Das erste Länderspiel gegen Brasilien: Pelé macht den Unterschied

Es vergingen 60 Jahre, ehe die 1903 gegründete deutsche Nationalmannschaft erstmals auf Brasilien traf. Man schrieb den 5. Mai 1963, als 71.000 Zuschauer ins Hamburger Volksparkstadion strömten, um den zweimaligen und damals aktuellen Weltmeister zu sehen, der sich auf Europa-Tournee befand und in der Niederlande 0:1 verloren hatte. Neben der Einführung der Bundesliga, deren endgültige Zusammensetzung am Folgetag verkündet wurde, war es das Ereignis des Jahres im deutschen Fußball. Darauf bereitete sich die DFB-Auswahl in Malente drei Tage vor, unterbrochen von einem Ausflug am den Timmendorfer Strand - und übte sogar Elfmeter.

Die Brasilianer um Superstar Pelé lockten 71.000 Zuschauer an und sorgten für eine Länderspiel-Rekordeinnahme von 519.000 Mark. Es begann mit einer kleinen Panne, die für Heiterkeit sorgte, als der Stadionsprecher eine halbe Stunde vor Anpfiff (15 Uhr) durchsagen musste: "Der Busfahrer der deutschen Mannschaft soll sofort die Bälle in die Kabine bringen."

Drei HSV-Spieler standen in Sepp Herbergers Elf und natürlich im Blickpunkt. Von Uwe Seeler oder dem nach zwei Jahren zurückgeholten Charly Dörfel erhofften sie sich Tore, doch das 1:0 markierte dann mit Jürgen Werner der Dritte im HSV-Bunde. Dortmunds Timo Konietzka hatte einen Elfmeter herausgeholt, Jürgen Werner verwandelte quasi mit dem Pausenpfiff, obwohl der Ball in einer Kuhle lag und der Schiedsrichter gegen eine minimale Verlegung protestierte.

"Pelé war nicht zu schnell für mich"

Da war es also, das erste von bisher 31 deutschen Toren gegen Brasilien. Das Elfmetertraining von Malente hatte sich bezahlt gemacht. Mit dem ersten Sieg wurde es aber nichts, denn binnen zwei Minuten (70., 72.) drehte ein zurückhaltendes Brasilien das Spiel noch. Nach dem 19-jährigen Coutinho schlug auch der große Pelé zu – aus 25 Metern überwand er den verblüfften Wolfgang Fahrian im DFB-Tor zum 1:2.

Der Weltstar war ansonsten bei Willi Schulz gut aufgehoben. Schulz: "Pelé war nicht zu schnell für mich, ich bin zufrieden. Ich glaube auch nicht, dass es einem Spieler gelingt, diesen großartigen Fußballer 90 Minuten nicht zum Schuss kommen zu lassen." Dieser eine Moment aber genügte Pelé, um den Unterschied zu machen. Auch er war voll des Lobes für seinen Widersacher: "Es war ein hartes Stück Arbeit bei der ständigen Suche nach engster Tuchfühlung und körperlichen Zweikämpfen meines Rivalen Schulz."

Weil der starke Gästekeeper Gilmar alles zunichte machte, was im Schlussspurt noch auf seinen Kasten kam, vor allem von Uwe Seeler, blieb es beim für den Weltmeister irgendwie schmeichelhaften 1:2. Kapitän Uwe Seeler sagte den Reportern: "Ich glaube, ein 2:2 wäre ein gerechtes Ergebnis gewesen." Bundestrainer Herberger erkannte den Grund für die Niederlage: "Unsere Mannschaft spielte im Sturm zu langsam."

"Brasilien verdankt den Sieg allein Pelé"

"Brasilien verdankt den Sieg allein Pelé", schrieb das Sport Magazin, und der Kicker stellte fest: "Wir hatten mehr Chancen, aber noch keine Nachfolger für Fritz Walter und Szymaniak" - also noch keinen Spielmacher. Das Blatt lobte die Verlierer beinahe überschwänglich: "Nirgendwo in Europa musste sich der Weltmeister so oft durch fließende Kombinationen des Gegners hetzen lassen wie in Hamburg durch die Deutschen." Sie haben verloren, aber schön, deshalb werde man "trotz der Enttäuschung in Hamburg noch lange von dem Spiel sprechen", prophezeite Chefredakteur Friedebert Becker.

Sepp Herberger gratulierte seinem brasilianischen Kollegen Vicente Feola schelmisch: "Wenn wir einmal nach Rio kommen, dann wird man hoffentlich die gleiche Gastfreundschaft zeigen und uns gewinnen lassen."

