeinde Nentershausen steht Thomas Weidenfeller naturgemäß in der Öffentlichkeit. Mittlerweile aber auch Fanpost in seinem Briefkasten vorzufinden, überrascht ihn dann doch. Dass ihm immer wieder Autogrammwünsche ins Haus flattern, hat der CDU-Politiker jetzt seinem prominenten Namensvetter erzählt, den er Anfang August endlich auch persönlich begrüßen durfte: Das schmucke Bürgerhaus platzte aus den Nähten, als Nentershausen gemeinsam mit den Sportfreunden Eisbachtal Weltmeister Roman Weidenfeller ehrte. Einen Monat nach dem Titelgewinn von Rio de Janeiro empfand der mit dem Bürgermeister nicht verwandte Torhüter von Borussia Dortmund diese Feier als "weiteren tollen Moment" in seiner an Höhepunkten gewiss nicht armen Karriere.

Spätberufener mit "Gänsehautentzündung"

Wenn Weidenfeller heute Fotos betrachtet, die ihn am Abend des 13. Juli überglücklich mit dem WM-Pokal zeigen, läuft er Gefahr, sich die "Gänsehautentzündung" zuzuziehen, für die der wortwitzige ARD-Experte Mehmet Scholl das Copyright besitzt. "Es läuft mir dann immer noch kalt den Rücken herunter", gesteht der Torhüter, der wie die meisten seiner 22 Kollegen noch gar nicht vollumfänglich realisiert hat, dass er nun in einer Reihe mit den berühmten Weltmeistern von 1954, 1974 und 1990 steht: "Um darüber groß nachzudenken, bleibt viel zu wenig Zeit", sagt er, "vielleicht wird mir die Bedeutung dieses Erfolgs erst nach der Laufbahn so richtig bewusst."

Weidenfeller darf mit Fug und Recht als Spätberufener bezeichnet werden. Erst mit 33 Jahren und drei Monaten feierte er sein Debüt in Deutschlands Elite-Elf. Bundestrainer Joachim Löw würdigte damit die glänzenden Leistungen, die der Dortmunder über Jahre in seinem Klub geboten hat. Im November 2013 ausgerechnet im Londoner Wembley-Stadion zwischen den Pfosten zu stehen und dort auch noch ohne Gegentor zu bleiben (1:0), war der Startschuss zu einem "unglaublichen Dreivierteljahr", das mit dem 1:0-Finalsieg über Argentinien seine Krönung fand.

"Wir hatten alle nur ein Ziel vor Augen: Weltmeister zu werden"

Bei der "Mission Maracanã" aktiv mitzuwirken, darüber habe er bei seinem Einstand gegen England "nicht in den kühnsten Träumen" nachgedacht, versichert Weidenfeller. Erst mit der Nominierung durch den Bundestrainer im Mai nahm seine Teilnahme an dem "großen Abenteuer" Gestalt an. Dass er als Weltmeister nach Deutschland zurückkehren durfte, weckt naturgemäß den Ehrgeiz, die ausgerechnet in Dortmund beginnende Qualifikation zur Europameisterschaft weiter aktiv zu begleiten. Beim Endturnier in Frankreich schon fast 36 Jahre alt zu sein, kann Weidenfellers Ehrgeiz dabei nicht mindern: Wiederholt hat er darauf hingewiesen, seinen Beruf "am liebsten noch mit 40" auszuüben. Am liebsten auch im Tor von Borussia Dortmund. Im Interview mit t-online.de sagte er jetzt, dem BVB treu bleiben und am liebsten dort seine Karriere beenden zu wollen.

Nachdem er bei den abschließenden Tests gegen Kamerun (2:2) und Armenien (6:1) Deutschlands zu diesem Zeitpunkt verletzte Nummer 1, Manuel Neuer, noch fachmännisch gut vertreten hatte, war Weidenfeller während der WM verabredungsgemäß ins zweite Glied zurückgetreten. Brasilien ohne eine einzige Einsatzminute nur als Reservist zu erleben, sei ihm "leicht gefallen", bekennt er, "wir hatten alle nur ein Ziel vor Augen: Weltmeister zu werden". Die eigenen Ansprüche diesem Leitgedanken unterzuordnen, empfand Weidenfeller als Selbstverständlichkeit. "Es ging ausschließlich um das Team", betont er. "Wir wussten alle, dass wir nur gemeinsam Großes erreichen konnten."

"Sehr guter Kontakt" zu Manuel Neuer

Seinen Kollegen Manuel Neuer hat der BVB-Keeper in den knapp acht gemeinsamen Wochen zwischen dem Vorbereitungscamp in Südtirol und dem märchenhaften Ende in Rio auf eine viel intensivere Weise kennengelernt, als dies der sportliche Alltag bisher zuließ. "Wir haben auf dem Platz sehr gut zusammengearbeitet und außerhalb viele fruchtbare Gespräche geführt", sagt Weidenfeller.

Dass sich die beiden Torhüter beim Essen im Campo Bahia "schräg gegenüber" saßen und auf diese Weise ohnehin ständig im Dialog standen, förderte diesen gewinnbringenden Prozess noch. "Der Kontakt zu Manu ist sehr gut geworden", sagt Weidenfeller und lobt seinen Kollegen: "Er hat in Brasilien sensationell gehalten."

[dfb]

Die Momente nach dem Schlusspfiff in Rio de Janeiro wird Roman Weidenfeller sein ganzes Leben nicht mehr vergessen. Wie er auf den Rasen rannte, wie die Gefühle ihn übermannten, wie er die Medaille bekam und den Pokal. Mit Mitte 30 ist der Torhüter auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Und noch längst nicht am Ende. Vor dem EM-Qualifikationsspiel am Sonntag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) gegen Schottland in Dortmund porträtiert DFB.de den Lokalmatadoren vom BVB.

