Mustafi: "Man muss nicht zu Real oder Barca"

Weltmeister Shkodran Mustafi steht mit seinem Klub FC Valencia vor dem Ligastart in Spanien am 22. August (ab 22.30 Uhr) bei Rayo Vallecano. Im exklusiven Interview mit dem SID spricht der 23-Jährige über Wechselgerüchte, seine Karriereplanung, die alte Liebe HSV, seine Umschulung zum Verteidiger, den wahr gewordenen WM-Traum und weitere Pläne mit der Mannschaft.

Frage: Herr Mustafi, wie zufrieden sind Sie mit Ihrer ersten Saison in Spanien?

Shkodran Mustafi: Ich habe mein Ziel erreicht, wir haben das Mannschaftsziel erreicht, von daher war es eine erfolgreiche Saison.

Frage: Es gab Gerüchte, dass Real Madrid und der FC Barcelona Interesse an Ihnen haben. Wie ist dahingehend der Stand?

Mustafi: Der Stand ist, dass ich Spieler des FC Valencia bin. Für alles, was Transfers angeht, sind mein Vater und mein Berater die Ansprechpartner. Ich habe dafür keinen Kopf. Ich muss mich auf den Saisonstart konzentrieren, wir kämpfen direkt um die Qualifikation für die Champions League gegen AS Monaco, deshalb ist es nicht angebracht, dass ich mir darüber Gedanken mache.

Frage: Aber Sie haben auch gehört von dem Interesse?

Mustafi: Davon hat jeder gehört, glaube ich.

Frage: Sehen Sie die Möglichkeit, auch mit dem FC Valencia Spanischer Meister zu werden?

Mustafi: Wir setzen uns kein Limit. Wir wissen, zu was wir imstande sind. Wir sind eine Arbeitermannschaft, die in jedem Spiel 100 Prozent geben muss. Wir wissen aber: Wenn wir das tun, können wir in jedem Spiel was holen.

Frage: Also muss man nicht unbedingt zu Real oder Barca, um Meister zu werden?

Mustafi: Nein. Das hat Valencia in der Vergangenheit schon des Öfteren bewiesen.

Frage: Trotz Ihres Alters haben Sie schon in England, Italien und nun in Spanien gespielt. Welche Liga ist für Sie die stärkste?

Mustafi: Das hängt davon ab, mit welcher Spielphilosophie man sich identifiziert. Mir gefällt die spanische Liga sehr, sehr gut. Sie ist die perfekte Mischung aus Taktik und Tempo und für mich persönlich deshalb die stärkste Liga der Welt. Aber ich kann auch andere Meinungen verstehen.

Frage: Von den vier großen europäischen Ligen fehlt Ihnen als deutscher Nationalspieler ausgerechnet noch die Bundesliga. Wann sehen wir Sie dort?

Mustafi: Das weiß ich nicht. Wenn irgendwann der Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen ist, werde ich mich mit meinem Vater und meinem Berater zusammensetzen. Und wenn wir dann der Meinung sind, dass der Weg am besten in die Bundesliga führt, werden wir das machen. Es gibt da für mich aber keine Pflicht.

Frage: Sie sind erst 23, haben wahrscheinlich noch mindestens zehn Karrierejahre vor sich...

Mustafi: ... deswegen kann ich das ja entspannt angehen.

Frage: Als Jugendlicher haben Sie für den Hamburger SV gespielt. Wie erwarten Sie in dieser Saison vom HSV?

Mustafi: Ich hoffe, dass sie in diesem Jahr nicht wieder in die Relegation müssen. Der HSV ist ein Superverein. Er hat Superfans, Hamburg ist eine Superstadt, von daher hat er alles, was ein Bundesligaverein braucht. Der HSV gehört eigentlich in die obere Tabellenhälfte, und das wünsche ich ihm auch.

Frage: Stimmt es, dass Sie als Stürmer zum HSV gekommen sind und dann umgeschult wurden?

Mustafi: Ich wurde in der U 14 vom Stürmer zum Sechser umgeschult - und dann vom Sechser zum Innenverteidiger.

Frage: War das der entscheidende Kick in Ihrer Karriere? Oder glauben Sie, dass Sie auch als Stürmer Nationalspieler wären?

