Robin Gosens: "Das Studium hilft mir auf dem Feld weiter"

Warum studiert man als Profifußballer Psychologie? Welchen Stellenwert hat die psychologische Betreuung im Fußball, und wie wichtig ist sie bei Verletzungen? Darüber spricht Nationalspieler Robin Gosens, der neben seiner Fußballkarriere ein Psychologiestudium absolviert. 

DFB.de: Warum haben Sie sich dazu entschieden, Psychologie zu studieren? Welche Auswirkungen hat das Studium auf Ihre Leistungen auf dem Platz?

Robin Gosens: Ich bin ein sehr emotionaler Spieler, der sich ständig selbst reflektiert und versucht, es besser zu machen. Dementsprechend versteife ich mich manchmal auch sehr, bin überehrgeizig oder steigere mich zu sehr in Sachen rein. Das Studium ist wichtig für mich, um den Kopf mal frei vom Fußball zu bekommen. Es ist generell nicht gut, wenn man nur an die Arbeit denkt. Das Studium erdet mich und zeigt mir, dass es auch noch andere Probleme gibt. Das ist Gold wert, für mich und meinen Kopf. Mein Plan ist, nach dem Bachelor den Master in Sportpsychologie zu machen.

DFB.de: Weshalb?

Gosens: Die Inhalte des Studiums helfen mir auch auf dem Feld weiter. Sie zielen darauf ab, den Menschen besser kennenzulernen. Ich kann dadurch besser einschätzen, warum jemand etwas macht. Außerdem bin ich nicht direkt beleidigt, wenn mir mal ein blöder Spruch gedrückt wird. Stattdessen hinterfrage ich auch mal kritischer, woran das liegen könnte und versuche durch ein Gespräch, ein bisschen in die Tiefe zu gehen und zu verstehen, warum jemand vielleicht gerade schlecht drauf ist. Ich glaube, wenn man seine Mitspieler besser versteht und weiß, wo ihre Schwächen und Stärken liegen, hilft das automatisch auch auf dem Platz. Es führt zu einer besseren Teamchemie, einem besseren Zusammenhalt und einer bessere Zusammenarbeit. Auch persönlich helfen mir die Inhalte aus dem Studium enorm weiter. Ich lerne mich selbst besser kennen und weiß, wie ich mit gewissen Dingen umgehen muss, um sie besser relativieren und einschätzen zu können. Ich glaube, das Gleichgewicht zwischen der sportlichen Performance und der mentalen Balance zu finden, ist essenziell, um kontinuierlich auf hohem Niveau performen zu können. 

DFB.de: Welchen Stellenwert hat die psychologische Betreuung im Fußball durch Sportpsychologen?

Gosens: Der Stellenwert der Sportpsychologie im Fußball ist meiner Meinung nach noch viel zu gering. Wir Sportler sind zwangsläufig Einflüssen ausgesetzt, gegen die man sich nicht wehren kann. Fußball ist ja nicht mehr nur der Sport, also auf dem Platz stehen, trainieren und ein Spiel abhalten. Sondern Fußball ist aufgrund der Tatsache, dass es so ein großes Business geworden ist, viel viel mehr. Dementsprechend glaube ich, dass auch die psychologische Betreuung parallel dazu wachsen müsste. Das ist meiner Meinung nach momentan noch nicht der Fall. Das Problem dabei ist, dass psychologische Betreuung immer noch als Schwäche angesehen wird. Es ist eine in der Gesellschaft verankerte Meinung, dass psychische Probleme mit Schwäche assoziiert und gleichgesetzt werden. Ich glaube, solange wir dieses Stigma nicht verlieren, hat es auch der Fußball schwer, eine vernünftige, professionelle psychologische Betreuung aufzubauen. Es muss verstanden werden, dass der Sportler durch die Medien, den Verein und die Fans so vielen Drucksituationen und Einflüssen ausgesetzt ist, vor denen er sich nicht verstecken kann, und es ganz normal und menschlich ist, dass man sich Hilfe sucht, wenn man sie braucht, damit man das alles verpackt bekommt. Letztendendes wollen ja alle das Gleiche, egal ob die Fans, die Medien oder der Verein. Alle wollen, dass der Spieler gute Leistungen bringt. Das gelingt meiner Meinung nach nur, wenn man davon wegkommt, dass psychische Probleme oder Angst vor Druckbelastung so negativ behaftet sind. Deswegen brauchen wir einen Paradigmenwechsel bzw. eine andere Sichtweise auf die Themen. Es ist eben keine Schwäche, sondern ein guter Charakterzug und eine große Stärke, wenn man sich öffnet und sagt: "Ich habe hier gerade Probleme und brauche Hilfe". Hilfe ist notwendig, um langfristig gut performen zu können. Da müssen wir hin, um das Sport-Business und den Fußball auf eine noch höhere Stufe zu befördern und die mentale Gesundheit zu schützen.

