Paul Kalkbrenner: „Fußball hat viel mit Liebe zu tun“

Rund 50.000 Mitglieder hat der Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola. Aber der DFB-Auswahl drücken noch viel mehr Menschen die Daumen. Darunter auch zahlreiche bekannte Größen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Zum zehnjährigen Bestehen des Fan Club Nationalmannschaft sprechen sie in der neuen Rubrik "Prominente Fans" über ihre Fußball-Leidenschaft.

Er ist einer von Tausenden, die kommen, um die Nationalmannschaft live zu sehen. Paul Kalkbrenner ist also ein ganz gewöhnlicher Fan des DFB-Teams. Etwas aber unterscheidet ihn von den meisten Fans. Etwas, das ihn mit der Nationalmannschaft eint: Auch zu Paul Kalkbrenner kommen Tausende, um ihn live spielen zu sehen.

Der 35 Jahre alte gebürtige Leipziger ist einer der weltweit bekanntesten deutschen Musik-Exporte. Er hat Millionen von Platten verkauft, "Sky and Sand" war sein bisher größter Hit, sein Kinofilm „Berlin Calling“ erlangte große Bekanntheit, seine Konzerte sind ausverkauft, in der ganzen Welt ist er ein Star. Europa, Süd- und Nordamerika, Asien - die Liste seiner Auftritte scheint endlos zu sein.

Zurzeit befindet er sich auf der „Guten Tag“-Tour durch Europa und damit im Stress. Zeit für den Fan Club National¬mannschaft hat er sich trotzdem genommen. Im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Mitarbeiter Julian Schwarz erzählt Paul Kalkbrenner von seiner Leidenschaft für den Fußball, seiner Trikot-Sammlung, seiner Musik und seinen Fans. Und er begründet, warum er davon träumt, eines Tages für den DFB und bei der Nationalmannschaft zu arbeiten.

fanclub.dfb.de: Herr Kalkbrenner, bei Ihren Auftritten, und auch in dem Film „Berlin Calling“, in dem Sie die Hauptrolle spielen, tragen Sie häufig Fußball-Trikots. Woher haben Sie diese?

Paul Kalkbrenner: Sie stammen aus der Sammlung von mir und meinem früheren Kompagnon Sascha Funke. Es waren mal um die 150 bis 200 Trikots. Die Kollektion ist leider seit dem Filmdreh nach und nach kleiner geworden.

fanclub.dfb.de: Gab es in „Berlin Calling“ bestimmte Gründe, warum in welcher Szene welches Trikot getragen wurde?

Paul Kalkbrenner: Es gab keine speziellen Gründe. Man setzt sich hin und überlegt, welches Trikot in welcher Szene am Besten passt. Ein Beispiel: Der Dreh zu „Berlin Calling“ hat im Jahr 2007 stattgefunden, und ein Jahr nach der WM 2006 wollten wir kein Italien-Trikot nehmen, da die Niederlage im WM-Halbfinale noch zu frisch war. Wir sind dann auf ein Trikot des AC Milan ausgewichen.

fanclub.dfb.de: Finden sich Trikots in Ihrer Sammlung, auf die Sie besonders stolz sind oder zu denen Sie einen besonderen Bezug haben?

Paul Kalkbrenner: Schon. Einige der besten Stücke sind die Trikots von Johann Cruyff, Michel Platini und Diego Maradona. Dann das 70er-Nationaltrikot von Brasilien. Und natürlich das Fritz Walter-Trikot von 1954.

fanclub.dfb.de: Haben Sie ein Lieblingstrikot?

Paul Kalkbrenner: Das 90er-Nationalmannschaftstrikot. Auch wenn es nach meinem Geschmack ein Design-Fauxpas war, gehört es definitiv zu meinen Lieblingsstücken.

fanclub.dfb.de: Wissen Sie noch welches Ihr erstes Trikot war?

Paul Kalkbrenner: Das des BFC Dynamo aus meiner Jugendzeit im Osten. Das hatte meine Mutter damals selber genäht.

fanclub.dfb.de: Sie spielen auch selber gerne Fußball. Haben Sie mal in einem Verein gespielt?

