Draxler unterstützt Gladbecker Amateurklubs

Von Gladbeck aus zog Julian Draxler in die Fußballwelt hinaus. Nun kehrt er zurück - zumindest virtuell. Mit einer großzügigen Finanzspritze unterstützt der Weltmeister von 2014 Amateurklubs aus seiner Heimatstadt in der Corona-Krise.

Rentfort. Ein typischer Stadtteil im Ruhrgebiet. Trotz des eher bäuerlich-dörflichen Namens, genau wie nebenan Bottrop oder Scholven, prägte hier der Bergbau viele Jahrzehnte lang das Erscheinungsbild der Straßen und das Leben der Menschen. Als längst kein Kumpel mehr zur letzten Schicht tief in die Erde in den Schacht einfuhr, erblickte hier 1993 ein Junge das Licht der Welt, der gut zwei Jahrzehnte später Ruhm und Ehre nach Gladbeck-Rentfort brachte.

Von den meisten wird er schlicht "Jule" gerufen, sein kompletter Name ist Julian Draxler - mit 17 Jahren und ein paar Tagen Debüt in der Bundesliga für den FC Schalke 04, mit dem er kurz darauf den DFB-Pokal und damit den bis heute letzten Titel der Gelsenkirchener holt. Nur drei Jahre später, mit 20, steht er schon auf dem Gipfel des Erfolgs, mehr kann ein Fußballer nicht erreichen: 2014 wird Julian Draxler mit Deutschland Weltmeister. Seit 2017 spielt er für das Starensemble von Paris Saint-Germain.

"Ohne Gladbeck kein Paris"

Und jetzt kehrt er zurück nach Gladbeck - zumindest virtuell. "Ohne Gladbeck kein Paris", so verbreitet es Julian Draxler auf seinen Social-Media-Kanälen. Er weiß, wo er herkommt. Zwei Jahre kickte er als Kind beim BV Rentfort, für den sein älterer Bruder Patrick "Paddy" Draxler heute noch in der Bezirksliga am Ball ist. Vom großen Glück, dass er es als Fußballer bis an die Spitze gebracht hat, möchte der "kleine Jule" nun etwas zurückgeben.

Mit einer Geldspende in nicht näher genannter Höhe - laut Gladbecks Bürgermeister Ulrich Roland "die höchste Spende" in seiner Amtszeit - möchte der Nationalspieler dazu beitragen, die finanziellen Einbußen der Amateurklubs in Zeiten von Corona abzufedern. "Das ist für mich eine Herzensangelegenheit, denn als ehemaliger Jugendspieler des BV Rentfort weiß ich um die Sorgen der örtlichen Fußballvereine", so Julian Draxler gegenüber der Funke Mediengruppe.

Dem 26-Jährigen gehe es "um die Zukunft des Gladbecker Fußballs". Daher möchte er dazu beitragen, dass Verantwortliche, Ehrenamtliche und Sportler sich nicht um ihren Verein sorgen müssen, sondern ihren vollen Fokus auf die Unterstützung und Hilfe ihrer Mitmenschen richten können. "Ich wünsche mir, dass auch in Zukunft Gladbecker Kinder und Jugendliche eine fußballerische Heimat in den Vereinen der Stadt finden, wo sie so betreut und gefördert werden wie ich damals, denn dafür bin ich bis heute unglaublich dankbar", sagte der 26 Jahre alte Draxler im Videotelefonat mit dem Oberhaupt seiner Heimatstadt.

"Fairer Verteilungsschlüssel": Jugendfußball profitiert stark

Das Geld soll den insgesamt sieben Fußballvereinen in Gladbeck ohne Antrag zugutekommen. "Wir werden durch einen fairen Verteilungsschlüssel, der sich an der Zahl der Mitglieder orientiert, sicherstellen, dass das Geld - wie von Julian Draxler beabsichtigt - in hohem Maße den Jugendfußball unterstützt", erklärte Ulrich Roland. Dabei soll der "Pro-Kopf-Betrag" für Jugendspieler doppelt so hoch sein wie der für ein volljähriges Mitglied.

Der Lokalpolitiker unterstreicht neben dem finanziellen aber auch den ideellen Wert der Spende des Weltmeisters: "Für unsere Fußballvereine in Gladbeck ist es in dieser ungewissen Situation ein wichtiges Zeichen der Hoffnung. Wir freuen uns sehr, dass Julian Draxler in Zeiten der Krise an seine Anfänge im BV Rentfort zurückdenkt und den Amateurfußball in unserer Stadt gezielt und tatkräftig unterstützt."