DFB.de: Wie wichtig ist eine psychologische Betreuung gerade bei längeren Verletzungen?

Gosens: Ich komme gerade aus einer sehr langen Verletzung, deswegen kann ich mich da sehr gut hineinversetzen. Eine mentale und psychologische Betreuung ist wichtig, um ein positives Mindset zu behalten. Gerade bei langen Verletzungen, wo man lange nicht das ausführen kann, was man liebt, nämlich den Sport. Aus meiner Sicht ist es essenziell, in solchen Phasen betreut zu werden und Hilfe zu bekommen, um positiv zu bleiben. Es gibt mittlerweile viele Studien, die beweisen, dass man länger braucht, um wieder fit zu werden, wenn der Kopf negativ eingestellt ist und man selbst nicht daran glaubt. Ein positives Mindset wirkt sich auch auf den Körper und das Lebensgefühl aus und trägt dazu bei, schneller wieder fit zu werden. Deshalb halte ich es für enorm wichtig, dass man bei einer längeren Verletzungsphase so betreut wird, dass Körper und Geist zusammenarbeiten und in die gleiche Richtung denken. 

[tb]

Warum studiert man als Profifußballer Psychologie? Welchen Stellenwert hat die psychologische Betreuung im Fußball, und wie wichtig ist sie bei Verletzungen? Darüber spricht Nationalspieler Robin Gosens, der neben seiner Fußballkarriere ein Psychologiestudium absolviert. 

DFB.de: Warum haben Sie sich dazu entschieden, Psychologie zu studieren? Welche Auswirkungen hat das Studium auf Ihre Leistungen auf dem Platz?

Robin Gosens: Ich bin ein sehr emotionaler Spieler, der sich ständig selbst reflektiert und versucht, es besser zu machen. Dementsprechend versteife ich mich manchmal auch sehr, bin überehrgeizig oder steigere mich zu sehr in Sachen rein. Das Studium ist wichtig für mich, um den Kopf mal frei vom Fußball zu bekommen. Es ist generell nicht gut, wenn man nur an die Arbeit denkt. Das Studium erdet mich und zeigt mir, dass es auch noch andere Probleme gibt. Das ist Gold wert, für mich und meinen Kopf. Mein Plan ist, nach dem Bachelor den Master in Sportpsychologie zu machen.

DFB.de: Weshalb?

Gosens: Die Inhalte des Studiums helfen mir auch auf dem Feld weiter. Sie zielen darauf ab, den Menschen besser kennenzulernen. Ich kann dadurch besser einschätzen, warum jemand etwas macht. Außerdem bin ich nicht direkt beleidigt, wenn mir mal ein blöder Spruch gedrückt wird. Stattdessen hinterfrage ich auch mal kritischer, woran das liegen könnte und versuche durch ein Gespräch, ein bisschen in die Tiefe zu gehen und zu verstehen, warum jemand vielleicht gerade schlecht drauf ist. Ich glaube, wenn man seine Mitspieler besser versteht und weiß, wo ihre Schwächen und Stärken liegen, hilft das automatisch auch auf dem Platz. Es führt zu einer besseren Teamchemie, einem besseren Zusammenhalt und einer bessere Zusammenarbeit. Auch persönlich helfen mir die Inhalte aus dem Studium enorm weiter. Ich lerne mich selbst besser kennen und weiß, wie ich mit gewissen Dingen umgehen muss, um sie besser relativieren und einschätzen zu können. Ich glaube, das Gleichgewicht zwischen der sportlichen Performance und der mentalen Balance zu finden, ist essenziell, um kontinuierlich auf hohem Niveau performen zu können. 

