Flick: "Alle sind heiß"

Deutschland gegen Italien, Halbfinale der EM 2012. Der vorletzte Schritt der Mission 2012, der letzte auf dem Weg nach Kiew. In ein paar Stunden ist es soweit. Vor dem Anpfiff hat Hansi Flick, der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw, mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke über das Spiel gegen Italien gesprochen.

team.dfb.de: Herr Flick, der Titelverteidiger steht als erster Finalteilnehmer fest. Wie hat Ihnen das Halbfinale zwischen Spanien und Portugal gefallen?

Hansi Flick: Die Portugiesen haben geschickt gespielt, sie haben einen hohen Aufwand betrieben und die Spanier früh gestört. Sie hatten ein, zwei richtig gute Chancen. Aber auch die Spanier hätten bei der Chance für Iniesta das Spiel vor dem Elfmeterschießen für sich entscheiden können. Das Spiel war sehr eng. Bezeichnend ist, dass Spanien den letzten Elfmeter gegen den Innenpfosten schießt und der Ball dann reingeht. Im Moment haben sie das Quäntchen Glück, aber das haben sie sich auch verdient. Spanien war über die Jahre hinweg die beste Mannschaft in der Welt.

team.dfb.de: Bekommt der 1:0-Sieg zum Auftakt der EM über Portugal im Nachhinein eine andere Bedeutung?

Flick: Unsere Gruppe war sehr schwer und sehr ausgeglichen. Portugal ist eine hervorragende Mannschaft, das wussten wir vorher, und sie hat es im Laufe des Turnier bestätigt. Mittlerweile hat jeder registriert, dass bei den Portugiesen nicht nur Cristiano Ronaldo und Nani Fußball spielen können. Es stehen viele Spieler in der Reihen der Portugiesen,  die internationales Top-Niveau haben.

team.dfb.de: Die Paarung Deutschland gegen Italien gab es bei einem großen Turnier zuletzt im Jahre 2006 im Halbfinale der WM in Deutschland. Sie haben damals noch nicht für den DFB gearbeitet. Wo haben Sie das Spiel gesehen, waren Sie in Dortmund im Stadion?

Flick: Ich war damals im Trainingslager mit Red Bull Salzburg. Ich habe das Spiel zusammen mit Giovanni Trapattoni in der Lobby des Mannschaftshotels geschaut. Das war recht lustig, auch wenn der Ausgang des Spiels aus deutscher Sicht natürlich nicht komisch war. Trapattoni war die ganze Zeit unruhig, er hat gehofft, dass es kein Elfmeterschießen gibt. Als Grosso das 1:0 gemacht hat, hat Trap die ganze Zeit mit der Faust eine Säge gemacht. Interessant war, dass er danach sofort hoch auf sein Zimmer ist. Er hat das Ende gar nicht mehr abgewartet, weil es für ihn völlig klar war, dass Italien sich die Führung nicht mehr nehmen lassen wird. Viel war ja auch nicht mehr zu spielen.

team.dfb.de: Italien galt für viele vor dem Turnier nicht unbedingt als Top-Favorit. Wie haben Sie das Team einschätzt, sind Sie überrascht, wie stark sich die Mannschaft von Cesare Prandelli bislang präsentiert?



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Deutschland gegen Italien, Halbfinale der EM 2012. Der vorletzte Schritt der Mission 2012, der letzte auf dem Weg nach Kiew. In ein paar Stunden ist es soweit. Vor dem Anpfiff hat Hansi Flick, der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw, mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke über das Spiel gegen Italien gesprochen.

team.dfb.de: Herr Flick, der Titelverteidiger steht als erster Finalteilnehmer fest. Wie hat Ihnen das Halbfinale zwischen Spanien und Portugal gefallen?

Hansi Flick: Die Portugiesen haben geschickt gespielt, sie haben einen hohen Aufwand betrieben und die Spanier früh gestört. Sie hatten ein, zwei richtig gute Chancen. Aber auch die Spanier hätten bei der Chance für Iniesta das Spiel vor dem Elfmeterschießen für sich entscheiden können. Das Spiel war sehr eng. Bezeichnend ist, dass Spanien den letzten Elfmeter gegen den Innenpfosten schießt und der Ball dann reingeht. Im Moment haben sie das Quäntchen Glück, aber das haben sie sich auch verdient. Spanien war über die Jahre hinweg die beste Mannschaft in der Welt.

team.dfb.de: Bekommt der 1:0-Sieg zum Auftakt der EM über Portugal im Nachhinein eine andere Bedeutung?