In der 75.000-Einwohner-Stadt sind derzeit 2812 Mitglieder, davon 1205 Jugendliche, in 28 Senioren- und 53 Juniorenmannschaften aktiv. Wie Julian Draxlers erster Verein BV Rentfort spielt auch der ehemalige Oberligist SV Zweckel mit seiner ersten Mannschaft aktuell in der Bezirksliga, in der Kreisliga A sind F.S.M. Gladbeck, Adler Ellinghorst, die SG Preußen Gladbeck sowie in der Kreisliga B Wacker Gladbeck und SuS Schwarz-Blau Gladbeck am Ball.

"Eine ganz tolle Aktion von Julian Draxler"

"Das ist eine ganz tolle Aktion von Julian Draxler", hebt Gerd Porsch, der Vorsitzende der SG Preußen, stellvertretend für die anderen Gladbecker Fußballklubs den Daumen. "Als kleine Vereine sind wir ja eigentlich immer auf jeden Euro angewiesen - und in der jetzigen Situation natürlich besonders."

Gerd Porsch will öffentlich keine genauen Zahlen nennen, doch auch ein Kreisligist wie die SG Preußen bewegt jährlich einen Etat im niedrigen fünfstelligen Eurobereich. Die Summe setzt sich aus Mitgliederbeiträgen, Sponsorengeldern und Einnahmen aus dem Spielbetrieb zusammen. Der letzte Posten ist seit dem 13. März komplett weggebrochen. "Wenn am Samstag die Jugend spielt und am Sonntag die Senioren, haben wir durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen, Würstchen und Bier mehr als 1000 Euro in der Kasse", verrät Porsch. "Das fehlt im Moment. Auch unsere Sponsoren, die zum Beispiel mal einen neuen Trikotsatz für die Jugend spendiert haben, müssen jetzt erst ihren Betrieb am Laufen halten. Von daher sind wir - und ich glaube, da spreche ich für alle Gladbecker Fußballvereine - sehr froh und dankbar über Julian Draxlers großzügiges Engagement."

Der Weltmeister aus dem Ruhrpott will es derweil nicht bei einer einmaligen Finanzspritze belassen und hat angekündigt, dass er auch künftig Kindern und Jugendlichen in seiner Heimatstadt helfen will. Eine starke Aktion, die Nachahmer verdient hat, ob in Gladbeck oder anderswo.

[hb]

Von Gladbeck aus zog Julian Draxler in die Fußballwelt hinaus. Nun kehrt er zurück - zumindest virtuell. Mit einer großzügigen Finanzspritze unterstützt der Weltmeister von 2014 Amateurklubs aus seiner Heimatstadt in der Corona-Krise.

Rentfort. Ein typischer Stadtteil im Ruhrgebiet. Trotz des eher bäuerlich-dörflichen Namens, genau wie nebenan Bottrop oder Scholven, prägte hier der Bergbau viele Jahrzehnte lang das Erscheinungsbild der Straßen und das Leben der Menschen. Als längst kein Kumpel mehr zur letzten Schicht tief in die Erde in den Schacht einfuhr, erblickte hier 1993 ein Junge das Licht der Welt, der gut zwei Jahrzehnte später Ruhm und Ehre nach Gladbeck-Rentfort brachte.

Von den meisten wird er schlicht "Jule" gerufen, sein kompletter Name ist Julian Draxler - mit 17 Jahren und ein paar Tagen Debüt in der Bundesliga für den FC Schalke 04, mit dem er kurz darauf den DFB-Pokal und damit den bis heute letzten Titel der Gelsenkirchener holt. Nur drei Jahre später, mit 20, steht er schon auf dem Gipfel des Erfolgs, mehr kann ein Fußballer nicht erreichen: 2014 wird Julian Draxler mit Deutschland Weltmeister. Seit 2017 spielt er für das Starensemble von Paris Saint-Germain.

"Ohne Gladbeck kein Paris"

Und jetzt kehrt er zurück nach Gladbeck - zumindest virtuell. "Ohne Gladbeck kein Paris", so verbreitet es Julian Draxler auf seinen Social-Media-Kanälen. Er weiß, wo er herkommt. Zwei Jahre kickte er als Kind beim BV Rentfort, für den sein älterer Bruder Patrick "Paddy" Draxler heute noch in der Bezirksliga am Ball ist. Vom großen Glück, dass er es als Fußballer bis an die Spitze gebracht hat, möchte der "kleine Jule" nun etwas zurückgeben.