DFB.de: Welchen Stellenwert hat die psychologische Betreuung im Fußball durch Sportpsychologen?

Gosens: Der Stellenwert der Sportpsychologie im Fußball ist meiner Meinung nach noch viel zu gering. Wir Sportler sind zwangsläufig Einflüssen ausgesetzt, gegen die man sich nicht wehren kann. Fußball ist ja nicht mehr nur der Sport, also auf dem Platz stehen, trainieren und ein Spiel abhalten. Sondern Fußball ist aufgrund der Tatsache, dass es so ein großes Business geworden ist, viel viel mehr. Dementsprechend glaube ich, dass auch die psychologische Betreuung parallel dazu wachsen müsste. Das ist meiner Meinung nach momentan noch nicht der Fall. Das Problem dabei ist, dass psychologische Betreuung immer noch als Schwäche angesehen wird. Es ist eine in der Gesellschaft verankerte Meinung, dass psychische Probleme mit Schwäche assoziiert und gleichgesetzt werden. Ich glaube, solange wir dieses Stigma nicht verlieren, hat es auch der Fußball schwer, eine vernünftige, professionelle psychologische Betreuung aufzubauen. Es muss verstanden werden, dass der Sportler durch die Medien, den Verein und die Fans so vielen Drucksituationen und Einflüssen ausgesetzt ist, vor denen er sich nicht verstecken kann, und es ganz normal und menschlich ist, dass man sich Hilfe sucht, wenn man sie braucht, damit man das alles verpackt bekommt. Letztendendes wollen ja alle das Gleiche, egal ob die Fans, die Medien oder der Verein. Alle wollen, dass der Spieler gute Leistungen bringt. Das gelingt meiner Meinung nach nur, wenn man davon wegkommt, dass psychische Probleme oder Angst vor Druckbelastung so negativ behaftet sind. Deswegen brauchen wir einen Paradigmenwechsel bzw. eine andere Sichtweise auf die Themen. Es ist eben keine Schwäche, sondern ein guter Charakterzug und eine große Stärke, wenn man sich öffnet und sagt: "Ich habe hier gerade Probleme und brauche Hilfe". Hilfe ist notwendig, um langfristig gut performen zu können. Da müssen wir hin, um das Sport-Business und den Fußball auf eine noch höhere Stufe zu befördern und die mentale Gesundheit zu schützen.

DFB.de: Wie wichtig ist eine psychologische Betreuung gerade bei längeren Verletzungen?

Gosens: Ich komme gerade aus einer sehr langen Verletzung, deswegen kann ich mich da sehr gut hineinversetzen. Eine mentale und psychologische Betreuung ist wichtig, um ein positives Mindset zu behalten. Gerade bei langen Verletzungen, wo man lange nicht das ausführen kann, was man liebt, nämlich den Sport. Aus meiner Sicht ist es essenziell, in solchen Phasen betreut zu werden und Hilfe zu bekommen, um positiv zu bleiben. Es gibt mittlerweile viele Studien, die beweisen, dass man länger braucht, um wieder fit zu werden, wenn der Kopf negativ eingestellt ist und man selbst nicht daran glaubt. Ein positives Mindset wirkt sich auch auf den Körper und das Lebensgefühl aus und trägt dazu bei, schneller wieder fit zu werden. Deshalb halte ich es für enorm wichtig, dass man bei einer längeren Verletzungsphase so betreut wird, dass Körper und Geist zusammenarbeiten und in die gleiche Richtung denken. 

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