"Dieses Jahr geht das Fußball-Wunder weiter"

„Revolverheld“-Frontmann Johannes Strate zeigt Flagge: Schon seit vier Jahren ist er Mitglied im Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola. „Ich finde es schön, als ein Zeichen der Zugehörigkeit“, sagt er.
Länderspiele sind Pflichttermine für ihn, ebenso Werder-Spiele. Und das als Exil-Bremer in Hamburg. 2008 sang er mit seiner Band den offiziellen DFB-Song zur Europameisterschaft. Diesmal lässt er gerne anderen den Vortritt.

Ein regnerischer Nachmittag im Hamburger Schanzen viertel. Johannes Strate ist pünktlich auf die Minute zum Gespräch erschienen. Mütze auf dem Kopf, Schal, Bart, lässiger Look. Morgens hat er an neuen Songs geschrieben. Er ist entspannt, er hat einige gute Ideen gehabt an diesem Tag. Jetzt blättert er im „DFB-aktuell“ vom Spiel gegen die Niederlande. „Wow, sogar mit Poster“, sagt er. „Das hänge ich mir in die Küche.“Das würde passen. Denn auch ein Poster von Werder Bremen hat er da schon untergebracht. Werder ist überall. Zumindest für ihn. In Bremen, in Hamburg, egal wo.

Verehrung für Marco Bode

Schon als Kind ging er mit seinem Vater ins Weser-Stadion. Er wuchs in Worpswede auf, dem Künstlerdorf vor den Toren Bremens. Rune Bratseth und Wynton Rufer waren die Helden seiner Kindheit. Heute geht er manchmal mit
Marco Bode zum Golfen, auch so einer, den Strate verehrte, als er noch kleiner war. „Er ist ein sehr belesener, intelligenter, feiner Mensch, ganz bodenständig“, sagt Strate. „Natürlich war am Anfang eine gewisse Ehrfurcht da. Marco Bode! Was für geile Tore der für Werder geschossen hat, als ich dabei war. Aber diese Ehrfurcht nimmt er einem sehr schnell, so etwas braucht der gar nicht. Es ist ein Verhältnis auf Augenhöhe.“ Als sich die beiden mal zusammen ein Spiel von Werder anschauten, war Strate 90 Minuten lang fasziniert – nicht nur wegen des Spiels, sondern weil er die ganze Zeit mit dem 40-maligen Nationalspieler fachsimpeln konnte, „einfach überragend“.

Wenn Strate über Werder spricht, gestikuliert er viel. Das Thema ist ihm wichtig. Pizarro, ja, der sei eine Tormaschine, aber man brauche noch gestandene Abwehrspieler, „hilft ja nichts“. Sein Klub sei in dieser Saison „wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Es ist schwer, aus dieser Mannschaft schlau zu werden“. Er schaut sich jedes Spiel im TV an, egal ob er zu Hause oder unterwegs ist. Als er vor zwei Jahren in New York war, sah er Bremens legendäre drei Siege gegen den HSV in einer Saison, „da habe ich mich richtig heimisch gefühlt, auch wenn ich so weit weg war“. Strate saß vor dem Fernseher und schrie und feuerte seine Elf an. Aus der Ferne, aber gefühlt so nah. Der 31-Jährige ist ein emotionaler Zuschauer und ein abergläubischer. „Ich denke Sachen wie: ‘Wenn ich jetzt mal kurz rausgehe, schießt der Gegner ein Tor’. Auch wenn ich weiß, dass das total lächerlich ist“, sagt er.

Früher, als er noch in Bremen wohnte, ging er regelmäßig ins Stadion. 2009 sang er mal die Hymne „Lebenslang Grün-Weiß“ vor der Fankurve. Werder gewann 3:2 gegen Real Madrid. Viel lernen musste Strate dafür nicht: Das Lied kannte er auch vorher schon auswendig. „Es erzeugt Gänsehaut bei mir“, sagt Strate, der sich vor dem Spiel das typische Bier-mit-Bratwurst-Gedeck gönnt, „weil das eben dazugehört“. Er rührt in seinem Chai Tea Latte, nimmt einen großen Schluck und sagt dann: „Ich weiß gar nicht genau, was mich am Fußball so fasziniert. Es ist auf jeden Fall ein sehr ästhetisches Spiel, wenn man es gut macht. Und gerade unser Nationalteam macht das gerade, auch Dortmund zeigt, wie es geht. Werder hat es in den vergangenen Jahren vorgemacht.“

Er stellt sein Glas ab, lehnt sich zurück und rückt seine Mütze zurecht. Wie guter Fußball geht, das weiß er. Aber ihn selbst spielen? In der F-Jugend hat er sich mal beim FC Worpswede versucht. Nach zwei Spielen hat er Schluss gemacht. Unerträglich schlecht sei er gewesen, sagt er. Und Angst vorm Ball habe er gehabt. „Jetzt spiele ich gerne hin und wieder hobbymäßig“, sagt er. „Ich kann ganz gut knipsen, auch Freistöße schießen. Aber was den aktiven Fußball angeht, habe ich keine Ansprüche mehr an mich selbst.“ Dafür an seine beiden Teams, wie jeder Fan.

