Hansi Flick: "Im Fußball ist nichts ausgeschlossen"

Offensive Kreativität gegen defensive Spezialisten, Favorit gegen Außenseiter. Vor dem Spiel zwischen Deutschland und Griechenland sind die Rollen klar verteilt. Doch Hansi Flick warnt davor, den Europameister vom 2004 zu unterschätzen. "Zufällig zieht kein Team ins Viertelfinale einer Europameisterschaft ein", sagt der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw im Gespräch mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke.

team.dfb.de: Herr Flick, im Jahr 2004 wurde Griechenland völlig überraschend Europameister. Welche Erinnerungen haben Sie an das Turnier in Portugal?

Hansi Flick: Ich war damals bei zwei oder drei Spielen vor Ort im Stadion, aber bei keinem mit griechischer Beteiligung. Ich weiß noch, dass ich mit einem griechischem Freund von mir immer gewettet und verloren habe. Ich konnte es damals nicht begreifen, dass die Griechen ihren Weg tatsächlich bis zum Titelgewinn gehen. Ich habe mich damals vor allem auch für Otto Rehhagel gefreut. Sie haben es geschafft, und letztendlich verdient. Sie hatten eine Mannschaft, die kompakt gespielt hat. Sie hatten aber auch ihre Stärken im gegnerischen Strafraum. Es gab damals nur wenige Teams, die von beiden Seiten so gut flanken konnten. Bei den Griechen hat damals alles gepasst. Natürlich hatten sie auch das Quäntchen Glück, aber sie haben ihr Konzept und ihre Philosophie konsequent durchgezogen.

team.dfb.de: Für wie ausgeschlossen halten Sie, dass sich acht Jahre später Geschichte wiederholt und die Griechen erneut den Titel gewinnen?

Flick: Im Fußball ist nichts ausgeschlossen. Ich habe Respekt vor der griechischen Mannschaft. Aber ich habe auch großes Vertrauen in unser Team und bin der Überzeugung, dass die Griechen diesmal an uns scheitern.

team.dfb.de: Hat es Sie überrascht, dass sich die Griechen in einer Gruppe mit Polen, Russland und Tschechien durchgesetzt hat?

Flick: Wir haben die Spiele in ihrer Gruppe verfolgt. Es hatten alle damit gerechnet, dass Russland weiterkommt. Ich habe damals aber den Tipp abgegeben, dass die Griechen gewinnen. Vielleicht war es Wunschdenken, denn genau dieser Fall ist dann eingetreten. Die Russen haben sich viele Chancen herausgespielt, sie waren aber nicht kaltschnäuzig genug und sind dafür bestraft worden.

team.dfb.de: Ganz offensichtlich ist die Defensive die Stärke der Griechen. Was machen Sie hinten alles richtig?



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Offensive Kreativität gegen defensive Spezialisten, Favorit gegen Außenseiter. Vor dem Spiel zwischen Deutschland und Griechenland sind die Rollen klar verteilt. Doch Hansi Flick warnt davor, den Europameister vom 2004 zu unterschätzen. "Zufällig zieht kein Team ins Viertelfinale einer Europameisterschaft ein", sagt der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw im Gespräch mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke.

team.dfb.de: Herr Flick, im Jahr 2004 wurde Griechenland völlig überraschend Europameister. Welche Erinnerungen haben Sie an das Turnier in Portugal?

Hansi Flick: Ich war damals bei zwei oder drei Spielen vor Ort im Stadion, aber bei keinem mit griechischer Beteiligung. Ich weiß noch, dass ich mit einem griechischem Freund von mir immer gewettet und verloren habe. Ich konnte es damals nicht begreifen, dass die Griechen ihren Weg tatsächlich bis zum Titelgewinn gehen. Ich habe mich damals vor allem auch für Otto Rehhagel gefreut. Sie haben es geschafft, und letztendlich verdient. Sie hatten eine Mannschaft, die kompakt gespielt hat. Sie hatten aber auch ihre Stärken im gegnerischen Strafraum. Es gab damals nur wenige Teams, die von beiden Seiten so gut flanken konnten. Bei den Griechen hat damals alles gepasst. Natürlich hatten sie auch das Quäntchen Glück, aber sie haben ihr Konzept und ihre Philosophie konsequent durchgezogen.

team.dfb.de: Für wie ausgeschlossen halten Sie, dass sich acht Jahre später Geschichte wiederholt und die Griechen erneut den Titel gewinnen?

