Erstes Länderspiel gegen Israel: Viel mehr als nur Sport

Als Kaiser Wilhelm II. 1898 als erstes deutsches Staatsoberhaupt Palästina besuchte, wurde er vom Dichter Frank Wedekind wegen der vermeintlichen sinnfreien Reise verspottet. Wegen seiner Satire "Im Heiligen Land" musste der Literat sogar eine Festungshaft verbüßen. Als der deutsche Fußballkaiser Franz Beckenbauer als erster Bundestrainer - offiziell war er Teamchef - Israel besuchte, stellte niemand den Sinn dieser Reise in Frage. Im Gegenteil: "Dieses Spiel in Tel Aviv hat Bedeutung weit über den Sport hinaus", stand im kicker im Vorfeld der Partie, die heute vor 33 Jahren stattfand.

Im März 1987 knüpfte die Nationalmannschaft da an, wo Borussia Mönchengladbach 1970 begonnen hatte und vor ihr auch der 1. FC Köln sowie die Olympia- und die DFB-Junioren weitergemacht hatten. Ein Fußballspiel einer deutschen Auswahl in Israel, es war auch mehr als 40 Jahre nach Kriegsende und den unsagbaren Verbrechen Deutscher am jüdischen Volk kein bisschen normal. So erschien es selbstverständlich geboten, dass die Spieler und Offizielle ihre Freizeit nicht nur auf den Shoppingmeilen Tel Avivs oder an der Hafenpromenade der Mittelmeerstadt verbringen sollten.

Vielmehr standen auf dem Programm: Besuch der Klagemauer und der Via Dolorosa in Jerusalem, der Geburtskirche Jesu in Bethlehem und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. DFB-Präsident Hermann Neuberger und Schatzmeister Egidius Braun waren bereits fünf Tage vorher mit ihren Frauen angereist und hatten dieses Programm absolviert. "Man kann nur hoffen, dass die deutschen Spieler erkennen, dass das mehr als ein normales Länderspiel ist", hieß es im kicker.

"Ein Gefühl, als stünde man am Grab von nahen Verwandten"

Der vom Gedenkstättenleiter geführte Rundgang durch Yad Vashem dauerte so lang wie eine Halbzeit. Nach den wohl schwersten 45 Minuten ihres Lebens wirkten alle Spieler betroffen. Lothar Matthäus, der ebenso wie Kapitän Klaus Allofs, Rudi Bommer und Alois Reinhardt einen Kranz niederlegte, sagte: "Es war gut, dass alle mitgekommen sind. Es war für uns alle sehr beklemmend." Allofs ergänzte: "Es war ein Gefühl, als stünde man am Grab von nahen Verwandten."

Franz Beckenbauer fand vor der Presse beinahe staatsmännische Worte: "Die Jugend von heute hat damit nichts zu tun, aber es muss ihr immer wieder mahnend vorgehalten werden. Es waren Deutsche, die diese Massenverbrechen verübten." Aber er blieb auch der charmante Kaiser, wenn es angebracht war und stellte sich bereitwillig zu Fotos mit einem Brautpaar und einer Soldatin zur Verfügung. Denn auch das stand auf dem Programm: Kontakt mit der israelischen Bevölkerung war ausdrücklich erwünscht.

Den Auftrag, ihr Land in heikler Mission vorbildlich zu vertreten, erfüllte die DFB-Delegation. Zurück in Tel Aviv, erfüllte sie auch im Ramat-Gan-Stadion vor 15.000 Augenzeugen ihren an diesem Tag zweitrangigen Auftrag und schlug den 50. Länderspielgegner in der DFB-Historie mit 2:0. Im Spiel nach der Ablösung von Toni Schumacher als Nationaltorwart lag der Fokus zwar auf der neuen Nummer eins Eike Immel, aber der Stuttgarter wurde nur mit Rückgaben behelligt. Die Überlegenheit der "Kaiserlichen" fand allerdings keinen allzu starken Ausdruck im Ergebnis. Durch Tore des überragenden Olaf Thon (10.) und von Matthäus (79., Elfmeter) stand am Ende ein 2:0. Aber das was wirklich zählte, fasste Egidius Braun zusammen: "Streckenweise war die Vorstellung unserer Mannschaft hervorragend. Aber das Schöne ist: Wir haben hier überall nur Freunde getroffen."