Mustafi: Ich bin sehr, sehr zufrieden, wie es gelaufen ist. Ich denke, dass der Wechsel Sinn gemacht hat. Bisher hat er sich ja bezahlt gemacht.

Frage: Waren Sie von dieser Idee von Beginn an begeistert? Wenn man als Stürmer viele Tore schießt, rückt man doch wahrscheinlich ungern nach hinten.

Mustafi: Der größte Unterschied ist der Druck. Wenn man vorne mal vorbeischießt, ist es nicht so schlimm als wenn man hinten den Ball verliert. Von daher war es schon eine Umstellung. Aber ich bin sehr pflegeleicht und mache das, was der Trainer verlangt. Und da alles gutgegangen ist, bin ich meinem damaligen Trainer Steffen Brauer, zu dem ich heute noch Kontakt habe, sehr dankbar, dass er mein Talent als Innenverteidiger erkannt und es durchgezogen hat.

Frage: Im Vorjahr sind Sie ins WM-Aufgebot nachnominiert worden, haben in Brasilien sogar gespielt und sind nun Weltmeister. Haben Sie das inzwischen realisiert?

Mustafi: So etwas braucht Zeit. Nach der WM hatte ich diese Zeit nicht, weil direkt mein Wechsel nach Valencia kam. Jetzt hatte ich Urlaub, da konnte ich in einer ruhigen Minute darüber nachzudenken, was alles passiert ist. Es ist aber immer noch ein unbeschreibliches Gefühl.

Frage: Haben Sie sich manchmal gefragt, wie alles verlaufen wäre, wenn Marco Reus sich nicht verletzt hätte?

Mustafi: So detailliert nicht. Mein Ziel war es, die positive Energie für die neuen Aufgaben mitzunehmen. Um darüber nachzudenken, was wäre wenn, war wenig Zeit. Ich habe nur gedacht, wie geil das alles war und dass ich darauf hinarbeiten möchte, das noch ein zweites Mal zu erleben.

Frage: Stimmt es, dass Sie den entscheidenden Anruf von Bundestrainer Joachim Löw eigentlich verpasst haben?

Mustafi: Ich habe den ersten Anruf von Co-Trainer Hansi Flick verpasst. Den zweiten vom Bundestrainer habe ich glücklicherweise gehört. Es hat sich gelohnt ranzugehen. (lacht)

Frage: Inzwischen sind Sie festes Mitglied der Nationalmannschaft. Haben Sie sich inzwischen eine gewisse Selbstverständlichkeit angeeignet, oder hat es immer noch etwas von Wunderland?

Mustafi: Es ist nie selbstverständlich, ein ganzes Land zu vertreten. Auch als Weltmeister hat man keinen Freifahrtschein. Mein Ziel ist es sowieso immer, Leistungen zu bestätigen, weil das Getane schnell in Vergessenheit gerät.

Frage: Wenn Sie sich nicht verletzten, dürfen Sie aber diesmal von der EM-Teilnahme ausgehen...

Mustafi: Ich selbst gehe noch nicht davon aus. Ich muss mich mit meinen 23 Jahren noch entwickeln. Aber natürlich hoffe ich, dass ich dabei sein werde.

Frage: Muss die Mannschaft angesichts der bisher eher holprigen Qualifikation um das EM-Ticket bangen?

Mustafi: Wir Spieler machen uns keine Sorgen, weil wir alles noch in der eigenen Hand haben. Und auch von den Fans haben wir uns dieses Vertrauen verdient.

Frage: Haben Sie kürzlich bei Auslosung der WM-Qualifikationsgruppe gehofft, gegen Albanien zu spielen - oder hätte Sie das emotional zu sehr in die Zwickmühle gebracht?

Mustafi: Es wäre sicher keine einfache Situation für mich. Ich habe vollen Respekt vor meinem Mutter- und Vaterland und hoffe, dass die Mannschaft weiter so erfolgreich spielt wie zuletzt. Aber wenn es irgendwann dazu kommen sollte, werde ich das Spiel angehen wie jedes andere auch. Ich habe mich für die deutsche Nationalmannschaft entschieden, und ich stehe zu meinen Entscheidungen.

