Müllers Golden Goal zum EM-Titel: "Noch heute Gänsehaut"

Es regnete in Strömen an jenem 7. Juli 2001, dem Finaltag der Frauen-EM. Deutschland gegen Schweden in Ulm - eine dramatische Partie vor 18.000 Zuschauern im proppenvollen Donaustadion. Eine Partie ohne Tore, so musste das Golden Goal entscheiden. Es war die 98. Minute, als die eingewechselte Claudia Müller von Maren Meinert steil geschickt wurde und das Leder in den schwedischen Maschen versenkte. Der fünfte EM-Titel für die DFB-Frauen war perfekt und wurde überschwänglich gefeiert - auch mit dem aufsehenerregenden, überschwänglichen Müllerschen Trikotlupfer.

Das Golden Goal hat die UEFA danach abgeschafft. Müller ist damit einzige Golden Goal-Schützin in der Geschichte des Wettbewerbes, so wie Oliver Bierhoff bei den Männern. Der spektakuläre Trikotlupfer ist auch heute noch unvergessen, gilt allerdings nicht mehr als ein Alleinstellungsmerkmal Müllers bei den DFB-Frauen. 2008 bei Olympia in Peking zeigte Simone Laudehr diese überbordende Freude ebenfalls. DFB.de hat 20 Jahre danach mit Claudia Müller über die Partie und ihren speziellen Jubel gesprochen.

DFB.de: Claudia Müller, was bedeutet Ihnen dieser Jubelausbruch von damals?

Claudia Müller: Es ist ein überwältigendes Gefühl und ich bekomme bei einigen Fotos von damals noch heute Bauchkribbeln und Gänsehaut. Bei mir daheim im Home Office steht übrigens ein gerahmtes Bild mit dem über den Kopf gezogenen Trikot.

DFB.de: Dieses Tor war wohl das wichtigste ihrer insgesamt 22 Treffer im Nationaltrikot. Danach beendeten Sie ihre Länderspielkarriere nach 45 Einsätzen frühzeitig mit 27 Jahren. Vier Jahre zuvor hatten Sie in Oslo schon einen EM-Titel gesichert. Welcher Erfolg ist bedeutender für Sie?

Müller: Jeder Titel hat etwas Besonderes. Das erfolgreiche Finale in Oslo 1997 war für mich der erste EM-Titel. In Ulm war es das Golden Goal, das den erneuten Europameistertitel für mich unvergesslich gemacht hat. Allein die Stimmung und Atmosphäre damals waren unvergleichlich.

DFB.de: Nur Bronze bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney ist noch höher einzuschätzen, als die beiden EM-Triumphe, oder? Auch wenn Sie dort nur einmal eingewechselt wurden.

Müller: Zuhause im Büro habe ich ein schönes großes Bild von Olympia stehen. Eine Olympiateilnahme ist etwas ganz Spezielles. Das kleine Teilnehmerfeld ist ja bereits besonders erlesen.

DFB.de: Wo bewahren Sie eigentlich Ihre Medaillen auf?

Müller: In einer Vitrine in meiner Wohnung liegen die Medaillen aus Sydney, Oslo und Ulm. Außerdem habe ich dort eine Kopie vom EM-Pokal stehen.

DFB.de: Sie haben in den Jugendteams von TuS Eintracht Bremen begonnen, Fußball zu spielen. Ihr Ehrgeiz hat sie aus der Hansestadt gelockt?

Müller: 1996/1997 bin ich zu Fortuna Sachsenroß Hannover in die damals zweigleisige Bundesliga gewechselt. Der Verein verzichtete jedoch aus finanziellen Gründen auf die Teilnahme an der eingleisigen Bundesliga. Ich wollte aber mehr. So wurde die SG Praunheim, der Vorläufer des 1.FFC Frankfurt, heute Eintracht Frankfurt, zum nächsten Ziel. Danach habe ich sechs Spielzeiten beim WSV Wendschott gespielt, dessen Frauen später beim VfL Wolfsburg integriert wurden.

