Lena Oberdorf: "Mein Trainingsplan hält mich auch auf Trab"

Corona, Abitur, Fußball – auch das Leben von Lena Oberdorf hat sich von einem auf den anderen Tag völlig verändert. Eigentlich sollte die deutsche Nationalspielerin in wenigen Tagen ihre Abschlussprüfungen an der Schule schreiben. Aber wird es wirklich so kommen? Und wie geht es in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga weiter. Die 18-Jährige versucht im DFB.de-Interview, auch diese Fragen zu beantworten.

DFB.de: Ostern findet in diesem Jahr bei vielen unter ganz besonderen Voraussetzungen statt. Bei Ihnen auch?

Lena Oberdorf: Ja, leider. Wir alle würden es uns wahrscheinlich anders vorstellen. Aber uns bleibt letztlich nichts anderes übrig, als die Situation so anzunehmen, wie sie ist. Eigentlich wäre ich gerade voll im Abistress. Aber jetzt ist es so, dass niemand genau weiß, ob die Prüfungen wirklich stattfinden werden.

DFB.de: Wie ist Ihre Meinung dazu?

Oberdorf: Ganz ehrlich? Ich hätte nichts dagegen, wenn die Klausuren ausfallen würden. Ich glaube, damit teile ich die Meinung vieler Mitschülerinnen und Mitschüler von mir. Es gibt natürlich auch gute Argumente dafür, die Prüfungen zu schreiben, weil man seine Noten so noch mal verbessern kann. Ich bereite mich auf diesen Fall vor. Mehr kann ich im Moment nicht machen. Aber es ist nicht leicht, sich jeden Tag aufs Neue zu motivieren und sich in den Lernstoff zu vertiefen.

DFB.de: Wieso ist das so?

Oberdorf: Diese Ungewissheit in der Prüfungsvorbereitung macht uns zu schaffen. Ich lerne zwar gerade. Aber mir fehlt das große Ziel, auf das ich mich fokussiere. Es gibt so viele offene Fragen, die unbeantwortet sind. Finden die Prüfungen statt? Und wenn ja, wann wird das sein? Oder fällt alles aus? Müssen wir noch mal zur Schule? Ich bin zwar insgesamt ein entspannter Typ. Aber ganz kalt lässt mich das alles natürlich auch nicht. Mal heißt es, dass die Prüfungen drei Wochen später stattfinden. Dann kommt die Aussage, dass wahrscheinlich alles gecancelt wird. Dieses ständige Hin und Her ist auch für den Kopf sehr anstrengend. Das macht mich nervös.

DFB.de: Wissen Sie denn überhaupt genau, welche Inhalte möglicherweise geprüft werden?

Oberdorf: Ja, das schon. Durch das Zentralabitur ist das ziemlich klar geregelt. Wir können uns darüber genau im Internet informieren.

DFB.de: Viele lernen gerne in Gruppen. Auch das ist im Moment nicht möglich. Ist das aus Ihrer Sicht ein Problem?

Oberdorf: Für mich nicht. Ich lerne am liebsten und besten alleine. Ich brauche dafür meine Ruhe und schreibe mir die wichtigsten Dinge auf. Das war schon immer so. Ich habe einen sehr guten Freund, mit dem ich mich regelmäßig austausche. Gerade auch über die Dinge, die ich durch den Fußball möglicherweise verpasst habe. Ansonsten bin ich an dieser Stelle eher eine Einzelkämpferin.

DFB.de: Und wie ist der Kontakt zu den Lehrern in dieser wichtigen Phase?

Oberdorf: Wir haben das Angebot, dass wir uns jederzeit an sie wenden können, wenn wir Unterstützung brauchen. In dieser Hinsicht können wir uns nicht beschweren. Da ist der Austausch sehr gut und vertrauensvoll. Es ist für alle eine herausfordernde Situation. So etwas hat noch nie jemand von uns erlebt.

DFB.de: Gerade das letzte Schuljahr ist mit Abifeier, -motto, -woche und Abschlussball normalerweise ein ganz besonderes. All das fällt nun womöglich weg. Sind Sie traurig darüber?

