Nick Dietrich: "Berater des Trainers"

Gerade in Coronazeiten ist Fitness und Bewegung wichtig, bei der Nationalmannschaft der Job von Nicklas Dietrich. In der sechsten Folge des neuen Talkformats DFB@HOME auf Instagram mit Moderatorin Ann-Sophie Kimmel spricht der Athletikcoach der deutschen Nationalmannschaft über seinen Alltag, den Faktor Motivation und seine schönsten Erlebnisse mit der Mannschaft. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen mitgeschrieben.

Nicklas Dietrich über...

… seinen Werdegang zum DFB-Athletikcoach: Es steckt ein längerer Weg dahinter, der damit zu tun hat, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und viel Arbeit hineinzustecken. Ich habe angefangen, Sport zu studieren und bin dann über die Leichtathletik auf die Idee gekommen, dass ich in Richtung Trainer gehen möchte. Erst war ich in der Leichtathletik tätig und bin dann über den früheren Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters zum Fußball gekommen und habe bei der TSG Hoffenheim sieben Jahre lang die Jugend trainiert. Dann bin ich zu RB Leipzig gewechselt und während der Zeit kam der Anruf der deutschen Nationalmannschaft. 2010 habe ich bei einem Praktikum in den USA Mark Verstegen, der früher für die Nationalmannschaft gearbeitet hat, kennengelernt, und dann hat sich alles irgendwie zusammengefügt. Seit 2018 bin ich ausschließlich für den DFB tätig.

… seine Haltung zum Sport generell: Ich muss zugeben, ich bin nicht der exzessive Sporttreiber. Ich bin kein Marathonläufer und werde es auch nie sein. Ich werde auch keinen Triathlon absolvieren. Ich verbinde Sport noch immer mit Spaß. Ich laufe gerne, ich mache gern Krafttraining und versuche mich viel zu bewegen. Es reicht eigentlich schon, jeden Tag 15 Minuten aktiv zu sein. Das hilft der Gesundheit schon sehr weiter.

… mögliches Konkurrenzdenken zu Spielern: Ich messe mich bei Übungen eigentlich nicht mit Spielern. Da ich mehr Zeit in Krafttraining stecke, denke ich, dass ich zumindest das bessere Level haben sollte als die Spieler. Ich erwische mich eher dabei, dass ich bei manchen Spielern denke: "Hey, der ist genauso gut wie ich." (lacht)

… Fitnessinfluencer im Internet: Wir vom DFB haben auch Videos gedreht, um Amateurfußballer fitnesstechnisch zu versorgen. Ich finde den Trend eigentlich eher positiv, wenn Leute ein großes Vertrauen zu ihren Followern aufzubauen und es schaffen, dass Menschen sich mehr bewegen und dass man seine Gesundheit besser im Griff hat und gesünder lebt. Der Gedanke dahinter ist super und extrem wertvoll.

… den Alltag als Athletiktrainer: Man hat eine gewisse Routine, der Tag ist recht durchstrukturiert. Beim DFB komme ich eigentlich nur zu den Maßnahmen der Nationalmannschaft raus. Jetzt haben sie "unsere" EM verschoben, was natürlich absolut richtig ist. Da hätte man die Chance gehabt, länger mit den Jungs zusammen zu sein. Mein Job ist zweigeteilt. Einmal bin ich in der DFB-Akademie mit Dingen tätig, die den Sport supporten sollen - wie etwa die Datenthemen. Ansonsten probiert man in Kontakt mit Spielern und Vereinen zu sein. Dies ist variantenreicher als jeden Tag von Spiel zu Spiel zu denken. Durch die Akademie haben wir viele Leute zusammen, die verschiedene Themen bearbeiten. Bei mir ist es so, dass ich viel mit den Themen Belastung und Entlastung arbeite. Da habe ich viele Schnittstellen, beispielsweise mit unserem Psychologen Hans-Dieter Hermann. Bei der Nationalmannschaft ist oftmals das Thema Regeneration ein wichtiges Thema. Fit werden die Spieler in den Mannschaften gemacht. Wir müssen schauen, dass sie die Fitness erhalten und regenerieren.

