Hans Schäfer: Der Weltmeister von 1954 wird 85

Das letzte bekannte Zitat von Hans Schäfer ist ein echter Klassiker. An seinem 75. Geburtstag äußerte der Weltmeister von 1954 nämlich einen ungewöhnlichen Wunsch. "Ich will 105 Jahre alt werden", sagte er damals: "Und dann in meiner Stammkneipe mit einem Glas Kölsch in der Hand an der Theke sterben."

Zehn Jahre später ist Hans Schäfer auf dem besten Wege, sich seinen Wunsch zu erfüllen. Interviews gibt er aber seit Jahren nicht mehr. Auch vor seinem 85. Geburtstag nicht. "Wenn er wieder damit anfangen würde, müsste er überall welche geben, und das wäre ihm zu anstrengend", sagt Isis, seit fast 60 Jahren Schäfers Ehefrau, dem SID. Auch seinen heutigen Ehrentag wird Schäfer "nur im kleinen Kreis" feiern.

Das Rampenlicht ist ihm fremd

Das Rampenlicht war dem Ur-Kölner schon immer fremd. Genau wie die Glorifizierung der Spieler von 1954. Von ihnen leben außer Schäfer nur noch Ottmar Walter (88) und Horst Eckel (80), Schäfers Bettnachbar im Zimmer 301 des Belvédère in Spiez. In Köln nennen sie Hans Schäfer "dä Knoll", den Dickkopf. Immer geradeaus, kernig, herzlich und stets bescheiden. Dabei ist sein Name sogar den jüngsten Fußballfans vertraut.

Vertraut aus der legendären Rundfunkreportage von Herbert Zimmermann. "Bozsik, immer wieder Bozsik", raunte dieser: "Der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball, verloren diesmal gegen Schäfer, Schäfer nach innen geflankt, Kopfball, abgewehrt, aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt! Toooor! Tooor! 3:2 für Deutschland!"

"... dann bekomme ich immer noch eine Gänsehaut"

Deutschland hatte durch dieses Tor die scheinbar unbesiegbaren Ungarn bezwungen. Und dies war, auch wenn es Schäfer vielleicht nicht so nennen würde, mehr als Sportgeschichte. Es war neun Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Stück deutsche Geschichte, für den Historiker Joachim Fest sogar "die eigentliche Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland".

Das Ereignis selbst und Zimmermanns Reportage bewegen auch Schäfer. "Ich denke oft daran zurück", sagte er in einem seiner letzten Interviews: "Und wenn ich heute die Stimme von Herbert Zimmermann höre, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut. Natürlich war das der größte Moment in meiner Karriere."



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Das letzte bekannte Zitat von Hans Schäfer ist ein echter Klassiker. An seinem 75. Geburtstag äußerte der Weltmeister von 1954 nämlich einen ungewöhnlichen Wunsch. "Ich will 105 Jahre alt werden", sagte er damals: "Und dann in meiner Stammkneipe mit einem Glas Kölsch in der Hand an der Theke sterben."

Zehn Jahre später ist Hans Schäfer auf dem besten Wege, sich seinen Wunsch zu erfüllen. Interviews gibt er aber seit Jahren nicht mehr. Auch vor seinem 85. Geburtstag nicht. "Wenn er wieder damit anfangen würde, müsste er überall welche geben, und das wäre ihm zu anstrengend", sagt Isis, seit fast 60 Jahren Schäfers Ehefrau, dem SID. Auch seinen heutigen Ehrentag wird Schäfer "nur im kleinen Kreis" feiern.

Das Rampenlicht ist ihm fremd

Das Rampenlicht war dem Ur-Kölner schon immer fremd. Genau wie die Glorifizierung der Spieler von 1954. Von ihnen leben außer Schäfer nur noch Ottmar Walter (88) und Horst Eckel (80), Schäfers Bettnachbar im Zimmer 301 des Belvédère in Spiez. In Köln nennen sie Hans Schäfer "dä Knoll", den Dickkopf. Immer geradeaus, kernig, herzlich und stets bescheiden. Dabei ist sein Name sogar den jüngsten Fußballfans vertraut.

Vertraut aus der legendären Rundfunkreportage von Herbert Zimmermann. "Bozsik, immer wieder Bozsik", raunte dieser: "Der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball, verloren diesmal gegen Schäfer, Schäfer nach innen geflankt, Kopfball, abgewehrt, aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt! Toooor! Tooor! 3:2 für Deutschland!"

"... dann bekomme ich immer noch eine Gänsehaut"

Deutschland hatte durch dieses Tor die scheinbar unbesiegbaren Ungarn bezwungen. Und dies war, auch wenn es Schäfer vielleicht nicht so nennen würde, mehr als Sportgeschichte. Es war neun Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Stück deutsche Geschichte, für den Historiker Joachim Fest sogar "die eigentliche Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland".

Das Ereignis selbst und Zimmermanns Reportage bewegen auch Schäfer. "Ich denke oft daran zurück", sagte er in einem seiner letzten Interviews: "Und wenn ich heute die Stimme von Herbert Zimmermann höre, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut. Natürlich war das der größte Moment in meiner Karriere."

Drei WM-Teilnahmen , zwei als Spielführer

Deutschland hatte kaum einen besseren Linksaußen als den damals 26-Jährigen, der am Fließband Tore schoss. In fünf Spielen erzielte er bei der WM 1954 deren vier und half wesentlich dabei, den Weg ins Finale ebnen. Dort, gab er später ohne Scham zu, hatte er auch Helmut Rahns erstes Tor vorbereitet, weil er Keeper Grosics bei der Ecke ein wenig gerempelt hatte.

Durchsetzungsvermögen zeichnete ihn immer aus. Bundestrainer Sepp Herberger nominierte den eigensinnigen Mann noch für die WM 1958 und 1962, bei beiden Turnieren sogar als Spielführer. Drei WM-Teilnahmen schaffte sonst keiner der Helden von Bern - ein Umstand, der angesichts der herausragenden Taten von Fritz Walter und Helmut Rahn oft vergessen wird.

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Zweimal Meister mit seinem FC

1957 wurde Schäfer Nachfolger von Walter als Kapitän der Nationalelf, sechs Jahre später wurde er Deutschlands "Fußballer des Jahres". 1962 holte der "Kölsche Jung" (Schäfer über Schäfer) mit seinem 1. FC Köln die Deutsche Meisterschaft, 1964 wiederholte er diesen Triumph in der ersten Bundesligasaison. Verdient hat der Sohn eines Friseurs damals gerade einmal 1200 Mark, "und ich war trotzdem glücklich."

Sein wieder einmal in die zweite Liga abgestiegener "Eff-Zeh" macht Schäfer Sorgen, mit sich und der Welt ist er dagegen im Reinen. Ein "glückliches Leben" führe er, sagte er stets: "Das Schicksal hat es gut mit mir gemeint".

Sein Erfolgsrezept formulierte er vor Jahren einmal in der ihm eigenen Art: "Ich habe weder gesoffen noch geschlemmt, und trotzdem alles mitgenommen - aber in Maßen." Vielleicht ist es das Rezept, um 105 zu werden.