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Als Kaiser Wilhelm II. 1898 als erstes deutsches Staatsoberhaupt Palästina besuchte, wurde er vom Dichter Frank Wedekind wegen der vermeintlichen sinnfreien Reise verspottet. Wegen seiner Satire "Im Heiligen Land" musste der Literat sogar eine Festungshaft verbüßen. Als der deutsche Fußballkaiser Franz Beckenbauer als erster Bundestrainer - offiziell war er Teamchef - Israel besuchte, stellte niemand den Sinn dieser Reise in Frage. Im Gegenteil: "Dieses Spiel in Tel Aviv hat Bedeutung weit über den Sport hinaus", stand im kicker im Vorfeld der Partie, die heute vor 33 Jahren stattfand.

Im März 1987 knüpfte die Nationalmannschaft da an, wo Borussia Mönchengladbach 1970 begonnen hatte und vor ihr auch der 1. FC Köln sowie die Olympia- und die DFB-Junioren weitergemacht hatten. Ein Fußballspiel einer deutschen Auswahl in Israel, es war auch mehr als 40 Jahre nach Kriegsende und den unsagbaren Verbrechen Deutscher am jüdischen Volk kein bisschen normal. So erschien es selbstverständlich geboten, dass die Spieler und Offizielle ihre Freizeit nicht nur auf den Shoppingmeilen Tel Avivs oder an der Hafenpromenade der Mittelmeerstadt verbringen sollten.

Vielmehr standen auf dem Programm: Besuch der Klagemauer und der Via Dolorosa in Jerusalem, der Geburtskirche Jesu in Bethlehem und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. DFB-Präsident Hermann Neuberger und Schatzmeister Egidius Braun waren bereits fünf Tage vorher mit ihren Frauen angereist und hatten dieses Programm absolviert. "Man kann nur hoffen, dass die deutschen Spieler erkennen, dass das mehr als ein normales Länderspiel ist", hieß es im kicker.

"Ein Gefühl, als stünde man am Grab von nahen Verwandten"

Der vom Gedenkstättenleiter geführte Rundgang durch Yad Vashem dauerte so lang wie eine Halbzeit. Nach den wohl schwersten 45 Minuten ihres Lebens wirkten alle Spieler betroffen. Lothar Matthäus, der ebenso wie Kapitän Klaus Allofs, Rudi Bommer und Alois Reinhardt einen Kranz niederlegte, sagte: "Es war gut, dass alle mitgekommen sind. Es war für uns alle sehr beklemmend." Allofs ergänzte: "Es war ein Gefühl, als stünde man am Grab von nahen Verwandten."

Franz Beckenbauer fand vor der Presse beinahe staatsmännische Worte: "Die Jugend von heute hat damit nichts zu tun, aber es muss ihr immer wieder mahnend vorgehalten werden. Es waren Deutsche, die diese Massenverbrechen verübten." Aber er blieb auch der charmante Kaiser, wenn es angebracht war und stellte sich bereitwillig zu Fotos mit einem Brautpaar und einer Soldatin zur Verfügung. Denn auch das stand auf dem Programm: Kontakt mit der israelischen Bevölkerung war ausdrücklich erwünscht.

Den Auftrag, ihr Land in heikler Mission vorbildlich zu vertreten, erfüllte die DFB-Delegation. Zurück in Tel Aviv, erfüllte sie auch im Ramat-Gan-Stadion vor 15.000 Augenzeugen ihren an diesem Tag zweitrangigen Auftrag und schlug den 50. Länderspielgegner in der DFB-Historie mit 2:0. Im Spiel nach der Ablösung von Toni Schumacher als Nationaltorwart lag der Fokus zwar auf der neuen Nummer eins Eike Immel, aber der Stuttgarter wurde nur mit Rückgaben behelligt. Die Überlegenheit der "Kaiserlichen" fand allerdings keinen allzu starken Ausdruck im Ergebnis. Durch Tore des überragenden Olaf Thon (10.) und von Matthäus (79., Elfmeter) stand am Ende ein 2:0. Aber das was wirklich zählte, fasste Egidius Braun zusammen: "Streckenweise war die Vorstellung unserer Mannschaft hervorragend. Aber das Schöne ist: Wir haben hier überall nur Freunde getroffen."

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