Paul Kalkbrenner: Nur kurz. Ich war früher Leichtathlet, habe aber oft mit Freunden auf der Wiese gekickt. Ein lockeres drei gegen drei. Heute bleibt dazu nicht mehr so viel Zeit, außerdem geht mir immer sehr schnell die Puste aus. Aber das will ich ändern. Mein fester Vorsatz ist, mich künftig wieder mehr sportlich zu betätigen. Diesen Sommer werde ich versuchen, wieder etwas häufiger gegen den Ball zu treten.

fanclub.dfb.de: Wie schätzen Sie Ihr Talent als Fußballer ein?

Paul Kalkbrenner: Ich bin in meiner Jugend zu schnell gewachsen, und im Alter von 20 Jahren ging das Knie kaputt. Aber da muss ich ehrlich zu mir sein: Ein Leistungs¬sportler wäre aus mir wohl nie geworden. Ich glaube, dass mir neben dem Talent auch die Willensstärke gefehlt hätte. Nationalspieler wäre ich bestimmt nicht geworden. Aber wer weiß, vielleicht führt mich mein beruflicher Weg eines Tages zum DFB, ich könnte mir das gut vorstellen.

fanclub.dfb.de: In welcher Rolle würden Sie sich sehen?

Paul Kalkbrenner: Ich würde für mein Leben gerne mit der Nationalmannschaft reisen. Wer will das nicht (lacht). Und Träumen muss ja erlaubt sein. Bis ich 40 Jahre alt bin, mache ich auf jeden Fall noch Musik. Danach würde ich viel lieber beim DFB arbeiten. Die Spieler durch die Pressekonferenzen zu leiten, könnte mir ganz gut gefallen.

fanclub.dfb.de: Die Stelle des Pressesprechers der Nationalmannschaft ist allerdings erst jüngst neu besetzt worden.

Paul Kalkbrenner: Ich weiß, aber ich bin ja auch noch nicht 40. Wer weiß schon, was in fünf Jahren ist. Ich werde mich dann mal informieren, was man machen muss, um sich beim DFB zu bewerben. Und dann hoffe ich, einen Job in Frankfurt zu bekommen. Ganz ehrlich: Mit dem Team zu Turnieren zu reisen, wäre für mich ein Traum.

fanclub.dfb.de: Können Sie beschreiben, was Fußball für Sie bedeutet?

Paul Kalkbrenner: Es hat religiöse Züge und viel mit Liebe zu tun. Insbesondere der Klub-Fußball. Früher im Osten durfte man nicht so deutlich zeigen, dass man Fan von einem Verein war. Umso mehr leben die Menschen dies nach der Wende aus. Anders als bei manchen zwischenmenschlichen Beziehungen hält die Liebe zum Verein ein Leben lang. Freunde kommen und gehen, Menschen lassen sich scheiden – die Treue zum Verein kann nichts erschüttern.

fanclub.dfb.de: Sie haben beruflich viel Stress, sind viel unterwegs. Können Sie dennoch die Spiele der Nationalmannschaft regelmäßig verfolgen?

Paul Kalkbrenner: Die meisten Menschen arbeiten mehr als ich (lacht). Das ist mein großes Glück. Bei einem Qualifikationsspiel kann es schon mal vorkommen, dass ich es nicht schaffe, aber zu einer WM oder EM nehme ich mir frei. Das ist ein Muss. Zu einem Turnier besorge ich mir auch immer einen Satz von Fahnen aller qualifizierten Länder. Die werden dann bei jeder Partie über den Fernseher gehängt.

fanclub.dfb.de: Haben Sie die Nationalmannschaft schon einmal live spielen sehen?

Paul Kalkbrenner: Gegen Schweden war ich da, bei dem legendären 4:4 im Berliner Olympiastadion.

fanclub.dfb.de: Es gab im Anschluss viel Kritik an der Nationalmannschaft. Glauben Sie dennoch an den WM-Titel 2014 für Deutschland?

Paul Kalkbrenner: Da gibt es keine zwei Antworten: Wir gewinnen das Ding - hoffentlich (lacht). Die letzten Male war es immer so knapp. Wir sind auch einfach mal wieder dran. Außerdem spielt die Mannschaft tollen Fußball. Die Jungs hätten sich das ganz einfach verdient. Aber eine WM in Brasilien, auf einem anderen Kontinent, da ist mein Geheimfavorit Kolumbien.

fanclub.dfb.de: Sie sind Fußball-Fan, Sie haben aber auch Fans. Was bedeuten Ihnen diese?

