Jerome Boateng: "Ich habe mich sehr über das Vertrauen gefreut"

Boateng: Der Trainer hat es mir so frühzeitig gesagt, dass ich mich darauf gut einstellen konnte. Ich habe mich sehr gefreut, dass er mir das Vertrauen geschenkt hat. Insbesondere nach dieser Woche, die für mich ja nicht einfach war. Für mich war es in dieser Zeit sehr motivierend, dass auch die Mannschaft immer hinter mir gestanden hat. Sie kennt auch die Wahrheit.

team.dfb.de: Haben Sie sich vor dem Spiel mit Mesut Özil und Sami Khedira über Ronaldo unterhalten?

Boateng: Ein bisschen natürlich. Aber so viel muss man in seinem Fall gar nicht reden. Ich habe schon viele Spiele vom ihm gesehen und mir auch einige Videos angeschaut. Ich hatte also vor dem Spiel das Gefühl, dass ich wirklich gut vorbereitet bin, auch durch das, was Joachim Löw und Hansi Flick mir mit auf den Weg gegeben haben.

team.dfb.de: Im Halbfinale der Champions League haben Sie es gegen Real als Innenverteidiger mit Ronaldo zu tun bekommen. Wie groß ist der Unterschied zur Rolle als Außenverteidiger?

Boateng: Das ist schon erheblich. Ronaldo bekommt meistens außen den Ball, man ist dann viel häufiger im direkten Duell, außerdem hat er außen immer sehr viel Raum vor sich, den man verteidigen muss. Für mich war die Umstellung nicht so einfach, ich habe bei Bayern zuletzt ja ein halbes Jahr lang als Innenverteidiger gespielt. Und jetzt ging es gleich gegen Ronaldo, der Druck war also groß.

team.dfb.de: Wie sind sie damit fertig geworden, wer hat Ihnen dabei geholfen?

Boateng: Ich war früher vor großen Spielen immer extrem aufgeregt, das hat mich manchmal gehemmt. Letztlich hat sich das gelegt, auch weil ich auf meinen Bruder George gehört habe. Er hat mir die Angst vor Fehlern genommen und mir verdeutlicht, dass ich auch nur ein Mensch und keine Maschine bin. Er hat mir gesagt, dass es immer nur Fußball ist. Und dass es das ist, was ich liebe und was mir Spaß macht. Seither genieße ich auch die großen Spiele. In das Spiel gegen Portugal bin ich mir großer Vorfreude gegangen.

team.dfb.de: Das Spiel ging aus Ihrer Sicht gleich gut los: Mit einer gelungenen Aktion in der Offensive bei der Flanke auf Thomas Müller. Wie wichtig war das für den weiteren Verlauf?



[bild1]

Ohne Gegentor gegen Portugal, ein Verdienst von Manuel Neuer, natürlich. Ein Verdienst, der gesamten Mannschaft. Ein Verdienst aber auch von Jerome Boateng. Als rechter Verteidiger hatte Boateng die Aufgabe, Cristiano Ronaldo aus dem Spiel zu nehmen. Er hat sie gemeistert. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke spricht der Verteidiger über Ronaldo, das Spiel gegen Portugal und den nächsten EM-Auftritt am kommenden Mittwoch gegen die Niederlande.

team.dfb.de: Herr Boateng, Sie haben gesagt, dass Ronaldo der kompletteste und Messi der beste Fußballer ist. Worin besteht der Unterschied?

Jerome Boateng: Ronaldo hat alles. Rechts, links, Kopfball, er ist schnell, technisch fast perfekt, eiskalt vor dem Tor. Viel mehr geht nicht. Aber Messi ist eben Messi. Wenn er den Ball am Fuß hat, seine Laufwege, seine Dribblings, im Grunde kann man ihm nur durch ein Foul stoppen. Ronaldo hat vielleicht mehr Möglichkeiten, aber Messi ist noch einmal eine andere Ebene.

team.dfb.de: Wer ist aus Ihrer Sicht der kompletteste Verteidiger?

