Robin Gosens: "Amateurfußball ist Teil meiner DNA"

Nationalspieler Robin Gosens ist ein Spätstarter. Erst mit 18 Jahren kam der Flügelspieler von Atalanta Bergamo im Profifußball an. Gosens ist dem Amateurfußball immer noch eng verbunden. In Teil zwei unseres DFB.de-Interviews spricht er über sein Probetraining bei Borussia Dortmund, die Anfield Road und seinen Kindertraum, Polizist zu werden.

DFB.de: Ein wichtiger Moment in Ihrer Karriere war das Probetraining bei der U 19 von Borussia Dortmund, das letztendlich nicht zum Happy End wurde. Sie haben später selbst zugegeben, dass Ihnen damals die Basisfähigkeiten fehlten und Ihnen der Tag die Augen geöffnet hat. Wie haben Sie ihren Rückstand gegenüber den Jugendspielern aus den Internaten aufholen können?

Robin Gosens: Das geht vor allem über eiserne Disziplin und die richtige Mentalität. Ich bin sicherlich nicht mit dem meisten Talent gesegnet, dafür aber mit Charakter, Disziplin und Mentalität. Das hat mich auch genau in der Zeit ausgezeichnet. Das Probetraining damals war nicht erfolgreich, aber Dortmund hatte mich eingeladen. Es muss also schon etwas an mir gewesen sein. Als ich in den Niederlanden die Chance bekommen habe, habe ich ganz viel an mir gearbeitet. Das war ein absoluter Glücksgriff, dass ich dort zurechtgekommen bin. Denn in den Niederlanden sind die Basisfähigkeiten am wichtigsten. Die Technik, die erste Annahme, die Koordinationsfähigkeit. Das hatte ich vorher nie speziell trainiert. Es gibt sicher ganz viele Fußballer, die mehr Talent haben als ich, aber trotzdem nicht so eine Karriere gemacht haben. Deswegen würde ich sagen, dass im heutigen Fußball die Bedeutung der Mentalität nicht zu verachten ist.

DFB.de: Was wäre denn aus Ihnen geworden, wenn Sie es nicht mehr zum Profi geschafft hätten? 

Gosens: Ich wollte Polizist werden, das war für mich damals schon relativ sicher. Als mein Opa mich mit sieben Jahren in sein Polizeiauto gesetzt hat, dachte ich, dass ich in die Fußstapfen von ihm treten werde. Wenn das mit dem Fußball nicht funktioniert hätte, wäre ich diesen Weg wohl erstmal gegangen. Rückblickend bin ich froh, dass ich ihn nicht gehen musste, weil ich glaube, dass ich damit langfristig nicht glücklich geworden wäre. Mittlerweile würde ich mich eher im Bereich der der Psychologie sehen.

DFB.de: Nach ihrem Länderspieldebüt im September gegen Spanien waren ihre Gedanken relativ schnell wieder bei einer Hausarbeit für Ihr Psychologie-Studium. Wie wichtig ist ihnen diese Ablenkung vom Fußball-Geschäft? 

Gosens: Für mich ist das essenziell. Ich bin ein sehr emotionaler Spieler, der sich ständig selbst reflektiert und versucht, es besser zu machen. Dementsprechend versteife ich mich manchmal auch sehr, bin überehrgeizig oder steigere mich zu sehr in Sachen rein. Das Studium ist wichtig für mich, um den Kopf mal weg vom Fußball zu bekommen. Es ist generell nicht gut, wenn man nur an die Arbeit denkt. Das Studium erdet mich und zeigt mir, dass es auch noch andere Probleme gibt. Das ist Gold wert für mich und meinen Kopf. Mein Plan ist, nach dem Bachelor den Master in Sportpsychologie zu machen. 

DFB.de: Sie spielen mittlerweile schon seit drei Jahren bei Atalanta Bergamo in der Serie A, laufen in der Champions League auf und sind Nationalspieler. Haben Sie sich an diese große Bühne gewöhnt?

