Sami Khedira: "Dieses Spiel war das bislang schwerste"

In zentraler Position ist Sami Khedira Leistungsträger. Bei der EM in Polen und der Ukraine glänzt er als Stratege, Abräumer und Torschütze. Nach dem 4:2-Erfolg im Viertelfinale gegen Griechenland hat er mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke über seine Rolle in der deutschen Nationalmannschaft und die Vorfreude auf das Halbfinale gesprochen.

team.dfb.de: Herr Khedira, Ihr Vater hat gestern in einem Interview gesagt, dass er sehr stolz auf Sie ist. Was bedeutet Ihnen das?

Sami Khedira: Ich habe zu meiner Familie und den Menschen, die mir nahe stehen, ein offenes und ehrliches Verhältnis. Mein Vater ist stolz auf seine Kinder, auf meine Brüder und mich gleichermaßen. Rani geht einen guten Weg beim VfB, mein anderer Bruder studiert und schließt mit Bestnoten ab, darauf ist unser Vater nicht weniger stolz. Aber natürlich freue ich mich, wenn mein Vater so etwas sagt.

team.dfb.de: Was haben Sie gedacht, als Griechenland das 1:1 erzielt hat?

Khedira: Das Tor hatte sich angedeutet. Wir sind aus der Halbzeit gekommen und haben viele Bälle leichtfertig verloren. In dieser Situation haben die Griechen einen fast perfekten Konter gespielt. Aber wir haben danach als Mannschaft hervorragend reagiert. Es war wichtig, dass wir das Tempo sofort wieder hoch gehalten, die Griechen weiter unter Druck gesetzt und nicht ins Spiel kommen lassen haben.

team.dfb.de: Sie haben dann das 2:1 gemacht. Wie haben Sie diese Situation erlebt?

Khedira: Ich hatte schon in der ersten Halbzeit eine Chance, einmal bin ich relativ frei zum Schuss gekommen. Beim 2:1 habe ich gesehen, dass Jerome Boateng außen durch ist und frei zum Flanken kommt. Es hat sich alles auf den ersten Pfosten orientiert, ich habe im Rückraum gestanden und mich Richtung Strafraum-Mitte bewegt. Der Ball kam perfekt, ich habe ihn mit vollem Risiko genommen und zum Glück getroffen. Es war die pure Erleichterung. Zum einen, in Führung zu gehen, zum anderen, endlich mal wieder für die Nationalmannschaft getroffen zu haben.

team.dfb.de: War dieses Tor Ihre wichtigste Aktion im Spiel oder nur die sichtbarste?



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In zentraler Position ist Sami Khedira Leistungsträger. Bei der EM in Polen und der Ukraine glänzt er als Stratege, Abräumer und Torschütze. Nach dem 4:2-Erfolg im Viertelfinale gegen Griechenland hat er mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke über seine Rolle in der deutschen Nationalmannschaft und die Vorfreude auf das Halbfinale gesprochen.

team.dfb.de: Herr Khedira, Ihr Vater hat gestern in einem Interview gesagt, dass er sehr stolz auf Sie ist. Was bedeutet Ihnen das?

Sami Khedira: Ich habe zu meiner Familie und den Menschen, die mir nahe stehen, ein offenes und ehrliches Verhältnis. Mein Vater ist stolz auf seine Kinder, auf meine Brüder und mich gleichermaßen. Rani geht einen guten Weg beim VfB, mein anderer Bruder studiert und schließt mit Bestnoten ab, darauf ist unser Vater nicht weniger stolz. Aber natürlich freue ich mich, wenn mein Vater so etwas sagt.

team.dfb.de: Was haben Sie gedacht, als Griechenland das 1:1 erzielt hat?

Khedira: Das Tor hatte sich angedeutet. Wir sind aus der Halbzeit gekommen und haben viele Bälle leichtfertig verloren. In dieser Situation haben die Griechen einen fast perfekten Konter gespielt. Aber wir haben danach als Mannschaft hervorragend reagiert. Es war wichtig, dass wir das Tempo sofort wieder hoch gehalten, die Griechen weiter unter Druck gesetzt und nicht ins Spiel kommen lassen haben.

team.dfb.de: Sie haben dann das 2:1 gemacht. Wie haben Sie diese Situation erlebt?

Khedira: Ich hatte schon in der ersten Halbzeit eine Chance, einmal bin ich relativ frei zum Schuss gekommen. Beim 2:1 habe ich gesehen, dass Jerome Boateng außen durch ist und frei zum Flanken kommt. Es hat sich alles auf den ersten Pfosten orientiert, ich habe im Rückraum gestanden und mich Richtung Strafraum-Mitte bewegt. Der Ball kam perfekt, ich habe ihn mit vollem Risiko genommen und zum Glück getroffen. Es war die pure Erleichterung. Zum einen, in Führung zu gehen, zum anderen, endlich mal wieder für die Nationalmannschaft getroffen zu haben.

team.dfb.de: War dieses Tor Ihre wichtigste Aktion im Spiel oder nur die sichtbarste?

Khedira: Für die Masse war es die wichtigste Aktion. Es war enorm wertvoll, dass wir so schnell wieder in Führung gegangen sind. Ich versuche, der Mannschaft aber nicht nur durch ein Tor oder eine Torvorbereitung zu helfen, meine primären Aufgaben sind ja andere. Ich bin dafür da, Ruhe ins Spiel zu bringen und das Spiel zu kontrollieren. Und in dieser Rolle habe ich viele Aktionen, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind.

team.dfb.de: Wenn Sie Fußball gucken - achten Sie auf taktische Feinheiten?