Oberdorf: Klar ist das schade. Aber es gibt Schlimmeres. Außerdem habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das eine oder andere vielleicht doch noch stattfinden kann. Einen Abiball zum Beispiel kann man unter Umständen später nachholen, wenn sich die Lage hoffentlich irgendwann wieder beruhigt haben sollte. Wirklich schade wäre es, wenn wir keinen richtigen Abschluss mit unseren Lehrern hätten. Denn in dieser Hinsicht kam alles tatsächlich sehr plötzlich. Wir sind freitags vor inzwischen vier Wochen nach Hause gegangen. Damals hat wahrscheinlich niemand von uns geahnt, dass dies womöglich unser allerletzter regulärer Schultag gewesen sein könnte. Das wäre schon bitter, wenn diese Zeit, die uns alle ja sehr geprägt hat, so zu Ende gehen würde. Es ist ein ganz komisches Gefühl, das ich gerade in mir trage.

DFB.de: Wie sieht es sportlich aus? Die FLYERALARM Frauen-Bundesliga ist vorerst bis zum 30. April unterbrochen.

Oberdorf: Da ist es ganz ähnlich. Auch hier kann niemand richtig abschätzen, wie es weitergeht. Die Ungewissheit ist in allen Bereichen sehr groß.

DFB.de: Wie halten Sie sich fit?

Oberdorf: Wir haben Trainingspläne, die wir individuell abarbeiten sollen. Außerdem stehen uns Athletiktrainer als Ansprechpartner zur Verfügung. Aber das alles ersetzt natürlich keine Einheit mit den Mannschaftskolleginnen. Ich weiß nicht, wann wir wieder auf dem Platz stehen können. Vielleicht geht das bald wieder wenigstens in Kleingruppen. Auch hier gilt: Wir müssen abwarten und können es nicht beeinflussen. Wir müssen abwarten, bis wir neue Informationen bekommen. Das ist alles sehr unbefriedigend.

DFB.de: Gab es schon mal eine Phase in der jüngeren Vergangenheit, in der Sie über einen so langen Zeitraum nicht Fußball gespielt haben?

Oberdorf: Ich glaube nicht. Zumindest dann nicht, wenn wir über den geregelten Trainings- und Spielbetrieb sprechen. Das Gute ist, dass ich eine große Familie habe. Ich spiele manchmal mit meinem Bruder oder meiner Schwester im Garten Fußball. Auch meine Eltern sind häufiger dabei. Das ist toll und macht großen Spaß. Manchmal versuchen wir uns auch im Volleyball oder Spikeball. In dieser Hinsicht wird uns nicht langweilig. Aber mir fehlen meine Mannschaftskolleginnen. Ich vermisse es, in die Kabine zu kommen und alle haben sich etwas Neues zu erzählen. Im Moment verbringen wir alle sehr viel Zeit zu Hause immer mit den gleichen Menschen. Das ist mal schön, kann aber auf Dauer eben auch eintönig werden.

DFB.de: Wie vertreiben Sie sich die Zeit zu Hause abgesehen vom Sport mit der Familie?

Oberdorf: Im Moment genieße ich gerne die Sonne im Garten. Der Winter war lang. Es ist großartig, dass die Temperaturen jetzt wieder nach oben gehen. Mein Trainingsplan hält mich auch auf Trab. Heute Morgen hatte ich schon eine Krafteinheit. Nach unserem Gespräch werde ich noch eine Runde laufen gehen.

DFB.de: Gibt es auch ein Hobby, das Sie vorher wegen Zeitmangels nicht ausleben konnten?

Oberdorf: Tatsächlich war mein Leben vor Corona oft davon bestimmt, dass ich mich immer abhetzen musste, um von der Schule rechtzeitig im Verein zu sein und dabei die Hausaufgaben natürlich nicht vernachlässigen durfte. Das fällt jetzt weg. Mittags bin ich oft zu Hause und ich habe für mich das Kochen als neues Hobby entdeckt. Das macht mir derzeit großen Spaß. Ich genieße es, ein leckeres Essen selbst zu machen.