Als Bürgermeister der Westerwald-Gemeinde Nentershausen steht Thomas Weidenfeller naturgemäß in der Öffentlichkeit. Mittlerweile aber auch Fanpost in seinem Briefkasten vorzufinden, überrascht ihn dann doch. Dass ihm immer wieder Autogrammwünsche ins Haus flattern, hat der CDU-Politiker jetzt seinem prominenten Namensvetter erzählt, den er Anfang August endlich auch persönlich begrüßen durfte: Das schmucke Bürgerhaus platzte aus den Nähten, als Nentershausen gemeinsam mit den Sportfreunden Eisbachtal Weltmeister Roman Weidenfeller ehrte. Einen Monat nach dem Titelgewinn von Rio de Janeiro empfand der mit dem Bürgermeister nicht verwandte Torhüter von Borussia Dortmund diese Feier als "weiteren tollen Moment" in seiner an Höhepunkten gewiss nicht armen Karriere.

Spätberufener mit "Gänsehautentzündung"

Wenn Weidenfeller heute Fotos betrachtet, die ihn am Abend des 13. Juli überglücklich mit dem WM-Pokal zeigen, läuft er Gefahr, sich die "Gänsehautentzündung" zuzuziehen, für die der wortwitzige ARD-Experte Mehmet Scholl das Copyright besitzt. "Es läuft mir dann immer noch kalt den Rücken herunter", gesteht der Torhüter, der wie die meisten seiner 22 Kollegen noch gar nicht vollumfänglich realisiert hat, dass er nun in einer Reihe mit den berühmten Weltmeistern von 1954, 1974 und 1990 steht: "Um darüber groß nachzudenken, bleibt viel zu wenig Zeit", sagt er, "vielleicht wird mir die Bedeutung dieses Erfolgs erst nach der Laufbahn so richtig bewusst."

Weidenfeller darf mit Fug und Recht als Spätberufener bezeichnet werden. Erst mit 33 Jahren und drei Monaten feierte er sein Debüt in Deutschlands Elite-Elf. Bundestrainer Joachim Löw würdigte damit die glänzenden Leistungen, die der Dortmunder über Jahre in seinem Klub geboten hat. Im November 2013 ausgerechnet im Londoner Wembley-Stadion zwischen den Pfosten zu stehen und dort auch noch ohne Gegentor zu bleiben (1:0), war der Startschuss zu einem "unglaublichen Dreivierteljahr", das mit dem 1:0-Finalsieg über Argentinien seine Krönung fand.

"Wir hatten alle nur ein Ziel vor Augen: Weltmeister zu werden"

Bei der "Mission Maracanã" aktiv mitzuwirken, darüber habe er bei seinem Einstand gegen England "nicht in den kühnsten Träumen" nachgedacht, versichert Weidenfeller. Erst mit der Nominierung durch den Bundestrainer im Mai nahm seine Teilnahme an dem "großen Abenteuer" Gestalt an. Dass er als Weltmeister nach Deutschland zurückkehren durfte, weckt naturgemäß den Ehrgeiz, die ausgerechnet in Dortmund beginnende Qualifikation zur Europameisterschaft weiter aktiv zu begleiten. Beim Endturnier in Frankreich schon fast 36 Jahre alt zu sein, kann Weidenfellers Ehrgeiz dabei nicht mindern: Wiederholt hat er darauf hingewiesen, seinen Beruf "am liebsten noch mit 40" auszuüben. Am liebsten auch im Tor von Borussia Dortmund. Im Interview mit t-online.de sagte er jetzt, dem BVB treu bleiben und am liebsten dort seine Karriere beenden zu wollen.

Nachdem er bei den abschließenden Tests gegen Kamerun (2:2) und Armenien (6:1) Deutschlands zu diesem Zeitpunkt verletzte Nummer 1, Manuel Neuer, noch fachmännisch gut vertreten hatte, war Weidenfeller während der WM verabredungsgemäß ins zweite Glied zurückgetreten. Brasilien ohne eine einzige Einsatzminute nur als Reservist zu erleben, sei ihm "leicht gefallen", bekennt er, "wir hatten alle nur ein Ziel vor Augen: Weltmeister zu werden". Die eigenen Ansprüche diesem Leitgedanken unterzuordnen, empfand Weidenfeller als Selbstverständlichkeit. "Es ging ausschließlich um das Team", betont er. "Wir wussten alle, dass wir nur gemeinsam Großes erreichen konnten."

"Sehr guter Kontakt" zu Manuel Neuer

Seinen Kollegen Manuel Neuer hat der BVB-Keeper in den knapp acht gemeinsamen Wochen zwischen dem Vorbereitungscamp in Südtirol und dem märchenhaften Ende in Rio auf eine viel intensivere Weise kennengelernt, als dies der sportliche Alltag bisher zuließ. "Wir haben auf dem Platz sehr gut zusammengearbeitet und außerhalb viele fruchtbare Gespräche geführt", sagt Weidenfeller.

Dass sich die beiden Torhüter beim Essen im Campo Bahia "schräg gegenüber" saßen und auf diese Weise ohnehin ständig im Dialog standen, förderte diesen gewinnbringenden Prozess noch. "Der Kontakt zu Manu ist sehr gut geworden", sagt Weidenfeller und lobt seinen Kollegen: "Er hat in Brasilien sensationell gehalten."