"Lasst uns einmal alle Helden sein"



„Revolverheld“-Frontmann Johannes Strate zeigt Flagge: Schon seit vier Jahren ist er Mitglied im Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola. „Ich finde es schön, als ein Zeichen der Zugehörigkeit“, sagt er.
Länderspiele sind Pflichttermine für ihn, ebenso Werder-Spiele. Und das als Exil-Bremer in Hamburg. 2008 sang er mit seiner Band den offiziellen DFB-Song zur Europameisterschaft. Diesmal lässt er gerne anderen den Vortritt.

[bild1]Ein regnerischer Nachmittag im Hamburger Schanzen viertel. Johannes Strate ist pünktlich auf die Minute zum Gespräch erschienen. Mütze auf dem Kopf, Schal, Bart, lässiger Look. Morgens hat er an neuen Songs geschrieben. Er ist entspannt, er hat einige gute Ideen gehabt an diesem Tag. Jetzt blättert er im „DFB-aktuell“ vom Spiel gegen die Niederlande. „Wow, sogar mit Poster“, sagt er. „Das hänge ich mir in die Küche.“Das würde passen. Denn auch ein Poster von Werder Bremen hat er da schon untergebracht. Werder ist überall. Zumindest für ihn. In Bremen, in Hamburg, egal wo.

Verehrung für Marco Bode

Schon als Kind ging er mit seinem Vater ins Weser-Stadion. Er wuchs in Worpswede auf, dem Künstlerdorf vor den Toren Bremens. Rune Bratseth und Wynton Rufer waren die Helden seiner Kindheit. Heute geht er manchmal mit
Marco Bode zum Golfen, auch so einer, den Strate verehrte, als er noch kleiner war. „Er ist ein sehr belesener, intelligenter, feiner Mensch, ganz bodenständig“, sagt Strate. „Natürlich war am Anfang eine gewisse Ehrfurcht da. Marco Bode! Was für geile Tore der für Werder geschossen hat, als ich dabei war. Aber diese Ehrfurcht nimmt er einem sehr schnell, so etwas braucht der gar nicht. Es ist ein Verhältnis auf Augenhöhe.“ Als sich die beiden mal zusammen ein Spiel von Werder anschauten, war Strate 90 Minuten lang fasziniert – nicht nur wegen des Spiels, sondern weil er die ganze Zeit mit dem 40-maligen Nationalspieler fachsimpeln konnte, „einfach überragend“.

Wenn Strate über Werder spricht, gestikuliert er viel. Das Thema ist ihm wichtig. Pizarro, ja, der sei eine Tormaschine, aber man brauche noch gestandene Abwehrspieler, „hilft ja nichts“. Sein Klub sei in dieser Saison „wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Es ist schwer, aus dieser Mannschaft schlau zu werden“. Er schaut sich jedes Spiel im TV an, egal ob er zu Hause oder unterwegs ist. Als er vor zwei Jahren in New York war, sah er Bremens legendäre drei Siege gegen den HSV in einer Saison, „da habe ich mich richtig heimisch gefühlt, auch wenn ich so weit weg war“. Strate saß vor dem Fernseher und schrie und feuerte seine Elf an. Aus der Ferne, aber gefühlt so nah. Der 31-Jährige ist ein emotionaler Zuschauer und ein abergläubischer. „Ich denke Sachen wie: ‘Wenn ich jetzt mal kurz rausgehe, schießt der Gegner ein Tor’. Auch wenn ich weiß, dass das total lächerlich ist“, sagt er.

Früher, als er noch in Bremen wohnte, ging er regelmäßig ins Stadion. 2009 sang er mal die Hymne „Lebenslang Grün-Weiß“ vor der Fankurve. Werder gewann 3:2 gegen Real Madrid. Viel lernen musste Strate dafür nicht: Das Lied kannte er auch vorher schon auswendig. „Es erzeugt Gänsehaut bei mir“, sagt Strate, der sich vor dem Spiel das typische Bier-mit-Bratwurst-Gedeck gönnt, „weil das eben dazugehört“. Er rührt in seinem Chai Tea Latte, nimmt einen großen Schluck und sagt dann: „Ich weiß gar nicht genau, was mich am Fußball so fasziniert. Es ist auf jeden Fall ein sehr ästhetisches Spiel, wenn man es gut macht. Und gerade unser Nationalteam macht das gerade, auch Dortmund zeigt, wie es geht. Werder hat es in den vergangenen Jahren vorgemacht.“

Er stellt sein Glas ab, lehnt sich zurück und rückt seine Mütze zurecht. Wie guter Fußball geht, das weiß er. Aber ihn selbst spielen? In der F-Jugend hat er sich mal beim FC Worpswede versucht. Nach zwei Spielen hat er Schluss gemacht. Unerträglich schlecht sei er gewesen, sagt er. Und Angst vorm Ball habe er gehabt. „Jetzt spiele ich gerne hin und wieder hobbymäßig“, sagt er. „Ich kann ganz gut knipsen, auch Freistöße schießen. Aber was den aktiven Fußball angeht, habe ich keine Ansprüche mehr an mich selbst.“ Dafür an seine beiden Teams, wie jeder Fan.