[sw]

Corona, Abitur, Fußball – auch das Leben von Lena Oberdorf hat sich von einem auf den anderen Tag völlig verändert. Eigentlich sollte die deutsche Nationalspielerin in wenigen Tagen ihre Abschlussprüfungen an der Schule schreiben. Aber wird es wirklich so kommen? Und wie geht es in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga weiter. Die 18-Jährige versucht im DFB.de-Interview, auch diese Fragen zu beantworten.

DFB.de: Ostern findet in diesem Jahr bei vielen unter ganz besonderen Voraussetzungen statt. Bei Ihnen auch?

Lena Oberdorf: Ja, leider. Wir alle würden es uns wahrscheinlich anders vorstellen. Aber uns bleibt letztlich nichts anderes übrig, als die Situation so anzunehmen, wie sie ist. Eigentlich wäre ich gerade voll im Abistress. Aber jetzt ist es so, dass niemand genau weiß, ob die Prüfungen wirklich stattfinden werden.

DFB.de: Wie ist Ihre Meinung dazu?

Oberdorf: Ganz ehrlich? Ich hätte nichts dagegen, wenn die Klausuren ausfallen würden. Ich glaube, damit teile ich die Meinung vieler Mitschülerinnen und Mitschüler von mir. Es gibt natürlich auch gute Argumente dafür, die Prüfungen zu schreiben, weil man seine Noten so noch mal verbessern kann. Ich bereite mich auf diesen Fall vor. Mehr kann ich im Moment nicht machen. Aber es ist nicht leicht, sich jeden Tag aufs Neue zu motivieren und sich in den Lernstoff zu vertiefen.

DFB.de: Wieso ist das so?

Oberdorf: Diese Ungewissheit in der Prüfungsvorbereitung macht uns zu schaffen. Ich lerne zwar gerade. Aber mir fehlt das große Ziel, auf das ich mich fokussiere. Es gibt so viele offene Fragen, die unbeantwortet sind. Finden die Prüfungen statt? Und wenn ja, wann wird das sein? Oder fällt alles aus? Müssen wir noch mal zur Schule? Ich bin zwar insgesamt ein entspannter Typ. Aber ganz kalt lässt mich das alles natürlich auch nicht. Mal heißt es, dass die Prüfungen drei Wochen später stattfinden. Dann kommt die Aussage, dass wahrscheinlich alles gecancelt wird. Dieses ständige Hin und Her ist auch für den Kopf sehr anstrengend. Das macht mich nervös.

DFB.de: Wissen Sie denn überhaupt genau, welche Inhalte möglicherweise geprüft werden?

Oberdorf: Ja, das schon. Durch das Zentralabitur ist das ziemlich klar geregelt. Wir können uns darüber genau im Internet informieren.

DFB.de: Viele lernen gerne in Gruppen. Auch das ist im Moment nicht möglich. Ist das aus Ihrer Sicht ein Problem?

Oberdorf: Für mich nicht. Ich lerne am liebsten und besten alleine. Ich brauche dafür meine Ruhe und schreibe mir die wichtigsten Dinge auf. Das war schon immer so. Ich habe einen sehr guten Freund, mit dem ich mich regelmäßig austausche. Gerade auch über die Dinge, die ich durch den Fußball möglicherweise verpasst habe. Ansonsten bin ich an dieser Stelle eher eine Einzelkämpferin.

DFB.de: Und wie ist der Kontakt zu den Lehrern in dieser wichtigen Phase?

Oberdorf: Wir haben das Angebot, dass wir uns jederzeit an sie wenden können, wenn wir Unterstützung brauchen. In dieser Hinsicht können wir uns nicht beschweren. Da ist der Austausch sehr gut und vertrauensvoll. Es ist für alle eine herausfordernde Situation. So etwas hat noch nie jemand von uns erlebt.

DFB.de: Gerade das letzte Schuljahr ist mit Abifeier, -motto, -woche und Abschlussball normalerweise ein ganz besonderes. All das fällt nun womöglich weg. Sind Sie traurig darüber?