Paul Kalkbrenner: Ohne meine Fans, würde ich nicht da sein, wo ich heute bin. Mir ist das sehr bewusst.

fanclub.dfb.de: Sie sind viel unterwegs. Zürich, Paris, Amsterdam, Rom, London. In welchem Land oder auf welchem Kontinent werden Sie am meisten gebucht?

Paul Kalkbrenner: In Afrika spiele ich weniger, aber sonst hat mich die Musik schon fast einmal um den ganzen Globus geführt. Von China über Brasilien nach Kalifornien. Ich war in Tokio, in Singapur, Melbourne und Sydney. Jetzt bin ich wieder zurück auf großer Europa-Route.

fanclub.dfb.de: Wie viele Tage sind Sie im Jahr unterwegs?

Paul Kalkbrenner: Kurz nach Ende der Dreharbeiten zu „Berlin Calling“ waren es exakt 142 Kalendertage. Danach ist es ein bisschen weniger geworden. Mittlerweile gebe ich um die 60 Shows im Jahr.

fanclub.dfb.de: Sie haben Ihr eigenes Plattenlabel gegründet. Wie ist es, mehr Verantwortung zu tragen?

Paul Kalkbrenner: Am Anfang war es gut, jemanden zu haben, der hinter einem steht. Jetzt übernehme ich gerne mehr Verantwortung. Ich werde bald 36 Jahre alt, und irgendwann will man ja auch als Mann sein eigenes Ding durchziehen. Es wurde jetzt ein großes Team von 17 Mitarbeitern zusammen¬gestellt, also viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Das fühlt sich gut an.

fanclub.dfb.de: Welche Musik hören Sie eigentlich privat?

Paul Kalkbrenner: Ich höre privat gar keine Musik. Wenn ich ein Album produziere, will ich keinen Audioinput haben. Ich muss inspirationslos bleiben. Meine Musik muss von innen kommen. Wenn ich anfange, ein Album aufzunehmen und zu produzieren, darf mich nichts nebenbei ablenken. Kein Radio, kein Fernsehen. Es hat auch eine Weile gedauert, bis ich festgestellt habe, dass ich so am kreativsten bin. Ich bin schließlich kein DJ, für den es notwendig ist, immer auf dem Laufenden zu sein. Wenn, dann höre ich mal Klassik, Vivaldi zum Beispiel. Aber eigentlich bin ich kein Musikhörer.

fanclub.dfb.de: Wie laufen die Studioaufnahmen bei Ihnen ab?

Paul Kalkbrenner: Das lässt sich pauschal nicht sagen. Manchmal braucht es nur zehn Minuten bis 90 Prozent von einem Stück stehen. Es kommt auch vor, dass es ewig dauert, obwohl ich schon zu Beginn der Aufnahmen weiß, wie das Stück aussehen soll. Es kann dann bis zu 20 Jahre dauern, bis ich restlos zufrieden bin.

fanclub.dfb.de: Seit Ihrem großen Durchbruch spielen Sie nicht mehr in kleineren Clubs, Sie spielen jetzt immer vor Tausenden von Fans. Was hat sich dadurch für Sie verändert?

Paul Kalkbrenner: Es ist anonymer. In den kleinen Clubs kannst du den Leuten teilweise noch direkt ins Gesicht gucken, auf den großen Bühnen ist das nicht mehr möglich. In einem Club kann es dazu kommen, dass jemand sein Bier am Mischpult abstellt oder aus Versehen über die sensiblen Gerätschaften kippt. Mir wurden auch schon einmal Jacken gereicht, weil die Leute dachten, dass ich an der Garderobe arbeiten würde.

fanclub.dfb.de: Vermissen Sie es manchmal, dieses Intime, den direkten Kontakt mit den Fans?

Paul Kalkbrenner: Ganz ehrlich: Ich mag es groß. Meine Musik ist auch eher für große Veranstaltungen geeignet. Für kleinere Lokalitäten ist meine Musik vielleicht auch gar nicht „groovy“ genug.