Mit einer Geldspende in nicht näher genannter Höhe - laut Gladbecks Bürgermeister Ulrich Roland "die höchste Spende" in seiner Amtszeit - möchte der Nationalspieler dazu beitragen, die finanziellen Einbußen der Amateurklubs in Zeiten von Corona abzufedern. "Das ist für mich eine Herzensangelegenheit, denn als ehemaliger Jugendspieler des BV Rentfort weiß ich um die Sorgen der örtlichen Fußballvereine", so Julian Draxler gegenüber der Funke Mediengruppe.

Dem 26-Jährigen gehe es "um die Zukunft des Gladbecker Fußballs". Daher möchte er dazu beitragen, dass Verantwortliche, Ehrenamtliche und Sportler sich nicht um ihren Verein sorgen müssen, sondern ihren vollen Fokus auf die Unterstützung und Hilfe ihrer Mitmenschen richten können. "Ich wünsche mir, dass auch in Zukunft Gladbecker Kinder und Jugendliche eine fußballerische Heimat in den Vereinen der Stadt finden, wo sie so betreut und gefördert werden wie ich damals, denn dafür bin ich bis heute unglaublich dankbar", sagte der 26 Jahre alte Draxler im Videotelefonat mit dem Oberhaupt seiner Heimatstadt.

"Fairer Verteilungsschlüssel": Jugendfußball profitiert stark

Das Geld soll den insgesamt sieben Fußballvereinen in Gladbeck ohne Antrag zugutekommen. "Wir werden durch einen fairen Verteilungsschlüssel, der sich an der Zahl der Mitglieder orientiert, sicherstellen, dass das Geld - wie von Julian Draxler beabsichtigt - in hohem Maße den Jugendfußball unterstützt", erklärte Ulrich Roland. Dabei soll der "Pro-Kopf-Betrag" für Jugendspieler doppelt so hoch sein wie der für ein volljähriges Mitglied.

Der Lokalpolitiker unterstreicht neben dem finanziellen aber auch den ideellen Wert der Spende des Weltmeisters: "Für unsere Fußballvereine in Gladbeck ist es in dieser ungewissen Situation ein wichtiges Zeichen der Hoffnung. Wir freuen uns sehr, dass Julian Draxler in Zeiten der Krise an seine Anfänge im BV Rentfort zurückdenkt und den Amateurfußball in unserer Stadt gezielt und tatkräftig unterstützt."

In der 75.000-Einwohner-Stadt sind derzeit 2812 Mitglieder, davon 1205 Jugendliche, in 28 Senioren- und 53 Juniorenmannschaften aktiv. Wie Julian Draxlers erster Verein BV Rentfort spielt auch der ehemalige Oberligist SV Zweckel mit seiner ersten Mannschaft aktuell in der Bezirksliga, in der Kreisliga A sind F.S.M. Gladbeck, Adler Ellinghorst, die SG Preußen Gladbeck sowie in der Kreisliga B Wacker Gladbeck und SuS Schwarz-Blau Gladbeck am Ball.

"Eine ganz tolle Aktion von Julian Draxler"

"Das ist eine ganz tolle Aktion von Julian Draxler", hebt Gerd Porsch, der Vorsitzende der SG Preußen, stellvertretend für die anderen Gladbecker Fußballklubs den Daumen. "Als kleine Vereine sind wir ja eigentlich immer auf jeden Euro angewiesen - und in der jetzigen Situation natürlich besonders."

Gerd Porsch will öffentlich keine genauen Zahlen nennen, doch auch ein Kreisligist wie die SG Preußen bewegt jährlich einen Etat im niedrigen fünfstelligen Eurobereich. Die Summe setzt sich aus Mitgliederbeiträgen, Sponsorengeldern und Einnahmen aus dem Spielbetrieb zusammen. Der letzte Posten ist seit dem 13. März komplett weggebrochen. "Wenn am Samstag die Jugend spielt und am Sonntag die Senioren, haben wir durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen, Würstchen und Bier mehr als 1000 Euro in der Kasse", verrät Porsch. "Das fehlt im Moment. Auch unsere Sponsoren, die zum Beispiel mal einen neuen Trikotsatz für die Jugend spendiert haben, müssen jetzt erst ihren Betrieb am Laufen halten. Von daher sind wir - und ich glaube, da spreche ich für alle Gladbecker Fußballvereine - sehr froh und dankbar über Julian Draxlers großzügiges Engagement."

Der Weltmeister aus dem Ruhrpott will es derweil nicht bei einer einmaligen Finanzspritze belassen und hat angekündigt, dass er auch künftig Kindern und Jugendlichen in seiner Heimatstadt helfen will. Eine starke Aktion, die Nachahmer verdient hat, ob in Gladbeck oder anderswo.

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