DFB.de: Beruflich haben Sie eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau in Hannover absolviert?

Müller: Nach der Fußballkarriere habe ich noch ein Studium der Betriebswirtschaft draufgesattelt. Heute bin in guter Position als Abteilungsleiterin der Betriebswirtschaft beschäftigt.

DFB.de: Ihre außergewöhnliche Fußballkarriere kennen aber nur die wenigsten Mitarbeiter*innen?

Müller: Ich hänge mir das nicht großartig um den Hals. Gleichwohl ich gerne betone, wie sehr mir der Fußball in der Persönlichkeitsentwicklung geholfen hat. Ich habe schon immer viel Sport getrieben. Das ist auch heute noch so. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sich so richtig auspowern kann neben der Kopfarbeit. Sport und Beruf zu verbinden, ist mir auch heute noch sehr wichtig. Beim Fußball war es so, dass ich immer alles daran gesetzt habe, ein Ziel zu erreichen. Das lässt sich aufs Berufsleben übertragen.

DFB.de: Das Interesse am Kicken und die allgemeine Lust am Sport lebt in Ihnen weiter. Welche Rolle spielt der Fußball heute?

Müller: Ich schaue heute noch immer sehr gerne Fußball - egal ob im Fernsehen, live im Stadion oder auch in den Amateurklassen, wo man schön nah am Spielfeld dran ist. Ich liebe den Geruch von frisch gemähtem oder auch feuchtem Rasen, der mich immer wieder an meine schöne Zeit als aktive Fußballerin erinnert.

DFB.de: Wie powern Sie sich heute aus?

Müller: Ich jogge, fahre gerne auf dem Rennrad, paddle im Kajak, gehe wandern und habe vor allem das Skiken für mich entdeckt, eine Art Langlaufskifahren auf Rollen. Eine Runde um den Maschsee in Hannover ist da immer mal drin, wenn nicht gerade Pandemie ist.

[rh]

Es regnete in Strömen an jenem 7. Juli 2001, dem Finaltag der Frauen-EM. Deutschland gegen Schweden in Ulm - eine dramatische Partie vor 18.000 Zuschauern im proppenvollen Donaustadion. Eine Partie ohne Tore, so musste das Golden Goal entscheiden. Es war die 98. Minute, als die eingewechselte Claudia Müller von Maren Meinert steil geschickt wurde und das Leder in den schwedischen Maschen versenkte. Der fünfte EM-Titel für die DFB-Frauen war perfekt und wurde überschwänglich gefeiert - auch mit dem aufsehenerregenden, überschwänglichen Müllerschen Trikotlupfer.

Das Golden Goal hat die UEFA danach abgeschafft. Müller ist damit einzige Golden Goal-Schützin in der Geschichte des Wettbewerbes, so wie Oliver Bierhoff bei den Männern. Der spektakuläre Trikotlupfer ist auch heute noch unvergessen, gilt allerdings nicht mehr als ein Alleinstellungsmerkmal Müllers bei den DFB-Frauen. 2008 bei Olympia in Peking zeigte Simone Laudehr diese überbordende Freude ebenfalls. DFB.de hat 20 Jahre danach mit Claudia Müller über die Partie und ihren speziellen Jubel gesprochen.

DFB.de: Claudia Müller, was bedeutet Ihnen dieser Jubelausbruch von damals?

Claudia Müller: Es ist ein überwältigendes Gefühl und ich bekomme bei einigen Fotos von damals noch heute Bauchkribbeln und Gänsehaut. Bei mir daheim im Home Office steht übrigens ein gerahmtes Bild mit dem über den Kopf gezogenen Trikot.

DFB.de: Dieses Tor war wohl das wichtigste ihrer insgesamt 22 Treffer im Nationaltrikot. Danach beendeten Sie ihre Länderspielkarriere nach 45 Einsätzen frühzeitig mit 27 Jahren. Vier Jahre zuvor hatten Sie in Oslo schon einen EM-Titel gesichert. Welcher Erfolg ist bedeutender für Sie?