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Rund 50.000 Mitglieder hat der Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola. Aber der DFB-Auswahl drücken noch viel mehr Menschen die Daumen. Darunter auch zahlreiche bekannte Größen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Zum zehnjährigen Bestehen des Fan Club Nationalmannschaft sprechen sie in der neuen Rubrik "Prominente Fans" über ihre Fußball-Leidenschaft.

Er ist einer von Tausenden, die kommen, um die Nationalmannschaft live zu sehen. Paul Kalkbrenner ist also ein ganz gewöhnlicher Fan des DFB-Teams. Etwas aber unterscheidet ihn von den meisten Fans. Etwas, das ihn mit der Nationalmannschaft eint: Auch zu Paul Kalkbrenner kommen Tausende, um ihn live spielen zu sehen.

Der 35 Jahre alte gebürtige Leipziger ist einer der weltweit bekanntesten deutschen Musik-Exporte. Er hat Millionen von Platten verkauft, "Sky and Sand" war sein bisher größter Hit, sein Kinofilm „Berlin Calling“ erlangte große Bekanntheit, seine Konzerte sind ausverkauft, in der ganzen Welt ist er ein Star. Europa, Süd- und Nordamerika, Asien - die Liste seiner Auftritte scheint endlos zu sein.

Zurzeit befindet er sich auf der „Guten Tag“-Tour durch Europa und damit im Stress. Zeit für den Fan Club National¬mannschaft hat er sich trotzdem genommen. Im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Mitarbeiter Julian Schwarz erzählt Paul Kalkbrenner von seiner Leidenschaft für den Fußball, seiner Trikot-Sammlung, seiner Musik und seinen Fans. Und er begründet, warum er davon träumt, eines Tages für den DFB und bei der Nationalmannschaft zu arbeiten.

fanclub.dfb.de: Herr Kalkbrenner, bei Ihren Auftritten, und auch in dem Film „Berlin Calling“, in dem Sie die Hauptrolle spielen, tragen Sie häufig Fußball-Trikots. Woher haben Sie diese?

Paul Kalkbrenner: Sie stammen aus der Sammlung von mir und meinem früheren Kompagnon Sascha Funke. Es waren mal um die 150 bis 200 Trikots. Die Kollektion ist leider seit dem Filmdreh nach und nach kleiner geworden.

fanclub.dfb.de: Gab es in „Berlin Calling“ bestimmte Gründe, warum in welcher Szene welches Trikot getragen wurde?

Paul Kalkbrenner: Es gab keine speziellen Gründe. Man setzt sich hin und überlegt, welches Trikot in welcher Szene am Besten passt. Ein Beispiel: Der Dreh zu „Berlin Calling“ hat im Jahr 2007 stattgefunden, und ein Jahr nach der WM 2006 wollten wir kein Italien-Trikot nehmen, da die Niederlage im WM-Halbfinale noch zu frisch war. Wir sind dann auf ein Trikot des AC Milan ausgewichen.

fanclub.dfb.de: Finden sich Trikots in Ihrer Sammlung, auf die Sie besonders stolz sind oder zu denen Sie einen besonderen Bezug haben?

Paul Kalkbrenner: Schon. Einige der besten Stücke sind die Trikots von Johann Cruyff, Michel Platini und Diego Maradona. Dann das 70er-Nationaltrikot von Brasilien. Und natürlich das Fritz Walter-Trikot von 1954.

fanclub.dfb.de: Haben Sie ein Lieblingstrikot?

Paul Kalkbrenner: Das 90er-Nationalmannschaftstrikot. Auch wenn es nach meinem Geschmack ein Design-Fauxpas war, gehört es definitiv zu meinen Lieblingsstücken.

fanclub.dfb.de: Wissen Sie noch welches Ihr erstes Trikot war?

Paul Kalkbrenner: Das des BFC Dynamo aus meiner Jugendzeit im Osten. Das hatte meine Mutter damals selber genäht.

fanclub.dfb.de: Sie spielen auch selber gerne Fußball. Haben Sie mal in einem Verein gespielt?