… den Zusammenhang von Spielsystem und Fitnessprogramm: Das, was der Trainer mit den Spielern vor hat, muss unterstützt werden. Der Athletiktrainer sollte Fußballfachmann sein, um das  Spielsystem zu verstehen. Es stellen sich die Fragen: Wer muss noch was präventiv machen? Wer muss noch regenerieren? Mann muss sich manchmal reindenken, um die richtigen Zeitpunkte zu finden.

… den "härtesten" Trainer: Da müsste ich fast alle meine Trainer nennen. (lacht) Das Spiel in Hoffenheim und Leipzig war immer von viel Pressung geprägt. Unser Training war gekennzeichnet, dass wir kurz und intensiv trainiert haben.

… Muskelmasse von Spielern: Da gibt es keinen idealen Wert, weil man muss das immer in Relation sehen, Es gibt Spieler, die haben keine größere Relation zu Krafttraining und arbeiten lieber viel mit dem Ball.

… den Faktor Motivation: Klar, gibt es auch die Jungs, die so gar keinen Bock auf Fitness haben. (lacht) Es ist immer eine Frage, wie die Jungs sich selbst als Fußballer definieren. Es gibt so ein paar Sachen, die man mit ihnen erarbeiten muss. Dann gibt es auch Spieler, die haben richtig Bock darauf. Es ist wie beim Matheunterricht, da habe ich früher nie dazugehört. (lacht) Die Spieler musst du einfach nur leiten. Bei anderen geht es darum, einen guten Kompromiss zu fördern.

… die Ansicht seines Jobs: Ich sehe den Athletiktrainer eher als Berater der Trainers. Die Frage ist, wie viel trainiert man. Die größte Herausforderung im Fußball ist Kommunikation - im Trainerteam, mit den Medizinern. Eigentlich muss jeder immer über alles Bescheid wissen, sonst gibt es Lücken.

... sein schönstes Erlebnis beim DFB: Einmal 2017, als wir den Confed Cup gewonnen haben. Wir hatten so eine junge Mannschaft, die eigentlich nur dahingefahren ist, um zu lernen. Ein tolles Erlebnis. Ein Gänsehauterlebnis war auch bei der EM 2016 im Elfmeterschießen gegen Italien, als Jonas Hector den letzten Elfmeter verwandelt hat.

... besondere Sporttalente der Nationalspieler: Wir haben wirklich einige Bewegungstalente. Denen legt man einen Tischtennisschläger, einen Basketball oder einen Dartspfeil hin und sie können es einfach. Es gibt viele Jungs, die viele interessante Talente haben, die bei richtiger Förderung im Profisport enden könnten. Es gibt aber auch Spieler, die wirklich nur Fußball können (lacht)

... die wichtigsten Attribute eines Spielers: Ich könnte jetzt einfach Schnelligkeit, und Ausdauer sagen, aber das wäre eigentlich Quatsch. Ich kenne Spieler, die nicht schnell sind, aber sehr gut darin, Entscheidungen zu treffen. Auch eine wichtige Fähigkeit. Andres Iniesta war fantastisch darin, Entscheidungen zu treffen, war aber nie schnell. Schnelligkeit wird im Training sogar überbewertet, weil wir keine Zeit dafür haben, im Profibereich Schnelligkeit zu entwickeln. Die Genetik spielt eine große Rolle.

... Faustregeln in Sachen Schlaf und Ernährung: Beim Schlaf sind eine gute Matratze und ein gutes Kissen wichtig, man muss sich wohl fühlen. Man sollte im Dunkeln schlafen und die letzten beiden Stunden vor dem Schlafengehen blaues Licht wie von Monitoren vermeiden. Beim Essen ist die Qualität ganz wichtig. Ich würde keine verarbeiteten Lebensmittel zu mir nehmen, wenn ich im Supermarkt etwas nicht verstehe, würde ich es nicht essen. Außerdem vom "normalen" Zucker fernhalten, viel trinken. Die Qualität ist entscheidend, und die Dosis macht das Gift. Bei Gemüse könnt ihr aber Vollgas geben. (lacht)

[dfb]

Gerade in Coronazeiten ist Fitness und Bewegung wichtig, bei der Nationalmannschaft der Job von Nicklas Dietrich. In der sechsten Folge des neuen Talkformats DFB@HOME auf Instagram mit Moderatorin Ann-Sophie Kimmel spricht der Athletikcoach der deutschen Nationalmannschaft über seinen Alltag, den Faktor Motivation und seine schönsten Erlebnisse mit der Mannschaft. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen mitgeschrieben.