Gosens: Nein. Das wird hoffentlich auch nicht normal für mich werden. In meinen Augen und mit dem Weg, den ich hinter mir habe, ist es einfach nicht normal an der Anfield Road gegen Liverpool aufzulaufen und auch noch ein Tor zu machen. Wem willst du das erzählen? Sowas darf nicht normal werden. Davon träumen Millionen Kinder. Natürlich braucht man eine gewisse Routine, um seine Leistung abrufen zu können. Aber wenn ich das, was ich gerade erlebe, als normal ansehen würde, wäre ich auf dem Holzweg. Das wäre der Moment, in dem ich sage: Ich höre auf mit dem Spaß. 

DFB.de: Wie viel Amateurfußballer steckt noch im Nationalspieler Robin Gosens? 

Gosens: Der Amateurfußball macht einen riesengroßen Teil meiner DNA aus. Wie ich auf dem Platz bin. Auch, wie ich als Persönlichkeit bin. Ich habe diese Bolzplatzmentalität. Ich hoffe, das bleibt auch so. Jungs aus dem Internat mussten irgendwo auch egoistisch denken, um der eine von ganz, ganz vielen zu sein. Da kann man ihnen keinen Vorwurf machen. Ich hingegen war bis 18 nur mit meinen Freunden unterwegs. Für mich ist der Teamgedanke viel wichtiger. Wenn ich auf der Bank bin, bin ich auch nicht happy, aber ich freue mich, wenn die Jungs gewinnen. Andere wünschen sich dagegen, dass ihr Konkurrent schlecht spielt.

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, nach der Karriere nochmal in der Heimat in Emmerich mit den alten Freunden zu spielen? 

Gosens: Das ist fest eingeplant. Da unterhalten wir uns regelmäßig drüber. Das ist eigentlich schon seit Jahren geplant, dass wir versuchen, wieder alle zusammenzukommen, um gemeinsam Fußball zu spielen. Ich finde es schade, dass das derzeit durch meinen Job nicht geht. Denn am Ende des Tages ist es das Allerschönste, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen und einfach Spaß zu haben. Ich möchte dann einfach eine ruhige Kugel schieben und mit ihnen ein Bier trinken.

Hier geht es zum Teil eins unseres Interviews mit Robin Gosens.

[tb]

Nationalspieler Robin Gosens ist ein Spätstarter. Erst mit 18 Jahren kam der Flügelspieler von Atalanta Bergamo im Profifußball an. Gosens ist dem Amateurfußball immer noch eng verbunden. In Teil zwei unseres DFB.de-Interviews spricht er über sein Probetraining bei Borussia Dortmund, die Anfield Road und seinen Kindertraum, Polizist zu werden.

DFB.de: Ein wichtiger Moment in Ihrer Karriere war das Probetraining bei der U 19 von Borussia Dortmund, das letztendlich nicht zum Happy End wurde. Sie haben später selbst zugegeben, dass Ihnen damals die Basisfähigkeiten fehlten und Ihnen der Tag die Augen geöffnet hat. Wie haben Sie ihren Rückstand gegenüber den Jugendspielern aus den Internaten aufholen können?

Robin Gosens: Das geht vor allem über eiserne Disziplin und die richtige Mentalität. Ich bin sicherlich nicht mit dem meisten Talent gesegnet, dafür aber mit Charakter, Disziplin und Mentalität. Das hat mich auch genau in der Zeit ausgezeichnet. Das Probetraining damals war nicht erfolgreich, aber Dortmund hatte mich eingeladen. Es muss also schon etwas an mir gewesen sein. Als ich in den Niederlanden die Chance bekommen habe, habe ich ganz viel an mir gearbeitet. Das war ein absoluter Glücksgriff, dass ich dort zurechtgekommen bin. Denn in den Niederlanden sind die Basisfähigkeiten am wichtigsten. Die Technik, die erste Annahme, die Koordinationsfähigkeit. Das hatte ich vorher nie speziell trainiert. Es gibt sicher ganz viele Fußballer, die mehr Talent haben als ich, aber trotzdem nicht so eine Karriere gemacht haben. Deswegen würde ich sagen, dass im heutigen Fußball die Bedeutung der Mentalität nicht zu verachten ist.

DFB.de: Was wäre denn aus Ihnen geworden, wenn Sie es nicht mehr zum Profi geschafft hätten? 