Boateng: Holger Badstuber ist extrem weit für sein Alter. Auch Mats Hummels ist ein sehr guter Innenverteidiger. Und Per Mertesacker mit seiner Routine natürlich ebenfalls. Ansonsten: Piqué und Thiago Silva sind sehr stark, von ihnen kann ich mir einiges abgucken. Lange Zeit war Nemanja Vidic für mich einer der Besten, aber er ist jetzt ins Alter gekommen und war lange verletzt. Und früher fand ich Lucio immer sehr stark.

team.dfb.de: Was fehlt Ihnen noch zu diesem Niveau?

Boateng: Vor allem die Konstanz. Ich bin noch jung, ich kann noch vieles verbessern: Im Stellungsspiel, in der Spieleröffnung, in der Torgefährlichkeit.

team.dfb.de: Gegen Ronaldo hat es auch so gereicht. Wann haben Sie von Bundestrainer Joachim Löw erfahren, dass Sie gegen Portugal von Beginn an spielen würden?

Boateng: Der Trainer hat es mir so frühzeitig gesagt, dass ich mich darauf gut einstellen konnte. Ich habe mich sehr gefreut, dass er mir das Vertrauen geschenkt hat. Insbesondere nach dieser Woche, die für mich ja nicht einfach war. Für mich war es in dieser Zeit sehr motivierend, dass auch die Mannschaft immer hinter mir gestanden hat. Sie kennt auch die Wahrheit.

team.dfb.de: Haben Sie sich vor dem Spiel mit Mesut Özil und Sami Khedira über Ronaldo unterhalten?

Boateng: Ein bisschen natürlich. Aber so viel muss man in seinem Fall gar nicht reden. Ich habe schon viele Spiele vom ihm gesehen und mir auch einige Videos angeschaut. Ich hatte also vor dem Spiel das Gefühl, dass ich wirklich gut vorbereitet bin, auch durch das, was Joachim Löw und Hansi Flick mir mit auf den Weg gegeben haben.

team.dfb.de: Im Halbfinale der Champions League haben Sie es gegen Real als Innenverteidiger mit Ronaldo zu tun bekommen. Wie groß ist der Unterschied zur Rolle als Außenverteidiger?

Boateng: Das ist schon erheblich. Ronaldo bekommt meistens außen den Ball, man ist dann viel häufiger im direkten Duell, außerdem hat er außen immer sehr viel Raum vor sich, den man verteidigen muss. Für mich war die Umstellung nicht so einfach, ich habe bei Bayern zuletzt ja ein halbes Jahr lang als Innenverteidiger gespielt. Und jetzt ging es gleich gegen Ronaldo, der Druck war also groß.

team.dfb.de: Wie sind sie damit fertig geworden, wer hat Ihnen dabei geholfen?

Boateng: Ich war früher vor großen Spielen immer extrem aufgeregt, das hat mich manchmal gehemmt. Letztlich hat sich das gelegt, auch weil ich auf meinen Bruder George gehört habe. Er hat mir die Angst vor Fehlern genommen und mir verdeutlicht, dass ich auch nur ein Mensch und keine Maschine bin. Er hat mir gesagt, dass es immer nur Fußball ist. Und dass es das ist, was ich liebe und was mir Spaß macht. Seither genieße ich auch die großen Spiele. In das Spiel gegen Portugal bin ich mir großer Vorfreude gegangen.

team.dfb.de: Das Spiel ging aus Ihrer Sicht gleich gut los: Mit einer gelungenen Aktion in der Offensive bei der Flanke auf Thomas Müller. Wie wichtig war das für den weiteren Verlauf?