Nicklas Dietrich über...

… seinen Werdegang zum DFB-Athletikcoach: Es steckt ein längerer Weg dahinter, der damit zu tun hat, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und viel Arbeit hineinzustecken. Ich habe angefangen, Sport zu studieren und bin dann über die Leichtathletik auf die Idee gekommen, dass ich in Richtung Trainer gehen möchte. Erst war ich in der Leichtathletik tätig und bin dann über den früheren Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters zum Fußball gekommen und habe bei der TSG Hoffenheim sieben Jahre lang die Jugend trainiert. Dann bin ich zu RB Leipzig gewechselt und während der Zeit kam der Anruf der deutschen Nationalmannschaft. 2010 habe ich bei einem Praktikum in den USA Mark Verstegen, der früher für die Nationalmannschaft gearbeitet hat, kennengelernt, und dann hat sich alles irgendwie zusammengefügt. Seit 2018 bin ich ausschließlich für den DFB tätig.

… seine Haltung zum Sport generell: Ich muss zugeben, ich bin nicht der exzessive Sporttreiber. Ich bin kein Marathonläufer und werde es auch nie sein. Ich werde auch keinen Triathlon absolvieren. Ich verbinde Sport noch immer mit Spaß. Ich laufe gerne, ich mache gern Krafttraining und versuche mich viel zu bewegen. Es reicht eigentlich schon, jeden Tag 15 Minuten aktiv zu sein. Das hilft der Gesundheit schon sehr weiter.

… mögliches Konkurrenzdenken zu Spielern: Ich messe mich bei Übungen eigentlich nicht mit Spielern. Da ich mehr Zeit in Krafttraining stecke, denke ich, dass ich zumindest das bessere Level haben sollte als die Spieler. Ich erwische mich eher dabei, dass ich bei manchen Spielern denke: "Hey, der ist genauso gut wie ich." (lacht)

… Fitnessinfluencer im Internet: Wir vom DFB haben auch Videos gedreht, um Amateurfußballer fitnesstechnisch zu versorgen. Ich finde den Trend eigentlich eher positiv, wenn Leute ein großes Vertrauen zu ihren Followern aufzubauen und es schaffen, dass Menschen sich mehr bewegen und dass man seine Gesundheit besser im Griff hat und gesünder lebt. Der Gedanke dahinter ist super und extrem wertvoll.

… den Alltag als Athletiktrainer: Man hat eine gewisse Routine, der Tag ist recht durchstrukturiert. Beim DFB komme ich eigentlich nur zu den Maßnahmen der Nationalmannschaft raus. Jetzt haben sie "unsere" EM verschoben, was natürlich absolut richtig ist. Da hätte man die Chance gehabt, länger mit den Jungs zusammen zu sein. Mein Job ist zweigeteilt. Einmal bin ich in der DFB-Akademie mit Dingen tätig, die den Sport supporten sollen - wie etwa die Datenthemen. Ansonsten probiert man in Kontakt mit Spielern und Vereinen zu sein. Dies ist variantenreicher als jeden Tag von Spiel zu Spiel zu denken. Durch die Akademie haben wir viele Leute zusammen, die verschiedene Themen bearbeiten. Bei mir ist es so, dass ich viel mit den Themen Belastung und Entlastung arbeite. Da habe ich viele Schnittstellen, beispielsweise mit unserem Psychologen Hans-Dieter Hermann. Bei der Nationalmannschaft ist oftmals das Thema Regeneration ein wichtiges Thema. Fit werden die Spieler in den Mannschaften gemacht. Wir müssen schauen, dass sie die Fitness erhalten und regenerieren.