Flick: Unsere Gruppe war sehr schwer und sehr ausgeglichen. Portugal ist eine hervorragende Mannschaft, das wussten wir vorher, und sie hat es im Laufe des Turnier bestätigt. Mittlerweile hat jeder registriert, dass bei den Portugiesen nicht nur Cristiano Ronaldo und Nani Fußball spielen können. Es stehen viele Spieler in der Reihen der Portugiesen,  die internationales Top-Niveau haben.

team.dfb.de: Die Paarung Deutschland gegen Italien gab es bei einem großen Turnier zuletzt im Jahre 2006 im Halbfinale der WM in Deutschland. Sie haben damals noch nicht für den DFB gearbeitet. Wo haben Sie das Spiel gesehen, waren Sie in Dortmund im Stadion?

Flick: Ich war damals im Trainingslager mit Red Bull Salzburg. Ich habe das Spiel zusammen mit Giovanni Trapattoni in der Lobby des Mannschaftshotels geschaut. Das war recht lustig, auch wenn der Ausgang des Spiels aus deutscher Sicht natürlich nicht komisch war. Trapattoni war die ganze Zeit unruhig, er hat gehofft, dass es kein Elfmeterschießen gibt. Als Grosso das 1:0 gemacht hat, hat Trap die ganze Zeit mit der Faust eine Säge gemacht. Interessant war, dass er danach sofort hoch auf sein Zimmer ist. Er hat das Ende gar nicht mehr abgewartet, weil es für ihn völlig klar war, dass Italien sich die Führung nicht mehr nehmen lassen wird. Viel war ja auch nicht mehr zu spielen.

team.dfb.de: Italien galt für viele vor dem Turnier nicht unbedingt als Top-Favorit. Wie haben Sie das Team einschätzt, sind Sie überrascht, wie stark sich die Mannschaft von Cesare Prandelli bislang präsentiert?

Flick: Die Italiener gehören zu den großen Fußball-Nationen in Europa. Sie sind bekannt dafür, dass sie bei einem Turnier an ihre Leistungsgrenze gehen können. Mich haben sie nicht überrascht, sie haben genau das gezeigt, was vorher zu erwarten war.

team.dfb.de: Italien stand früher fast nur für Ergebnisfußball, für Defensive, für Catenaccio. Trainer Prandelli hat dem Team einen neuen Stil verordnet, die Mannschaft ist nun etwas offensiver ausgerichtet. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Flick: Die Italiener zeichnet vor allem ihr Umschaltverhalten aus. Sie machen das sehr gut. Wenn sie den Ball gewinnen, suchen sie immer den direkten Weg zum Tor. Die Mannschaft zeichnet zudem aus, dass sie taktisch wahnsinnig gut geschult ist, sowohl in der Offensive als auch in der Defensive. Was die Laufwege betrifft, was die Automatismen betrifft. Ihr Zweikampfverhalten ist gut, sie verschieben gut, sie stehen kompakt und üben permanent auf den Gegner Druck aus.  

team.dfb.de: Andrea Pirlo sagt, dass Mesut Özil der deutsche Schlüsselspieler ist. Wer ist aus Ihrer Sicht der Schlüsselspieler im Spiel Italiens?

Flick: Wenn man ihm den Platz gibt, ist Pirlo derjenige, der das italienische Spiel lenkt. Er gibt dem Spiel das Tempo, er macht es langsam, wenn dies sinnvoll ist und beschleunigt das Spiel, wenn es beschleunigt werden muss. Sie haben dazu mit de Rossi einen Spieler, der stark von seiner Dynamik lebt, der zudem sehr erfahren ist. Italien ist insgesamt sehr gut besetzt, auch in der Defensive.

team.dfb.de: Und wie gelingt es, Pirlo aus dem Spiel zu nehmen?

Flick: Wie ich gesagt habe: Man darf ihm keinen Platz geben. Wir werden versuchen, ihm sehr wenig Räume zu lassen. Wir müssen uns als Mannschaft intelligent verhalten.

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team.dfb.de: Im Angriff spielen bei Italien mit Mario Balotelli und Fabio Cassano zwei außergewöhnlich Fußballer.

Flick: Cassano bewegt sich eher in den Zwischenräumen. Er hat ein gutes Auge für den besser postierten Spieler und ist in der Lage, diesen auch einzusetzen. Balotelli sucht mehr den direkten Weg zum Tor, er läuft sich gut frei. Wichtig wird sein, dass wir die Pässe auf ihn nicht zulassen. Wir müssen gut stehen, aufpassen und wachsam sein. Nicht nur unsere Verteidiger. Alle müssen auch ihre Aufgaben in der Defensive erfüllen. Bisher haben wir das im Turnier gut gemacht, und ich bin optimistisch, dass dies heute wieder gelingt.

team.dfb.de: Wie optimistisch sind Sie, dass Deutschland Spanien ins EM-Finale folgt?

Flick: Ich bin sehr optimistisch. Wir haben eine gute Atmosphäre im Team, man spürt das Kribbeln, man spürt die Spannung. Es ist aber eine positive Anspannung, was das Spiel betrifft. Alle sind heiß, alle wollen unbedingt ins Finale einziehen.