Vor zehn Jahren: Klose wird zum Alptraum der Saudis

Saudi-Arabiens Trainer Nasser Al Johar war weniger zum Feiern zumute: "Es war eine Katastrophe, ein sehr schlechtes Spiel meiner Mannschaft." Für Klose hingegen war es "ein Traum bei einer WM dabei zu sein und dabei eine große Rolle zu spielen". Die italienische Zeitung Corriere della Serra titelte nach dem ersten Auftritt unserer Mannschaft: "Deutsche Lawine über Saudi-Arabien – die DFB-Elf hat mit dem jungen Klose einen neuen Torjäger gefunden." Für den heutigen Römer waren es an jenem 1. Juni 2002 die Treffer neun, zehn und elf im Nationaldress. Alle deutschen Fans würden sich zehn Jahre später bei der EURO 2012 sicher über weitere Treffer von Miro freuen.

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Es war der höchste Sieg einer deutschen Nationalmannschaft bei einer Welt- oder Europameisterschaft. Am 1. Juni 2002 fegte unser Team die überforderte Mannschaft Saudi-Arabiens mit 8:0 (4:0) vom Platz. Ein gewisser Miroslav Klose überzeugte bei seinem WM-Debüt mit drei Treffern. Mit in Sapporo dabei waren etwa 500 deutsche Fans, darunter der heutige Fan Club-Betreuer Ansgar Marx.

Ansgar hatte schon Tage vor dem ersten Auftritt des deutschen Teams gewisse hellseherische Fähigkeiten an den Tag gelegt. Gemeinsam mit seiner Reisegruppe drehte er auf dem kleinen Fan-Fest in Sapporo ein Video. Als er nach dem Ausgang des Spiels gegen Saudi-Arabien befragt wurde, tippte er frisch drauf los: "Wir gewinnen 8:0", sprach Ansgar in die Kamera. Heute gesteht der Betreuer des Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola: "Das war natürlich mehr als Jux gemeint."

Unser Team hatte sich erst durch Nachsitzen für das Turnier qualifiziert. "Beim 4:1 gegen die Ukraine ein halbes Jahr zuvor hatte ich dann aber schon den Eindruck, dass sich die Mannschaft zusammenreißen kann, wenn es drauf ankommt", erinnert sich Ansgar. Aber musste man sich gegen Saudi-Arabien zusammenreißen?

"Interessante Stimmung"

Jedenfalls startete unsere Mannschaft sehr engagiert und hätte schon nach acht Minuten durch Carsten Jancker in Führung gehen können. Doch der Schiedsrichter hatte zuvor ein Foul gesehen. In der 20. Minute war es dann soweit: WM-Debütant Miroslav Klose netzte per Flugkopfball zum 1:0 ein und zeigte seinen Salto. Es sollte nicht das letzte Kopfballtor unserer Mannschaft an diesem Abend bleiben. Gleich fünf der acht Treffer gegen den vor allem in der Luft unterlegenen Gegner erzielte unser Team per Kopf: Zwei weitere Male Klose (25./69.), Michael Ballack (40.) und Thomas Linke (72.) nickten ein. Für Linke sollte es das einzige Tor in 43 Länderspielen bleiben. Zudem trafen Jancker (45.), Oliver Bierhoff (84.) und Bernd Schneider in der Schlussminute mit einem sehenswerten Freistoß.

Die Stimmung im Stadion bezeichnet Ansgar im Nachhinein als „interessant“. Die ganz große Party kam in dem Oval mit verschlossenem Dach nicht auf. Auch weil die Japaner als neutrale Zuschauer viel zu höflich und verhalten waren, obwohl viele von ihnen deutsche Trikots trugen.

Straße für 50 deutsche Fans gesperrt

Die Begeisterung bei den Co-Gastgebern wuchs aber nach dem Spiel, wie Ansgar sich erinnert: „Das 8:0 hat bei den Japanern enormen Eindruck gemacht.“ Da wurden viele Fotos von deutschen Fans geschossen, und die DFB-Schals waren begehrte Sammlerobjekte. Vor allem im etwas abgelegenen Sapporo, wo Touristen nicht zur Tagesordnung gehören, wurden die deutschen Fans hofiert. Da wurde nach dem historischen Sieg sogar noch eine Straße gesperrt, damit rund 50 deutsche Fans in der Nacht ausgelassen feiern konnten.

Saudi-Arabiens Trainer Nasser Al Johar war weniger zum Feiern zumute: "Es war eine Katastrophe, ein sehr schlechtes Spiel meiner Mannschaft." Für Klose hingegen war es "ein Traum bei einer WM dabei zu sein und dabei eine große Rolle zu spielen". Die italienische Zeitung Corriere della Serra titelte nach dem ersten Auftritt unserer Mannschaft: "Deutsche Lawine über Saudi-Arabien – die DFB-Elf hat mit dem jungen Klose einen neuen Torjäger gefunden." Für den heutigen Römer waren es an jenem 1. Juni 2002 die Treffer neun, zehn und elf im Nationaldress. Alle deutschen Fans würden sich zehn Jahre später bei der EURO 2012 sicher über weitere Treffer von Miro freuen.