"Lasst uns einmal alle Helden sein"

Seit 2008 sind Johannes Strate und seine Kollegen von Revolverheld Mitglied im Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola. „Ich finde das sehr schön, als Zeichen der Zugehörigkeit. Das ist eine tolle Sache. Das ganze Land steht hinter der Mannschaft, vor allem bei Turnieren. Und der Fan Club steht immer an der Spitze, schon allein durch die ganzen Choreos", sagt Strate.

2008 – das war auch das Fußballjahr für die Band. Eines Tages kam ein Anruf vom DFB. Und die Frage: „Habt ihr Lust, unseren EM-Fan-Song zu schreiben?“ Die fünf Jungs hatten, natürlich hatten sie, Ehrensache. „Für uns war das wie im Paradies“, sagt Strate. Heraus kam der Song „Helden 2008“ mit Liedzeilen wie „Wir gehen zusammen in die Geschichte ein“ und „Lasst uns einmal alle Helden sein“.

Vor und während des Turniers waren die Revolverhelden im Dauerstress, von einer Bühne zur nächsten: Fanmeile, Stadien, Sportstudio. Auch auf der Seebühne in Bregenz traten die Jungs auf, Strate hatte sich gerade einen Kreuzbandriss zugezogen. Jürgen Klopp, damals ZDF-Experte, führte ihn auf die Bühne. Nach der Ankunft der Mannschaft in Berlin spielte die Band vor dem Brandenburger Tor – gemeinsam mit den Spielern. „Und dann stehst du da, und ein Per Mertesacker singt deinen Song mit, das ist natürlich der Wahnsinn“, sagt Strate. Anschließend kam Mario Gomez zu ihm und sagte: „Echt ein guter Song.“ Diese EM-Zeit gehört zu Strates Karriere-Highlights.

Mit Fußball-Songs hat es sich damit aber für ihn. „Ich habe meine Schuldigkeit getan“, sagt er. „Ich habe für meinen Verein gesungen und für die Nationalmannschaft. Man soll nie nie sagen, aber ich glaube, das Thema ist durch.“ Gerade hat er sein erstes Soloalbum herausgebracht. „Die Zeichen stehen auf Sturm“ heißt es. Ob das was mit Fußball zu tun hat? Strate lacht auf, „nein, aber mal gar nichts“. Es ist viel poetischer. Strate, der norddeutsche Jung’, beschreibt den Titel so: „Ich hatte das Bild des alten Seemanns im Kopf, der aufs Meer hinausschaut und sagt: ,Die Zeichen stehen auf Sturm.’ Die Leute fragen, woher er das weiß. Und er sagt: ,Ich spüre das einfach.’ Das gilt auch für mich. Für mich ist das Album natürlich auch eine große Veränderung, ein Zeichen des Aufbruchs und der Entwicklung. Auch ich habe gespürt, dass diese Seite von mir gehört werden wollte.“

Ein neues Poster für die Küche

Diese Seite ist ruhiger, reifer, auch ein wenig schwerer. Würde morgen der DFB noch mal anrufen, würde Strate sagen: „Nehmt doch den alten Song! ‘Dieses Jahr geht das Fußball-Wunder weiter!’ Das hat noch immer Bestand, daran glaube ich.“

Von der deutschen Mannschaft hält er einiges. „Schon bei den vergangenen Turnieren war sie für den Titel gut, diesmal auch, vielleicht mehr denn je“, sagt er. „Ich finde es super, dass so viele junge Leute im Nationalteam am Start sind und dass sie die Verantwortung auch annehmen. Die Mann schaft ist so spielstark wie lange nicht mehr.“

Mesut Özil war einst schon bei Werder Bremen sein Lieblingsspieler, seine Entwicklung überrascht ihn daher nicht wirklich, „er ist sehr konstant geworden“. Okay, früher spielten mal mehr Bremer in der Mannschaft. Aktuell ist es nur Tim Wiese. Aber immerhin sind einige Ex-Werderaner dabei. Neben Özil noch Miroslav Klose. Auch Per Mertesacker ist normalerweise dabei. „Die sind ja bei uns erst richtig gut geworden“, sagt Strate und grinst. „Wenn wir Europameister werden, hat Werder sicher auch Anteil daran.“

Strate spricht gerne von „Wir“, wenn er von seinen Mannschaften spricht, wie so viele das tun. Bei der EM wird er jede deutsche Partie schauen und so viel wie möglich andere Spiele. Ein Konzert zu geben, wenn Deutschland spielt, sagt er, mache sowieso keinen Sinn: Keiner würde kommen. Vermutlich auch er selbst nicht.

Dreieinhalb Monate noch, dann will sich Strate ein weiteres Poster in die Küche hängen. Das vom deutschen Europameister-Team 2012. Wenn das Fußball-Wunder wirk lich weitergeht.