Müller: Jeder Titel hat etwas Besonderes. Das erfolgreiche Finale in Oslo 1997 war für mich der erste EM-Titel. In Ulm war es das Golden Goal, das den erneuten Europameistertitel für mich unvergesslich gemacht hat. Allein die Stimmung und Atmosphäre damals waren unvergleichlich.

DFB.de: Nur Bronze bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney ist noch höher einzuschätzen, als die beiden EM-Triumphe, oder? Auch wenn Sie dort nur einmal eingewechselt wurden.

Müller: Zuhause im Büro habe ich ein schönes großes Bild von Olympia stehen. Eine Olympiateilnahme ist etwas ganz Spezielles. Das kleine Teilnehmerfeld ist ja bereits besonders erlesen.

DFB.de: Wo bewahren Sie eigentlich Ihre Medaillen auf?

Müller: In einer Vitrine in meiner Wohnung liegen die Medaillen aus Sydney, Oslo und Ulm. Außerdem habe ich dort eine Kopie vom EM-Pokal stehen.

DFB.de: Sie haben in den Jugendteams von TuS Eintracht Bremen begonnen, Fußball zu spielen. Ihr Ehrgeiz hat sie aus der Hansestadt gelockt?

Müller: 1996/1997 bin ich zu Fortuna Sachsenroß Hannover in die damals zweigleisige Bundesliga gewechselt. Der Verein verzichtete jedoch aus finanziellen Gründen auf die Teilnahme an der eingleisigen Bundesliga. Ich wollte aber mehr. So wurde die SG Praunheim, der Vorläufer des 1.FFC Frankfurt, heute Eintracht Frankfurt, zum nächsten Ziel. Danach habe ich sechs Spielzeiten beim WSV Wendschott gespielt, dessen Frauen später beim VfL Wolfsburg integriert wurden.

DFB.de: Beruflich haben Sie eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau in Hannover absolviert?

Müller: Nach der Fußballkarriere habe ich noch ein Studium der Betriebswirtschaft draufgesattelt. Heute bin in guter Position als Abteilungsleiterin der Betriebswirtschaft beschäftigt.

DFB.de: Ihre außergewöhnliche Fußballkarriere kennen aber nur die wenigsten Mitarbeiter*innen?

Müller: Ich hänge mir das nicht großartig um den Hals. Gleichwohl ich gerne betone, wie sehr mir der Fußball in der Persönlichkeitsentwicklung geholfen hat. Ich habe schon immer viel Sport getrieben. Das ist auch heute noch so. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sich so richtig auspowern kann neben der Kopfarbeit. Sport und Beruf zu verbinden, ist mir auch heute noch sehr wichtig. Beim Fußball war es so, dass ich immer alles daran gesetzt habe, ein Ziel zu erreichen. Das lässt sich aufs Berufsleben übertragen.

DFB.de: Das Interesse am Kicken und die allgemeine Lust am Sport lebt in Ihnen weiter. Welche Rolle spielt der Fußball heute?

Müller: Ich schaue heute noch immer sehr gerne Fußball - egal ob im Fernsehen, live im Stadion oder auch in den Amateurklassen, wo man schön nah am Spielfeld dran ist. Ich liebe den Geruch von frisch gemähtem oder auch feuchtem Rasen, der mich immer wieder an meine schöne Zeit als aktive Fußballerin erinnert.

DFB.de: Wie powern Sie sich heute aus?

Müller: Ich jogge, fahre gerne auf dem Rennrad, paddle im Kajak, gehe wandern und habe vor allem das Skiken für mich entdeckt, eine Art Langlaufskifahren auf Rollen. Eine Runde um den Maschsee in Hannover ist da immer mal drin, wenn nicht gerade Pandemie ist.

###more###