Boateng: Es hat geholfen. Wenn nach vorne gleich etwas gelingt, dann beflügelt das und gibt zusätzliche Sicherheit.

team.dfb.de: Die meisten Duelle gegen Ronaldo haben Sie gewonnen. Wie bewerten Sie Ihre Leistung?

Boateng: Insgesamt bin ich zufrieden. Es geht immer besser, insbesondere nach vorne kann man als Außenverteidiger mehr Akzente setzen, als ich das gestern getan habe. Gerade gegen Ronaldo hätte ich es ein paar Mal besser ausnutzen können, dass er nicht nach hinten arbeitet. Aber im Spiel gegen Portugal war meine Hauptaufgabe, zusammen mit der Mannschaft Ronaldo auszuschalten. Das ist recht gut gelungen.

team.dfb.de: In der 64. Minute haben Sie einmal in höchster Not geklärt, als Sie Ihren linken Fuß in letzter Sekunde an den Ball gebracht haben. Wie riskant war diese Aktion?

Boateng: Es war brenzlig. Ich glaube, dass er sich schon darauf gefreut hat, gleich zum Jubel ansetzen zu können. Wenn er aus dieser Position zum Abschluss kommt, macht er die Bälle in aller Regel rein. Zum Glück bin ich noch schnell genug hinterher gekommen und habe ihn fair vom Ball getrennt.

team.dfb.de: Sie mussten danach behandelt werden. Haben Sie heute noch Schmerzen?

Boateng: Es fühlt sich heute schon viel besser an, es ist nichts Dramatisches.

team.dfb.de: Hatten Sie nach dem Spiel Kontakt zu Ronaldo? Hat er Ihnen zu Ihrer Leistung gratuliert, gab es einen Handschlag?

Boateng: Nein. Wir standen beim Abpfiff weit voneinander entfernt, es hat sich also nicht ergeben. Er ist dann sofort in der Kabine verschwunden.

team.dfb.de: In der EM geht es jetzt weiter mit dem Spiel gegen die Niederlande. Nach Ronaldo kann die Aufgabe für Sie nur leichter werden?

[bild2]

Boateng: Wir müssen aufpassen. In unserem Spiel war noch nicht alles gut. Die Niederlande sind immer gefährlich, und jetzt erst Recht. Nach der Niederlage im ersten Spiel gegen Dänemark geht es für sie gegen uns schon um alles. Gerade im Spiel nach vorne sind sie sehr stark. Wir müssen hinten also wieder sehr gut stehen. Wenn wir das schaffen, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir auch das Spiel gegen die Niederlande gewinnen.

team.dfb.de: Wie intensiv haben Sie sich mit Ihren möglichen Gegenspielern befasst? Gegen Dänemark hat Ibrahim Affelay als Rechtsaußen gespielt. Was sind seine Stärken?

Boateng: Er ist technisch sehr gut, er hat einen wahnsinnigen Antritt, auch wenn er jetzt länger verletzt war. Die Niederlande spielen aber in der Offensive sehr flexibel, sie tauschen ständig die Positionen. Arjen Robben geht von rechts nach links, Robin van Persie lässt sich zurückfallen, Wesley Sneijder geht nach vorne. Es wäre also falsch, sich nur auf einen Spieler zu konzentrieren.

team.dfb.de: Beim Freundschaftsspiel gegen die Niederlande in Hamburg im November hat die deutsche Mannschaft beim 3:0 phasenweise herausragend Fußball gespielt. Ist so eine Vorstellung auch am Mittwoch denkbar?

Boateng: Das war ein Freundschaftsspiel, das kann man nicht vergleichen. Im Oranje-Team haben zwei, drei sehr wichtige Spieler gefehlt. Jetzt sind sie komplett, jetzt ist EM, jetzt zählt es. So einfach wie damals wird es bestimmt nicht, aber wenn wir unsere Leistung zeigen und uns im Vergleich zum Spiel gegen Portugal noch einmal steigern, dann müssen wir uns bestimmt nicht verstecken.