Khedira: Es gibt auch Spiele, bei denen ich mich einfach nur zurücklehne. Aber ich habe fast immer ein Auge darauf, wie sich Spieler und Mannschaften taktisch verhalten. Oft wird über den Spieler geschimpft, der den Ball verloren hat, obwohl er gar nicht die Ursache für den Ballverlust war. Ihm haben die Anspielstation gefehlt, weil sich die Mitspieler zu wenig und falsch bewegt haben. Häufig wird auch nur der Torschütze bejubelt, aber es wird nicht gesehen, welche Laufwege für das Tor nötig waren und an welchen Stellen des Platzes für den Torerfolg Arbeit investiert wurde. Fußball wird vielfach oberflächig gesehen, für mich ist Fußball viel komplexer.

team.dfb.de: Vor dem Einschlafen denken Sie häufig darüber nach, was Sie im Spiel noch hätten besser machen können. Sie müssten demnach gestern schnell eingeschlafen sein...

Khedira: Nein. Ich hatte gestern gewaltige Probleme mit dem Einschlafen. Woran das lag, weiß ich nicht. Wahrscheinlich, weil das Spiel intensiv war und weil viel auf dem Spiel stand. In der öffentlichen Wahrnehmung war es bislang das einfachste Spiel bei dieser EM, für mich war es das schwerste. Viele haben schon vor dem Spiel vom Halbfinale gesprochen - wir zum Glück nicht. Wir haben über 90 Minuten ein hervorragendes Spiel gemacht, es gab viele intensive Szenen und Momente. Das alles war noch lange in meinem Kopf.

team.dfb.de: Viele Ihrer Mannschaftskollegen von Real Madrid sind bei der EM aktiv. Wie viel Kontakt haben Sie untereinander? Haben Sie sich mit Cristiano Ronaldo SMS geschrieben?

Khedira: Was die Portugiesen in diesem Turnier geleistet haben, nicht nur im Spiel gegen uns, ist beeindruckend. Speziell, was Cristiano bisher zeigt. Man schreibt sich immer mal wieder, man gratuliert sich, man wünscht sich Glück. Mesut ist da sehr aktiv. Er schreibt häufig SMS, auch in meinem Namen.

team.dfb.de: Heute Abend spielt Spanien gegen Frankreich. Wem drücken Sie die Daumen?

Khedira: Die Franzosen haben eine hervorragende Mannschaft, die Spanier auch. Ich erwarte, dass es ein großartiges Spiel wird. Spanien ist meine zweite Heimat, natürlich schaue ich da etwas genauer hin. Die Spieler aus dem Kader der Spanier, die ich etwas besser kenne, sind starke Persönlichkeiten und wunderbare Menschen. Gegen die Spanier haben wir außerdem noch etwas gut zu machen, deswegen würde es mich nicht stören, wenn sie heute Abend gewinnen.

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team.dfb.de: Sie sind mit der U 21 im Jahr 2009 Europameister geworden. Was hat das Team damals zu einer Gewinner-Mannschaft gemacht. Mehr als die individuelle Klasse?

Khedira: Ganz entscheidend war Trainer Horst Hrubesch. Er hat es geschafft, aus vielen guten Individualisten eine Mannschaft zu formen. An diesem Punkt sind wir jetzt auch beim A-Team. Wir haben viele hervorragende Einzelspieler mit herausragenden Fähigkeiten in der Offensive. Aber sie alle leisten auch Defensiv-Arbeit. Ich nehme gerne meinen Freund Mesut Özil dafür als Beispiel. Er galt lange nur als Künstler. Jetzt stellt es sich in den Dienst der Mannschaft. Das war in der Vorrunde gut zu sehen. Er hat weniger geglänzt, hat aber viele Laufwege gemacht, viel nach hinten gearbeitet und damit großen Anteil am Erfolg. Wenn eine Mannschaft soweit ist, dann ist das ein extrem gutes Zeichen.

team.dfb.de: Sie waren 2009 Kapitän der U 21. Wie sehen Sie Ihre Rolle inzwischen beim A-Team? Viel weniger Verantwortung als 2009 haben Sie nicht, oder?

Khedira: In den vergangenen ein, zwei Jahren hat es sich in diese Richtung entwickelt. Ich spüre zu 100 Prozent das Vertrauen des Trainerteams, das hilft dabei, Verantwortung zu übernehmen. Ich übernehme Verantwortung, mir wird aber auch Verantwortung übertragen - schon dadurch, dass ich in einer zentralen Position spiele. Ich fühle mich in der Mannschaft zu 100 Prozent wohl und zu 100 Prozent verstanden. Das ist die Grundlage dafür, dass ich meine Leistung abliefern kann.

team.dfb.de: Das Viertelfinale ist überstanden, das Halbfinale steht an. Wenn Sie wählen könnten, welcher Gegner wäre Ihnen lieber: England oder Italien?

Khedira: Das ist mir völlig egal, beides sind große Fußball-Nationen. Die Fans können sich auf das Halbfinale freuen, ob wir nun gegen Italien oder England spielen, spielt da keine große Rolle.

team.dfb.de: Wie sehr freuen Sie sich auf das Halbfinale?

Khedira: Für solche Spiele trainieren wir. Wenn man so ein Spiel erreicht, dann weiß man, wofür man so viel gearbeitet hat und dass sich die Mühen lohnen. Diese Momente, diese Spiele vergisst man nicht. Ich freue mich riesig auf die großen Spiele, noch mehr, wenn wir gegen starke Mannschaften spielen wie Italien und England. Sich mit den Besten zu messen, macht am meisten Spaß. Es ist wunderschön, wenn man die Chance hat, Teil der Fußball-Geschichte zu werden.