Oberdorf: Klar ist das schade. Aber es gibt Schlimmeres. Außerdem habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das eine oder andere vielleicht doch noch stattfinden kann. Einen Abiball zum Beispiel kann man unter Umständen später nachholen, wenn sich die Lage hoffentlich irgendwann wieder beruhigt haben sollte. Wirklich schade wäre es, wenn wir keinen richtigen Abschluss mit unseren Lehrern hätten. Denn in dieser Hinsicht kam alles tatsächlich sehr plötzlich. Wir sind freitags vor inzwischen vier Wochen nach Hause gegangen. Damals hat wahrscheinlich niemand von uns geahnt, dass dies womöglich unser allerletzter regulärer Schultag gewesen sein könnte. Das wäre schon bitter, wenn diese Zeit, die uns alle ja sehr geprägt hat, so zu Ende gehen würde. Es ist ein ganz komisches Gefühl, das ich gerade in mir trage.

DFB.de: Wie sieht es sportlich aus? Die FLYERALARM Frauen-Bundesliga ist vorerst bis zum 30. April unterbrochen.

Oberdorf: Da ist es ganz ähnlich. Auch hier kann niemand richtig abschätzen, wie es weitergeht. Die Ungewissheit ist in allen Bereichen sehr groß.

DFB.de: Wie halten Sie sich fit?

Oberdorf: Wir haben Trainingspläne, die wir individuell abarbeiten sollen. Außerdem stehen uns Athletiktrainer als Ansprechpartner zur Verfügung. Aber das alles ersetzt natürlich keine Einheit mit den Mannschaftskolleginnen. Ich weiß nicht, wann wir wieder auf dem Platz stehen können. Vielleicht geht das bald wieder wenigstens in Kleingruppen. Auch hier gilt: Wir müssen abwarten und können es nicht beeinflussen. Wir müssen abwarten, bis wir neue Informationen bekommen. Das ist alles sehr unbefriedigend.

DFB.de: Gab es schon mal eine Phase in der jüngeren Vergangenheit, in der Sie über einen so langen Zeitraum nicht Fußball gespielt haben?

Oberdorf: Ich glaube nicht. Zumindest dann nicht, wenn wir über den geregelten Trainings- und Spielbetrieb sprechen. Das Gute ist, dass ich eine große Familie habe. Ich spiele manchmal mit meinem Bruder oder meiner Schwester im Garten Fußball. Auch meine Eltern sind häufiger dabei. Das ist toll und macht großen Spaß. Manchmal versuchen wir uns auch im Volleyball oder Spikeball. In dieser Hinsicht wird uns nicht langweilig. Aber mir fehlen meine Mannschaftskolleginnen. Ich vermisse es, in die Kabine zu kommen und alle haben sich etwas Neues zu erzählen. Im Moment verbringen wir alle sehr viel Zeit zu Hause immer mit den gleichen Menschen. Das ist mal schön, kann aber auf Dauer eben auch eintönig werden.

DFB.de: Wie vertreiben Sie sich die Zeit zu Hause abgesehen vom Sport mit der Familie?

Oberdorf: Im Moment genieße ich gerne die Sonne im Garten. Der Winter war lang. Es ist großartig, dass die Temperaturen jetzt wieder nach oben gehen. Mein Trainingsplan hält mich auch auf Trab. Heute Morgen hatte ich schon eine Krafteinheit. Nach unserem Gespräch werde ich noch eine Runde laufen gehen.

DFB.de: Gibt es auch ein Hobby, das Sie vorher wegen Zeitmangels nicht ausleben konnten?

Oberdorf: Tatsächlich war mein Leben vor Corona oft davon bestimmt, dass ich mich immer abhetzen musste, um von der Schule rechtzeitig im Verein zu sein und dabei die Hausaufgaben natürlich nicht vernachlässigen durfte. Das fällt jetzt weg. Mittags bin ich oft zu Hause und ich habe für mich das Kochen als neues Hobby entdeckt. Das macht mir derzeit großen Spaß. Ich genieße es, ein leckeres Essen selbst zu machen.

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