[sid]

Weltmeister Shkodran Mustafi steht mit seinem Klub FC Valencia vor dem Ligastart in Spanien am 22. August (ab 22.30 Uhr) bei Rayo Vallecano. Im exklusiven Interview mit dem SID spricht der 23-Jährige über Wechselgerüchte, seine Karriereplanung, die alte Liebe HSV, seine Umschulung zum Verteidiger, den wahr gewordenen WM-Traum und weitere Pläne mit der Mannschaft.

Frage: Herr Mustafi, wie zufrieden sind Sie mit Ihrer ersten Saison in Spanien?

Shkodran Mustafi: Ich habe mein Ziel erreicht, wir haben das Mannschaftsziel erreicht, von daher war es eine erfolgreiche Saison.

Frage: Es gab Gerüchte, dass Real Madrid und der FC Barcelona Interesse an Ihnen haben. Wie ist dahingehend der Stand?

Mustafi: Der Stand ist, dass ich Spieler des FC Valencia bin. Für alles, was Transfers angeht, sind mein Vater und mein Berater die Ansprechpartner. Ich habe dafür keinen Kopf. Ich muss mich auf den Saisonstart konzentrieren, wir kämpfen direkt um die Qualifikation für die Champions League gegen AS Monaco, deshalb ist es nicht angebracht, dass ich mir darüber Gedanken mache.

Frage: Aber Sie haben auch gehört von dem Interesse?

Mustafi: Davon hat jeder gehört, glaube ich.

Frage: Sehen Sie die Möglichkeit, auch mit dem FC Valencia Spanischer Meister zu werden?

Mustafi: Wir setzen uns kein Limit. Wir wissen, zu was wir imstande sind. Wir sind eine Arbeitermannschaft, die in jedem Spiel 100 Prozent geben muss. Wir wissen aber: Wenn wir das tun, können wir in jedem Spiel was holen.

Frage: Also muss man nicht unbedingt zu Real oder Barca, um Meister zu werden?

Mustafi: Nein. Das hat Valencia in der Vergangenheit schon des Öfteren bewiesen.

Frage: Trotz Ihres Alters haben Sie schon in England, Italien und nun in Spanien gespielt. Welche Liga ist für Sie die stärkste?

Mustafi: Das hängt davon ab, mit welcher Spielphilosophie man sich identifiziert. Mir gefällt die spanische Liga sehr, sehr gut. Sie ist die perfekte Mischung aus Taktik und Tempo und für mich persönlich deshalb die stärkste Liga der Welt. Aber ich kann auch andere Meinungen verstehen.

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Frage: Von den vier großen europäischen Ligen fehlt Ihnen als deutscher Nationalspieler ausgerechnet noch die Bundesliga. Wann sehen wir Sie dort?

Mustafi: Das weiß ich nicht. Wenn irgendwann der Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen ist, werde ich mich mit meinem Vater und meinem Berater zusammensetzen. Und wenn wir dann der Meinung sind, dass der Weg am besten in die Bundesliga führt, werden wir das machen. Es gibt da für mich aber keine Pflicht.

Frage: Sie sind erst 23, haben wahrscheinlich noch mindestens zehn Karrierejahre vor sich...

Mustafi: ... deswegen kann ich das ja entspannt angehen.

Frage: Als Jugendlicher haben Sie für den Hamburger SV gespielt. Wie erwarten Sie in dieser Saison vom HSV?

Mustafi: Ich hoffe, dass sie in diesem Jahr nicht wieder in die Relegation müssen. Der HSV ist ein Superverein. Er hat Superfans, Hamburg ist eine Superstadt, von daher hat er alles, was ein Bundesligaverein braucht. Der HSV gehört eigentlich in die obere Tabellenhälfte, und das wünsche ich ihm auch.

Frage: Stimmt es, dass Sie als Stürmer zum HSV gekommen sind und dann umgeschult wurden?

Mustafi: Ich wurde in der U 14 vom Stürmer zum Sechser umgeschult - und dann vom Sechser zum Innenverteidiger.

Frage: War das der entscheidende Kick in Ihrer Karriere? Oder glauben Sie, dass Sie auch als Stürmer Nationalspieler wären?