Gosens: Ich wollte Polizist werden, das war für mich damals schon relativ sicher. Als mein Opa mich mit sieben Jahren in sein Polizeiauto gesetzt hat, dachte ich, dass ich in die Fußstapfen von ihm treten werde. Wenn das mit dem Fußball nicht funktioniert hätte, wäre ich diesen Weg wohl erstmal gegangen. Rückblickend bin ich froh, dass ich ihn nicht gehen musste, weil ich glaube, dass ich damit langfristig nicht glücklich geworden wäre. Mittlerweile würde ich mich eher im Bereich der der Psychologie sehen.

DFB.de: Nach ihrem Länderspieldebüt im September gegen Spanien waren ihre Gedanken relativ schnell wieder bei einer Hausarbeit für Ihr Psychologie-Studium. Wie wichtig ist ihnen diese Ablenkung vom Fußball-Geschäft? 

Gosens: Für mich ist das essenziell. Ich bin ein sehr emotionaler Spieler, der sich ständig selbst reflektiert und versucht, es besser zu machen. Dementsprechend versteife ich mich manchmal auch sehr, bin überehrgeizig oder steigere mich zu sehr in Sachen rein. Das Studium ist wichtig für mich, um den Kopf mal weg vom Fußball zu bekommen. Es ist generell nicht gut, wenn man nur an die Arbeit denkt. Das Studium erdet mich und zeigt mir, dass es auch noch andere Probleme gibt. Das ist Gold wert für mich und meinen Kopf. Mein Plan ist, nach dem Bachelor den Master in Sportpsychologie zu machen. 

DFB.de: Sie spielen mittlerweile schon seit drei Jahren bei Atalanta Bergamo in der Serie A, laufen in der Champions League auf und sind Nationalspieler. Haben Sie sich an diese große Bühne gewöhnt?

Gosens: Nein. Das wird hoffentlich auch nicht normal für mich werden. In meinen Augen und mit dem Weg, den ich hinter mir habe, ist es einfach nicht normal an der Anfield Road gegen Liverpool aufzulaufen und auch noch ein Tor zu machen. Wem willst du das erzählen? Sowas darf nicht normal werden. Davon träumen Millionen Kinder. Natürlich braucht man eine gewisse Routine, um seine Leistung abrufen zu können. Aber wenn ich das, was ich gerade erlebe, als normal ansehen würde, wäre ich auf dem Holzweg. Das wäre der Moment, in dem ich sage: Ich höre auf mit dem Spaß. 

DFB.de: Wie viel Amateurfußballer steckt noch im Nationalspieler Robin Gosens? 

Gosens: Der Amateurfußball macht einen riesengroßen Teil meiner DNA aus. Wie ich auf dem Platz bin. Auch, wie ich als Persönlichkeit bin. Ich habe diese Bolzplatzmentalität. Ich hoffe, das bleibt auch so. Jungs aus dem Internat mussten irgendwo auch egoistisch denken, um der eine von ganz, ganz vielen zu sein. Da kann man ihnen keinen Vorwurf machen. Ich hingegen war bis 18 nur mit meinen Freunden unterwegs. Für mich ist der Teamgedanke viel wichtiger. Wenn ich auf der Bank bin, bin ich auch nicht happy, aber ich freue mich, wenn die Jungs gewinnen. Andere wünschen sich dagegen, dass ihr Konkurrent schlecht spielt.

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, nach der Karriere nochmal in der Heimat in Emmerich mit den alten Freunden zu spielen? 

Gosens: Das ist fest eingeplant. Da unterhalten wir uns regelmäßig drüber. Das ist eigentlich schon seit Jahren geplant, dass wir versuchen, wieder alle zusammenzukommen, um gemeinsam Fußball zu spielen. Ich finde es schade, dass das derzeit durch meinen Job nicht geht. Denn am Ende des Tages ist es das Allerschönste, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen und einfach Spaß zu haben. Ich möchte dann einfach eine ruhige Kugel schieben und mit ihnen ein Bier trinken.

Hier geht es zum Teil eins unseres Interviews mit Robin Gosens.

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