Paul Kalkbrenner: Nur kurz. Ich war früher Leichtathlet, habe aber oft mit Freunden auf der Wiese gekickt. Ein lockeres drei gegen drei. Heute bleibt dazu nicht mehr so viel Zeit, außerdem geht mir immer sehr schnell die Puste aus. Aber das will ich ändern. Mein fester Vorsatz ist, mich künftig wieder mehr sportlich zu betätigen. Diesen Sommer werde ich versuchen, wieder etwas häufiger gegen den Ball zu treten.

fanclub.dfb.de: Wie schätzen Sie Ihr Talent als Fußballer ein?

Paul Kalkbrenner: Ich bin in meiner Jugend zu schnell gewachsen, und im Alter von 20 Jahren ging das Knie kaputt. Aber da muss ich ehrlich zu mir sein: Ein Leistungs¬sportler wäre aus mir wohl nie geworden. Ich glaube, dass mir neben dem Talent auch die Willensstärke gefehlt hätte. Nationalspieler wäre ich bestimmt nicht geworden. Aber wer weiß, vielleicht führt mich mein beruflicher Weg eines Tages zum DFB, ich könnte mir das gut vorstellen.

fanclub.dfb.de: In welcher Rolle würden Sie sich sehen?

Paul Kalkbrenner: Ich würde für mein Leben gerne mit der Nationalmannschaft reisen. Wer will das nicht (lacht). Und Träumen muss ja erlaubt sein. Bis ich 40 Jahre alt bin, mache ich auf jeden Fall noch Musik. Danach würde ich viel lieber beim DFB arbeiten. Die Spieler durch die Pressekonferenzen zu leiten, könnte mir ganz gut gefallen.

fanclub.dfb.de: Die Stelle des Pressesprechers der Nationalmannschaft ist allerdings erst jüngst neu besetzt worden.

Paul Kalkbrenner: Ich weiß, aber ich bin ja auch noch nicht 40. Wer weiß schon, was in fünf Jahren ist. Ich werde mich dann mal informieren, was man machen muss, um sich beim DFB zu bewerben. Und dann hoffe ich, einen Job in Frankfurt zu bekommen. Ganz ehrlich: Mit dem Team zu Turnieren zu reisen, wäre für mich ein Traum.

fanclub.dfb.de: Können Sie beschreiben, was Fußball für Sie bedeutet?

Paul Kalkbrenner: Es hat religiöse Züge und viel mit Liebe zu tun. Insbesondere der Klub-Fußball. Früher im Osten durfte man nicht so deutlich zeigen, dass man Fan von einem Verein war. Umso mehr leben die Menschen dies nach der Wende aus. Anders als bei manchen zwischenmenschlichen Beziehungen hält die Liebe zum Verein ein Leben lang. Freunde kommen und gehen, Menschen lassen sich scheiden – die Treue zum Verein kann nichts erschüttern.

fanclub.dfb.de: Sie haben beruflich viel Stress, sind viel unterwegs. Können Sie dennoch die Spiele der Nationalmannschaft regelmäßig verfolgen?

Paul Kalkbrenner: Die meisten Menschen arbeiten mehr als ich (lacht). Das ist mein großes Glück. Bei einem Qualifikationsspiel kann es schon mal vorkommen, dass ich es nicht schaffe, aber zu einer WM oder EM nehme ich mir frei. Das ist ein Muss. Zu einem Turnier besorge ich mir auch immer einen Satz von Fahnen aller qualifizierten Länder. Die werden dann bei jeder Partie über den Fernseher gehängt.

fanclub.dfb.de: Haben Sie die Nationalmannschaft schon einmal live spielen sehen?

Paul Kalkbrenner: Gegen Schweden war ich da, bei dem legendären 4:4 im Berliner Olympiastadion.

fanclub.dfb.de: Es gab im Anschluss viel Kritik an der Nationalmannschaft. Glauben Sie dennoch an den WM-Titel 2014 für Deutschland?

Paul Kalkbrenner: Da gibt es keine zwei Antworten: Wir gewinnen das Ding - hoffentlich (lacht). Die letzten Male war es immer so knapp. Wir sind auch einfach mal wieder dran. Außerdem spielt die Mannschaft tollen Fußball. Die Jungs hätten sich das ganz einfach verdient. Aber eine WM in Brasilien, auf einem anderen Kontinent, da ist mein Geheimfavorit Kolumbien.

