DFB-Präsident Grindel: "Gemeinsam in den Dialog eintreten"

Mit Blick auf die Entwicklungen der vergangenen Monate und Wochen in Teilen der Ultraszene veröffentlicht der Deutsche Fußball-Bund (DFB) anbei eine Erklärung seines Präsidenten Reinhard Grindel. Es handelt sich um keine kurzfristige Reaktion auf aktuelle Ereignisse, sondern um eine seit einiger Zeit auf Basis zahlreicher Gespräche vorbereitete Erklärung. Vorausgegangen sind unter anderem der intensive Dialog von DFB und DFL mit der AG Fankulturen, die Einbeziehung der Fachbereiche und ein Austausch mit der unabhängigen Sportgerichtsbarkeit.

Der Fußball begeistert Millionen Menschen in unserem Land, nicht nur in den Stadien der Bundesliga, sondern auch auf den Plätzen unserer Amateurvereine. Der Fußball hat eine große Integrationskraft. Daraus erwächst eine gesellschaftliche Verantwortung. Der Fußball steht für Miteinander, für Solidarität, er steht für Teamgeist und für Fairplay.

Mich hat in den vergangenen Wochen und Monaten sehr betroffen gemacht, dass es im Zusammenhang mit Fußballspielen zu martialischen Aufmärschen, "Kriegserklärungen" und menschenverachtenden Aktionen gegen Mannschaften und deren Fans gekommen ist. Dafür darf der Fußball in Deutschland nicht stehen. Damit muss Schluss sein.

Es ist Zeit zum Innehalten. Es ist Zeit zum Umdenken.

Auf der ganzen Welt wird Deutschland um seine gute Stimmung in den Stadien beneidet. Fankulturen mit ihren beeindruckenden Choreographien, kreativen Aktionen in den Stadien und gesellschaftlichem Engagement außerhalb schaffen eine einzigartige Atmosphäre. Das erkennt der DFB ausdrücklich an, und hierfür sind wir dankbar. Die Vorstellungen vieler Beteiligter von einem emotionalen und sicheren Stadionerlebnis liegen dabei oft dicht beieinander. Hier müssen wir ansetzen: Wir müssen im Dialog Vertrauen aufbauen, Missverständnisse ausräumen und gemeinsam klare Linien und Grenzen festlegen. Hierzu gehört der Verzicht auf Gewalt.

Der DFB als Dachverband hat mit seiner Arbeitsgruppe Fankulturen einen Dialog für Faninteressen etabliert, der noch intensiver genutzt und konsequenter bekanntgemacht werden muss. Unter der Leitung der DFL diskutieren hier Fanvertreter von "Unsere Kurve", "F_in - Netzwerk Frauen im Fußball", "Queer Football-Fanclubs", "Fan Club Nationalmannschaft" und der "Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft (BBAG)" sowie Fanbeauftragte der Klubs und Vertreter der Fanprojekte. Konstruktiv und nachhaltig stehen hier fanrelevante Themen und gemeinsame Lösungen im Mittelpunkt. Bisher haben Ultra-Gruppen die Einladung zur Mitwirkung nicht wahrgenommen.

Zuletzt waren Vertreter des DFB bei Gesprächen mit Fanvertretern in Dresden. Beim gerade zurückliegenden Spitzengespräch haben die Fanvertreter der AG Fankulturen vereinbart, die Einladung an Ultra-Vertreter des Gesprächs in Dresden zu erneuern, um aktiv in den Dialog mit den Verbänden einzutreten. Dies begrüßen wir sehr: Wir wollen nach gemeinsamen Wegen suchen, um zu transparenten und gerechten Maßnahmen zur Wahrung eines positiven Stadionerlebnisses zu kommen. Gleichzeitig wollen wir gemeinsam erörtern, was wir zum Erhalt und zur Verbesserung der Fankultur in unseren Stadien tun können.

Deshalb möchten wir in unseren Verbandsgremien und in der Anfang des Jahres installierten Projektgruppe "Verbandsrecht und Zuschauerverhalten" den Diskurs über Möglichkeiten zur Verhinderung von Zuschauerfehlverhalten einerseits sowie eine Weiterentwicklung der Sportgerichtsbarkeit intensivieren. Vor allem hier soll der Dialog mit den Ultra-Vertretern stattfinden. Bisherige Teilnehmer dieser Projektgruppe sind neben Vertretern der DFB-Sportgerichtsbarkeit sowie der DFB-Hauptabteilung Prävention und Sicherheit auch Vertreter von Profiklubs und DFL sowie Fanorganisationen ("BAFF" und "Unsere Kurve") und unabhängige Wissenschaftler.

Wir haben verstanden, dass es um mehr geht. Der Fußball in Deutschland steht auch für Stehplätze, faire Eintrittspreise und die 50+1-Regel. Der DFB meint es mit dem Angebot zum Dialog ernst. Der DFB empfiehlt seinem Kontrollausschuss, bis auf Weiteres darauf zu verzichten, Strafen zu beantragen, die unmittelbare Wirkung auf Fans haben, deren Beteiligung an Verstößen gegen die Stadionordnung nicht nachgewiesen ist. Wir wollen für diesen Zeitraum keine Sanktionen wie die Verhängung von Blocksperren, Teilausschlüssen oder "Geisterspielen". Die Unabhängigkeit der DFB-Sportgerichtsbarkeit bleibt davon unberührt.

Wir wollen ein Zeichen setzen, um gemeinsam in den Dialog einzutreten.