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Es vergingen 60 Jahre, ehe die 1903 gegründete deutsche Nationalmannschaft erstmals auf Brasilien traf. Man schrieb den 5. Mai 1963, als 71.000 Zuschauer ins Hamburger Volksparkstadion strömten, um den zweimaligen und damals aktuellen Weltmeister zu sehen, der sich auf Europa-Tournee befand und in der Niederlande 0:1 verloren hatte. Neben der Einführung der Bundesliga, deren endgültige Zusammensetzung am Folgetag verkündet wurde, war es das Ereignis des Jahres im deutschen Fußball. Darauf bereitete sich die DFB-Auswahl in Malente drei Tage vor, unterbrochen von einem Ausflug am den Timmendorfer Strand - und übte sogar Elfmeter.

Die Brasilianer um Superstar Pelé lockten 71.000 Zuschauer an und sorgten für eine Länderspiel-Rekordeinnahme von 519.000 Mark. Es begann mit einer kleinen Panne, die für Heiterkeit sorgte, als der Stadionsprecher eine halbe Stunde vor Anpfiff (15 Uhr) durchsagen musste: "Der Busfahrer der deutschen Mannschaft soll sofort die Bälle in die Kabine bringen."

Drei HSV-Spieler standen in Sepp Herbergers Elf und natürlich im Blickpunkt. Von Uwe Seeler oder dem nach zwei Jahren zurückgeholten Charly Dörfel erhofften sie sich Tore, doch das 1:0 markierte dann mit Jürgen Werner der Dritte im HSV-Bunde. Dortmunds Timo Konietzka hatte einen Elfmeter herausgeholt, Jürgen Werner verwandelte quasi mit dem Pausenpfiff, obwohl der Ball in einer Kuhle lag und der Schiedsrichter gegen eine minimale Verlegung protestierte.

"Pelé war nicht zu schnell für mich"

Da war es also, das erste von bisher 31 deutschen Toren gegen Brasilien. Das Elfmetertraining von Malente hatte sich bezahlt gemacht. Mit dem ersten Sieg wurde es aber nichts, denn binnen zwei Minuten (70., 72.) drehte ein zurückhaltendes Brasilien das Spiel noch. Nach dem 19-jährigen Coutinho schlug auch der große Pelé zu – aus 25 Metern überwand er den verblüfften Wolfgang Fahrian im DFB-Tor zum 1:2.

Der Weltstar war ansonsten bei Willi Schulz gut aufgehoben. Schulz: "Pelé war nicht zu schnell für mich, ich bin zufrieden. Ich glaube auch nicht, dass es einem Spieler gelingt, diesen großartigen Fußballer 90 Minuten nicht zum Schuss kommen zu lassen." Dieser eine Moment aber genügte Pelé, um den Unterschied zu machen. Auch er war voll des Lobes für seinen Widersacher: "Es war ein hartes Stück Arbeit bei der ständigen Suche nach engster Tuchfühlung und körperlichen Zweikämpfen meines Rivalen Schulz."

Weil der starke Gästekeeper Gilmar alles zunichte machte, was im Schlussspurt noch auf seinen Kasten kam, vor allem von Uwe Seeler, blieb es beim für den Weltmeister irgendwie schmeichelhaften 1:2. Kapitän Uwe Seeler sagte den Reportern: "Ich glaube, ein 2:2 wäre ein gerechtes Ergebnis gewesen." Bundestrainer Herberger erkannte den Grund für die Niederlage: "Unsere Mannschaft spielte im Sturm zu langsam."

"Brasilien verdankt den Sieg allein Pelé"

"Brasilien verdankt den Sieg allein Pelé", schrieb das Sport Magazin, und der Kicker stellte fest: "Wir hatten mehr Chancen, aber noch keine Nachfolger für Fritz Walter und Szymaniak" - also noch keinen Spielmacher. Das Blatt lobte die Verlierer beinahe überschwänglich: "Nirgendwo in Europa musste sich der Weltmeister so oft durch fließende Kombinationen des Gegners hetzen lassen wie in Hamburg durch die Deutschen." Sie haben verloren, aber schön, deshalb werde man "trotz der Enttäuschung in Hamburg noch lange von dem Spiel sprechen", prophezeite Chefredakteur Friedebert Becker.

Sepp Herberger gratulierte seinem brasilianischen Kollegen Vicente Feola schelmisch: "Wenn wir einmal nach Rio kommen, dann wird man hoffentlich die gleiche Gastfreundschaft zeigen und uns gewinnen lassen."

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