Christian Gräber: Der Weg ist das Ziel

Gut Ding will Weile haben. Das denkt sich Christian Gräber, wenn er wieder zu einem Auswärtsspiel der deutschen Nationalmannschaft reist. Denn durch seine Flugangst kann der Weg dorthin ganz schön beschwerlich werden – und auch ganz schön viel länger dauern. Bus, Bahn, Auto oder Fähre: alles kein Problem für den 36-Jährigen. Nur das Flugzeug meidet er vehement. Dafür nimmt er den einen oder anderen Umweg in Kauf, erlebt aber auch Abenteuer, die ihm auf dem Flugweg verwehrt geblieben wären.

Über 10.000 Kilometer während der Weltmeisterschaft in Russland, getoppt von 11.000 Kilometern bei der Europameisterschaft in Frankreich. Wenn Christian auf Reisen geht, dann richtig. Weil ihm bei der EURO 2016 für das dritte Gruppenspiel gegen Nordirland kein Ticket vergönnt war, fuhr er spontan bis nach Barcelona und von dort aus mit der Fähre nach Mallorca. "Ein EM-Spiel am Ballermann", so Christian, "das ist doch eine coole Sache."

Länderspiel-Absage wegen Flugangst

Dass er auch ganz unkompliziert - und übrigens wesentlich günstiger – hätte fliegen können, ist ihm bewusst. Doch das ist definitiv keine Option. Seit vielen Jahren hat er kein Flugzeug mehr betreten. Länderspielreisen nach Russland 2009 und in die Türkei 2011 sagte er aus Bammel kurzfristig ab und bekräftigt seither: "So lange ich nicht ganz Europa gesehen habe, steige ich in keinen Flieger mehr."

Aus seiner Not macht er eine Tugend. Sucht sich spannende Routen, tolle Wege und nimmt sich die nötige Zeit dafür. "Ich genieße es", sagt er und grinst, "so lerne ich Land und Leute kennen. Diese Begegnungen hätte ich im Flieger nicht." Nach diesem Credo ging es auch zur WM nach Russland. Mit der Fähre von Travemünde nach Helsinki, von da mit der Bahn nach St. Petersburg, weiter nach Rostow bis nach Sotschi – und das Ganze wieder zurück.

38-Stunden-Zugfahrt

Die Bilanz nach der zweieinhalbwöchigen Route: 90 Stunden in Bahnen, 80 Stunden auf Fähren, fünf besuchte Länder und fünf besuchte WM-Spiele - darunter eine 38-Stunden-Zugfahrt von Sotschi nach St. Petersburg. "Das war schon ein heißer Trip", berichtet Christian, "man durfte nicht mal bei den Zwischenstopps an verschiedenen Bahnhöfen aussteigen. Und ganz ehrlich, entsprechend hat es dann auch im Zug gerochen."

Doch auch dieses Erlebnis schreckt ihn nicht ab. Im Gegenteil. Einer seiner Träume bleibt es mit der transsibirischen Eisenbahn bis nach Wladiwostok zu fahren. Durch seine unkonventionelle Art des Reisens ist der Wolfsburger häufig allein unterwegs. Aber auch das ist kein Problem für Christian. Er sagt: "Mit Fußball als gemeinsamen Nenner lernt man überall neue und nette Leute kennen." Und spätestens beim Auswärtsspiel im Oktober in Estland möchte er wieder neue Bekanntschaften machen. Mit der Fähre über Helsinki bis nach Tallinn, soweit der Plan. Getreu dem Motto: Der Weg ist das Ziel.

[jh]

Gut Ding will Weile haben. Das denkt sich Christian Gräber, wenn er wieder zu einem Auswärtsspiel der deutschen Nationalmannschaft reist. Denn durch seine Flugangst kann der Weg dorthin ganz schön beschwerlich werden – und auch ganz schön viel länger dauern. Bus, Bahn, Auto oder Fähre: alles kein Problem für den 36-Jährigen. Nur das Flugzeug meidet er vehement. Dafür nimmt er den einen oder anderen Umweg in Kauf, erlebt aber auch Abenteuer, die ihm auf dem Flugweg verwehrt geblieben wären.

Über 10.000 Kilometer während der Weltmeisterschaft in Russland, getoppt von 11.000 Kilometern bei der Europameisterschaft in Frankreich. Wenn Christian auf Reisen geht, dann richtig. Weil ihm bei der EURO 2016 für das dritte Gruppenspiel gegen Nordirland kein Ticket vergönnt war, fuhr er spontan bis nach Barcelona und von dort aus mit der Fähre nach Mallorca. "Ein EM-Spiel am Ballermann", so Christian, "das ist doch eine coole Sache."

Länderspiel-Absage wegen Flugangst

Dass er auch ganz unkompliziert - und übrigens wesentlich günstiger – hätte fliegen können, ist ihm bewusst. Doch das ist definitiv keine Option. Seit vielen Jahren hat er kein Flugzeug mehr betreten. Länderspielreisen nach Russland 2009 und in die Türkei 2011 sagte er aus Bammel kurzfristig ab und bekräftigt seither: "So lange ich nicht ganz Europa gesehen habe, steige ich in keinen Flieger mehr."

Aus seiner Not macht er eine Tugend. Sucht sich spannende Routen, tolle Wege und nimmt sich die nötige Zeit dafür. "Ich genieße es", sagt er und grinst, "so lerne ich Land und Leute kennen. Diese Begegnungen hätte ich im Flieger nicht." Nach diesem Credo ging es auch zur WM nach Russland. Mit der Fähre von Travemünde nach Helsinki, von da mit der Bahn nach St. Petersburg, weiter nach Rostow bis nach Sotschi – und das Ganze wieder zurück.

38-Stunden-Zugfahrt

Die Bilanz nach der zweieinhalbwöchigen Route: 90 Stunden in Bahnen, 80 Stunden auf Fähren, fünf besuchte Länder und fünf besuchte WM-Spiele - darunter eine 38-Stunden-Zugfahrt von Sotschi nach St. Petersburg. "Das war schon ein heißer Trip", berichtet Christian, "man durfte nicht mal bei den Zwischenstopps an verschiedenen Bahnhöfen aussteigen. Und ganz ehrlich, entsprechend hat es dann auch im Zug gerochen."

Doch auch dieses Erlebnis schreckt ihn nicht ab. Im Gegenteil. Einer seiner Träume bleibt es mit der transsibirischen Eisenbahn bis nach Wladiwostok zu fahren. Durch seine unkonventionelle Art des Reisens ist der Wolfsburger häufig allein unterwegs. Aber auch das ist kein Problem für Christian. Er sagt: "Mit Fußball als gemeinsamen Nenner lernt man überall neue und nette Leute kennen." Und spätestens beim Auswärtsspiel im Oktober in Estland möchte er wieder neue Bekanntschaften machen. Mit der Fähre über Helsinki bis nach Tallinn, soweit der Plan. Getreu dem Motto: Der Weg ist das Ziel.