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fanclub.dfb.de: Sie sind Fußball-Fan, Sie haben aber auch Fans. Was bedeuten Ihnen diese?

Paul Kalkbrenner: Ohne meine Fans, würde ich nicht da sein, wo ich heute bin. Mir ist das sehr bewusst.

fanclub.dfb.de: Sie sind viel unterwegs. Zürich, Paris, Amsterdam, Rom, London. In welchem Land oder auf welchem Kontinent werden Sie am meisten gebucht?

Paul Kalkbrenner: In Afrika spiele ich weniger, aber sonst hat mich die Musik schon fast einmal um den ganzen Globus geführt. Von China über Brasilien nach Kalifornien. Ich war in Tokio, in Singapur, Melbourne und Sydney. Jetzt bin ich wieder zurück auf großer Europa-Route.

fanclub.dfb.de: Wie viele Tage sind Sie im Jahr unterwegs?

Paul Kalkbrenner: Kurz nach Ende der Dreharbeiten zu „Berlin Calling“ waren es exakt 142 Kalendertage. Danach ist es ein bisschen weniger geworden. Mittlerweile gebe ich um die 60 Shows im Jahr.

fanclub.dfb.de: Sie haben Ihr eigenes Plattenlabel gegründet. Wie ist es, mehr Verantwortung zu tragen?

Paul Kalkbrenner: Am Anfang war es gut, jemanden zu haben, der hinter einem steht. Jetzt übernehme ich gerne mehr Verantwortung. Ich werde bald 36 Jahre alt, und irgendwann will man ja auch als Mann sein eigenes Ding durchziehen. Es wurde jetzt ein großes Team von 17 Mitarbeitern zusammen¬gestellt, also viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Das fühlt sich gut an.

fanclub.dfb.de: Welche Musik hören Sie eigentlich privat?

Paul Kalkbrenner: Ich höre privat gar keine Musik. Wenn ich ein Album produziere, will ich keinen Audioinput haben. Ich muss inspirationslos bleiben. Meine Musik muss von innen kommen. Wenn ich anfange, ein Album aufzunehmen und zu produzieren, darf mich nichts nebenbei ablenken. Kein Radio, kein Fernsehen. Es hat auch eine Weile gedauert, bis ich festgestellt habe, dass ich so am kreativsten bin. Ich bin schließlich kein DJ, für den es notwendig ist, immer auf dem Laufenden zu sein. Wenn, dann höre ich mal Klassik, Vivaldi zum Beispiel. Aber eigentlich bin ich kein Musikhörer.

fanclub.dfb.de: Wie laufen die Studioaufnahmen bei Ihnen ab?

Paul Kalkbrenner: Das lässt sich pauschal nicht sagen. Manchmal braucht es nur zehn Minuten bis 90 Prozent von einem Stück stehen. Es kommt auch vor, dass es ewig dauert, obwohl ich schon zu Beginn der Aufnahmen weiß, wie das Stück aussehen soll. Es kann dann bis zu 20 Jahre dauern, bis ich restlos zufrieden bin.

fanclub.dfb.de: Seit Ihrem großen Durchbruch spielen Sie nicht mehr in kleineren Clubs, Sie spielen jetzt immer vor Tausenden von Fans. Was hat sich dadurch für Sie verändert?

Paul Kalkbrenner: Es ist anonymer. In den kleinen Clubs kannst du den Leuten teilweise noch direkt ins Gesicht gucken, auf den großen Bühnen ist das nicht mehr möglich. In einem Club kann es dazu kommen, dass jemand sein Bier am Mischpult abstellt oder aus Versehen über die sensiblen Gerätschaften kippt. Mir wurden auch schon einmal Jacken gereicht, weil die Leute dachten, dass ich an der Garderobe arbeiten würde.

fanclub.dfb.de: Vermissen Sie es manchmal, dieses Intime, den direkten Kontakt mit den Fans?

Paul Kalkbrenner: Ganz ehrlich: Ich mag es groß. Meine Musik ist auch eher für große Veranstaltungen geeignet. Für kleinere Lokalitäten ist meine Musik vielleicht auch gar nicht „groovy“ genug.