Mustafi: Ich bin sehr, sehr zufrieden, wie es gelaufen ist. Ich denke, dass der Wechsel Sinn gemacht hat. Bisher hat er sich ja bezahlt gemacht.

Frage: Waren Sie von dieser Idee von Beginn an begeistert? Wenn man als Stürmer viele Tore schießt, rückt man doch wahrscheinlich ungern nach hinten.

Mustafi: Der größte Unterschied ist der Druck. Wenn man vorne mal vorbeischießt, ist es nicht so schlimm als wenn man hinten den Ball verliert. Von daher war es schon eine Umstellung. Aber ich bin sehr pflegeleicht und mache das, was der Trainer verlangt. Und da alles gutgegangen ist, bin ich meinem damaligen Trainer Steffen Brauer, zu dem ich heute noch Kontakt habe, sehr dankbar, dass er mein Talent als Innenverteidiger erkannt und es durchgezogen hat.

Frage: Im Vorjahr sind Sie ins WM-Aufgebot nachnominiert worden, haben in Brasilien sogar gespielt und sind nun Weltmeister. Haben Sie das inzwischen realisiert?

Mustafi: So etwas braucht Zeit. Nach der WM hatte ich diese Zeit nicht, weil direkt mein Wechsel nach Valencia kam. Jetzt hatte ich Urlaub, da konnte ich in einer ruhigen Minute darüber nachzudenken, was alles passiert ist. Es ist aber immer noch ein unbeschreibliches Gefühl.

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Frage: Haben Sie sich manchmal gefragt, wie alles verlaufen wäre, wenn Marco Reus sich nicht verletzt hätte?

Mustafi: So detailliert nicht. Mein Ziel war es, die positive Energie für die neuen Aufgaben mitzunehmen. Um darüber nachzudenken, was wäre wenn, war wenig Zeit. Ich habe nur gedacht, wie geil das alles war und dass ich darauf hinarbeiten möchte, das noch ein zweites Mal zu erleben.

Frage: Stimmt es, dass Sie den entscheidenden Anruf von Bundestrainer Joachim Löw eigentlich verpasst haben?

Mustafi: Ich habe den ersten Anruf von Co-Trainer Hansi Flick verpasst. Den zweiten vom Bundestrainer habe ich glücklicherweise gehört. Es hat sich gelohnt ranzugehen. (lacht)

Frage: Inzwischen sind Sie festes Mitglied der Nationalmannschaft. Haben Sie sich inzwischen eine gewisse Selbstverständlichkeit angeeignet, oder hat es immer noch etwas von Wunderland?

Mustafi: Es ist nie selbstverständlich, ein ganzes Land zu vertreten. Auch als Weltmeister hat man keinen Freifahrtschein. Mein Ziel ist es sowieso immer, Leistungen zu bestätigen, weil das Getane schnell in Vergessenheit gerät.

Frage: Wenn Sie sich nicht verletzten, dürfen Sie aber diesmal von der EM-Teilnahme ausgehen...

Mustafi: Ich selbst gehe noch nicht davon aus. Ich muss mich mit meinen 23 Jahren noch entwickeln. Aber natürlich hoffe ich, dass ich dabei sein werde.

Frage: Muss die Mannschaft angesichts der bisher eher holprigen Qualifikation um das EM-Ticket bangen?

Mustafi: Wir Spieler machen uns keine Sorgen, weil wir alles noch in der eigenen Hand haben. Und auch von den Fans haben wir uns dieses Vertrauen verdient.

Frage: Haben Sie kürzlich bei Auslosung der WM-Qualifikationsgruppe gehofft, gegen Albanien zu spielen - oder hätte Sie das emotional zu sehr in die Zwickmühle gebracht?

Mustafi: Es wäre sicher keine einfache Situation für mich. Ich habe vollen Respekt vor meinem Mutter- und Vaterland und hoffe, dass die Mannschaft weiter so erfolgreich spielt wie zuletzt. Aber wenn es irgendwann dazu kommen sollte, werde ich das Spiel angehen wie jedes andere auch. Ich habe mich für die deutsche Nationalmannschaft entschieden, und ich stehe zu meinen Entscheidungen.