Flick: Im Fußball ist nichts ausgeschlossen. Ich habe Respekt vor der griechischen Mannschaft. Aber ich habe auch großes Vertrauen in unser Team und bin der Überzeugung, dass die Griechen diesmal an uns scheitern.

team.dfb.de: Hat es Sie überrascht, dass sich die Griechen in einer Gruppe mit Polen, Russland und Tschechien durchgesetzt hat?

Flick: Wir haben die Spiele in ihrer Gruppe verfolgt. Es hatten alle damit gerechnet, dass Russland weiterkommt. Ich habe damals aber den Tipp abgegeben, dass die Griechen gewinnen. Vielleicht war es Wunschdenken, denn genau dieser Fall ist dann eingetreten. Die Russen haben sich viele Chancen herausgespielt, sie waren aber nicht kaltschnäuzig genug und sind dafür bestraft worden.

team.dfb.de: Ganz offensichtlich ist die Defensive die Stärke der Griechen. Was machen Sie hinten alles richtig?

Flick: Sie betreiben einen hohen Aufwand, sie schaffen es häufig, in Überzahl in Ballnähe zu schaffen. Sie stehen gut, bieten nur wenig Räume, gegen sie gibt es selten die Situation, den Ball ohne Druck passen zu können. Sie werfen sich in jeden Ball, in jeden Schuss, sie kämpfen leidenschaftlich, mit großem Herzen.

team.dfb.de: Und sie haben mit Kyriakos Papadopoulos und Sokratis zwei Bundesliga-Spieler, die die Abwehr organisieren.

Flick: Ich habe beide häufig gesehen. Sokratis hat sich in Bremen auf der Innenverteidiger-Position etabliert. Er hat diese Rolle gut ausgefüllt. Und Schalkes Papadopoulos ist ein junger Spieler, der großes Talent hat, der von seiner Dynamik lebt. Beide treten selbstbewusst auf, das machen die Griechen eigentlich alle. Insgesamt hat die Defensive ein hohes Niveau.

team.dfb.de: Giorgos Karagounis fehlt gelbgesperrt, wie sehr erleichtert dies die Aufgabe für die deutsche Mannschaft?

Flick: Karagounis hat das Spiel gelenkt, er hat intelligent Pässe gespielt und das für das Weiterkommen entscheidende Tor gemacht. Er ist der Kopf der Mannschaft. Die Griechen werden es nicht einfach haben, ihn zu ersetzen, aber sie werden in der Lage sein, eine gute Alternative auflaufen zu lassen.

team.dfb.de: Um Fanis Gekas mit Pässe zu bedienen....

Flick: Gekas ist ein Strafraumspieler, der immer auf einen Fehler des Gegners wartet, der gut antizipiert. Er hat einfach ein Näschen. Wir müssen gegen ihn immer wachsam sein und dürfen ihn keine Sekunde aus den Augen lassen.

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team.dfb.de: Die deutschen Spieler stehen alle bei Top-Vereinen unter Vertrag, haben deswegen teilweise deutlich mehr als 50 Saison-Spiele in den Beinen. Anders die Griechen, die Mannschaft kommt im Schnitt auf deutlich weniger Spiele. Ein Nachteil für das deutsche Team? Sind die Griechen möglicherweise frischer?

Flick: Unsere Spieler sind dieses Pensum gewohnt, darin sehe ich keinen Nachteil. Natürlich haben die Bayern sehr viele Spiele in den Beinen, aber unsere Spieler sind alle absolut fit, das ist wirklich kein Problem.

team.dfb.de: Sollte Deutschland ins Halbfinale einziehen, träfe die Mannschaft in der Runde der letzten Vier auf Italien oder England. Welches Team wäre Ihnen lieber?

Flick: Wir nehmen es wie es kommt. Wir haben darauf keinen Einfluss. Außerdem ist das noch überhaupt kein Thema. Unsere ganze Konzentration gilt dem Spiel heute Abend gegen Griechenland.