… den Zusammenhang von Spielsystem und Fitnessprogramm: Das, was der Trainer mit den Spielern vor hat, muss unterstützt werden. Der Athletiktrainer sollte Fußballfachmann sein, um das  Spielsystem zu verstehen. Es stellen sich die Fragen: Wer muss noch was präventiv machen? Wer muss noch regenerieren? Mann muss sich manchmal reindenken, um die richtigen Zeitpunkte zu finden.

… den "härtesten" Trainer: Da müsste ich fast alle meine Trainer nennen. (lacht) Das Spiel in Hoffenheim und Leipzig war immer von viel Pressung geprägt. Unser Training war gekennzeichnet, dass wir kurz und intensiv trainiert haben.

… Muskelmasse von Spielern: Da gibt es keinen idealen Wert, weil man muss das immer in Relation sehen, Es gibt Spieler, die haben keine größere Relation zu Krafttraining und arbeiten lieber viel mit dem Ball.

… den Faktor Motivation: Klar, gibt es auch die Jungs, die so gar keinen Bock auf Fitness haben. (lacht) Es ist immer eine Frage, wie die Jungs sich selbst als Fußballer definieren. Es gibt so ein paar Sachen, die man mit ihnen erarbeiten muss. Dann gibt es auch Spieler, die haben richtig Bock darauf. Es ist wie beim Matheunterricht, da habe ich früher nie dazugehört. (lacht) Die Spieler musst du einfach nur leiten. Bei anderen geht es darum, einen guten Kompromiss zu fördern.

… die Ansicht seines Jobs: Ich sehe den Athletiktrainer eher als Berater der Trainers. Die Frage ist, wie viel trainiert man. Die größte Herausforderung im Fußball ist Kommunikation - im Trainerteam, mit den Medizinern. Eigentlich muss jeder immer über alles Bescheid wissen, sonst gibt es Lücken.

... sein schönstes Erlebnis beim DFB: Einmal 2017, als wir den Confed Cup gewonnen haben. Wir hatten so eine junge Mannschaft, die eigentlich nur dahingefahren ist, um zu lernen. Ein tolles Erlebnis. Ein Gänsehauterlebnis war auch bei der EM 2016 im Elfmeterschießen gegen Italien, als Jonas Hector den letzten Elfmeter verwandelt hat.

... besondere Sporttalente der Nationalspieler: Wir haben wirklich einige Bewegungstalente. Denen legt man einen Tischtennisschläger, einen Basketball oder einen Dartspfeil hin und sie können es einfach. Es gibt viele Jungs, die viele interessante Talente haben, die bei richtiger Förderung im Profisport enden könnten. Es gibt aber auch Spieler, die wirklich nur Fußball können (lacht)

... die wichtigsten Attribute eines Spielers: Ich könnte jetzt einfach Schnelligkeit, und Ausdauer sagen, aber das wäre eigentlich Quatsch. Ich kenne Spieler, die nicht schnell sind, aber sehr gut darin, Entscheidungen zu treffen. Auch eine wichtige Fähigkeit. Andres Iniesta war fantastisch darin, Entscheidungen zu treffen, war aber nie schnell. Schnelligkeit wird im Training sogar überbewertet, weil wir keine Zeit dafür haben, im Profibereich Schnelligkeit zu entwickeln. Die Genetik spielt eine große Rolle.

... Faustregeln in Sachen Schlaf und Ernährung: Beim Schlaf sind eine gute Matratze und ein gutes Kissen wichtig, man muss sich wohl fühlen. Man sollte im Dunkeln schlafen und die letzten beiden Stunden vor dem Schlafengehen blaues Licht wie von Monitoren vermeiden. Beim Essen ist die Qualität ganz wichtig. Ich würde keine verarbeiteten Lebensmittel zu mir nehmen, wenn ich im Supermarkt etwas nicht verstehe, würde ich es nicht essen. Außerdem vom "normalen" Zucker fernhalten, viel trinken. Die Qualität ist entscheidend, und die Dosis macht das Gift. Bei Gemüse könnt ihr aber Vollgas geben. (lacht)