[dfb]

Mit Blick auf die Entwicklungen der vergangenen Monate und Wochen in Teilen der Ultraszene veröffentlicht der Deutsche Fußball-Bund (DFB) anbei eine Erklärung seines Präsidenten Reinhard Grindel. Es handelt sich um keine kurzfristige Reaktion auf aktuelle Ereignisse, sondern um eine seit einiger Zeit auf Basis zahlreicher Gespräche vorbereitete Erklärung. Vorausgegangen sind unter anderem der intensive Dialog von DFB und DFL mit der AG Fankulturen, die Einbeziehung der Fachbereiche und ein Austausch mit der unabhängigen Sportgerichtsbarkeit.

Der Fußball begeistert Millionen Menschen in unserem Land, nicht nur in den Stadien der Bundesliga, sondern auch auf den Plätzen unserer Amateurvereine. Der Fußball hat eine große Integrationskraft. Daraus erwächst eine gesellschaftliche Verantwortung. Der Fußball steht für Miteinander, für Solidarität, er steht für Teamgeist und für Fairplay.

Mich hat in den vergangenen Wochen und Monaten sehr betroffen gemacht, dass es im Zusammenhang mit Fußballspielen zu martialischen Aufmärschen, "Kriegserklärungen" und menschenverachtenden Aktionen gegen Mannschaften und deren Fans gekommen ist. Dafür darf der Fußball in Deutschland nicht stehen. Damit muss Schluss sein.

Es ist Zeit zum Innehalten. Es ist Zeit zum Umdenken.

Auf der ganzen Welt wird Deutschland um seine gute Stimmung in den Stadien beneidet. Fankulturen mit ihren beeindruckenden Choreographien, kreativen Aktionen in den Stadien und gesellschaftlichem Engagement außerhalb schaffen eine einzigartige Atmosphäre. Das erkennt der DFB ausdrücklich an, und hierfür sind wir dankbar. Die Vorstellungen vieler Beteiligter von einem emotionalen und sicheren Stadionerlebnis liegen dabei oft dicht beieinander. Hier müssen wir ansetzen: Wir müssen im Dialog Vertrauen aufbauen, Missverständnisse ausräumen und gemeinsam klare Linien und Grenzen festlegen. Hierzu gehört der Verzicht auf Gewalt.

Der DFB als Dachverband hat mit seiner Arbeitsgruppe Fankulturen einen Dialog für Faninteressen etabliert, der noch intensiver genutzt und konsequenter bekanntgemacht werden muss. Unter der Leitung der DFL diskutieren hier Fanvertreter von "Unsere Kurve", "F_in - Netzwerk Frauen im Fußball", "Queer Football-Fanclubs", "Fan Club Nationalmannschaft" und der "Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft (BBAG)" sowie Fanbeauftragte der Klubs und Vertreter der Fanprojekte. Konstruktiv und nachhaltig stehen hier fanrelevante Themen und gemeinsame Lösungen im Mittelpunkt. Bisher haben Ultra-Gruppen die Einladung zur Mitwirkung nicht wahrgenommen.

Zuletzt waren Vertreter des DFB bei Gesprächen mit Fanvertretern in Dresden. Beim gerade zurückliegenden Spitzengespräch haben die Fanvertreter der AG Fankulturen vereinbart, die Einladung an Ultra-Vertreter des Gesprächs in Dresden zu erneuern, um aktiv in den Dialog mit den Verbänden einzutreten. Dies begrüßen wir sehr: Wir wollen nach gemeinsamen Wegen suchen, um zu transparenten und gerechten Maßnahmen zur Wahrung eines positiven Stadionerlebnisses zu kommen. Gleichzeitig wollen wir gemeinsam erörtern, was wir zum Erhalt und zur Verbesserung der Fankultur in unseren Stadien tun können.

Deshalb möchten wir in unseren Verbandsgremien und in der Anfang des Jahres installierten Projektgruppe "Verbandsrecht und Zuschauerverhalten" den Diskurs über Möglichkeiten zur Verhinderung von Zuschauerfehlverhalten einerseits sowie eine Weiterentwicklung der Sportgerichtsbarkeit intensivieren. Vor allem hier soll der Dialog mit den Ultra-Vertretern stattfinden. Bisherige Teilnehmer dieser Projektgruppe sind neben Vertretern der DFB-Sportgerichtsbarkeit sowie der DFB-Hauptabteilung Prävention und Sicherheit auch Vertreter von Profiklubs und DFL sowie Fanorganisationen ("BAFF" und "Unsere Kurve") und unabhängige Wissenschaftler.

Wir haben verstanden, dass es um mehr geht. Der Fußball in Deutschland steht auch für Stehplätze, faire Eintrittspreise und die 50+1-Regel. Der DFB meint es mit dem Angebot zum Dialog ernst. Der DFB empfiehlt seinem Kontrollausschuss, bis auf Weiteres darauf zu verzichten, Strafen zu beantragen, die unmittelbare Wirkung auf Fans haben, deren Beteiligung an Verstößen gegen die Stadionordnung nicht nachgewiesen ist. Wir wollen für diesen Zeitraum keine Sanktionen wie die Verhängung von Blocksperren, Teilausschlüssen oder "Geisterspielen". Die Unabhängigkeit der DFB-Sportgerichtsbarkeit bleibt davon unberührt.

Wir wollen ein Zeichen setzen, um gemeinsam in den Dialog einzutreten.

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