Auf WM-Tour mit "Schampus-Kalle"

Er ist der Mann für die gute Stimmung. Bevor sich der Busshuttle vom Fan-Camp auf den Weg in die Stadt macht, steht Jörg Reppel ganz vorne im Gang. In seinen Händen hält er eine rot-gelb-blaue Narrenkappe. Das Logo seines Lieblingsvereins, dem FSV Mainz 05, ist in weiß darin eingestickt. Dann stimmt er das Lied der Schlümpfe an. "Sagt mal, wo kommt ihr denn her?", ruft er in die Runde. Die Unterseite seiner Narrenkappe formt er dabei zu einem Mund, der sich öffnet und wieder schließt. Erinnerungen an das Kasperletheater werden wach. Die Fan-Club-Mitglieder im Bus antworten im Chor: "Aus deutschem Lande, bitte sehr."

Jörg fühlt sich in seiner Rolle des Unterhalters spürbar wohl und die Fans im Bus akzeptieren ihn. Doch unter dem Namen Jörg kennen ihn hier nur die wenigsten. Längst hat sich sein Spitzname Schampus-Kalle herumgesprochen. Den bekam der 61-Jährige auf einer Länderspielreise nach Prag. Weil er nicht so gerne Bier trinkt und sich auf der Rückreise vom Spiel Böhmischen Sekt kaufte, gab ihm im Bus jemand den neuen Namen. Seither hat er sich durchgesetzt. "Bei einem Länderspiel hat irgendwann sogar mal der ganze deutsche Block 'Schampus-Kalle ole' gesungen", erzählt er stolz.

Fanutensilien in liebevoller Handarbeit

Mittlerweile hat Jörg selbst eigene Visitenkarten mit seinem Spitznamen. Die Vorder- und Rückseite ziert eine Deutschland-Flagge. Zudem ist seine Version des Schlumpfliedes auf der Karte verewigt. "Wenn ich auf Länderspielreisen ausländische Fans treffe, drücke ich ihnen meine Visitenkarte in die Hand", sagt Jörg. Seine Frau Ingrid ist bei den Reisen in der Regel mit dabei - egal ob im Stadion des FSV Mainz 05 oder den Spielen der deutschen Nationalmannschaft. "Manchmal macht sie es mir zur Liebe und manchmal, weil sie Spaß daran hat", flachst Jörg. Seine Ehegattin ergänzt: "Eigentlich bin ich lieber beim Frauenfußball, weil die Frauen insgesamt nahbarer sind."

Zusammen haben die beiden schon neun Turniere der Männer und Frauen live im Stadion erlebt. Ingrid sticht bei jedem Spiel mit ihrem selbst gebasteltem Deutschland-Utensilien ins Auge. Von aufwendigem Perlen-Ohrschmuck bis hin zu selbst gestalteten T-Shirts. "Da sitze ich stundenlang dran", erzählt die 71-Jährige. Häufig wird sie von Frauen im Stadion darauf angesprochen, wo man die Utensilien kaufen kann. Doch jedes Werk von ihr ist ein Unikat. "Vielleicht sollten wir mal über ein eigenes Label nachdenken", sagt Jörg und lacht.

Gesänge für Costa Rica

Die Erlebnisse, die sie auf den Reisen mit der Nationalmannschaft machen, möchten die beiden nicht missen. "Man hat immer tolle Begegnungen mit fremden Menschen", erzählt Ingrid. Den Spielball greift Jörg auf, um eine Anekdote zu erzählen. "2007 haben wir in Dublin eine Bootstour gemacht und unter anderem auch mit irischen Fans angestoßen. Fünf Jahre später beim Public Viewing in Danzig während der EM haben wir dann einen von ihnen wieder getroffen, der sich auch noch an uns erinnern konnte."

Unvergessen bleibt für das Ehepaar auch das Spiel Italien gegen Costa Rica bei der WM 2014 in Brasilien. Weil der damalige Mainzer-Spieler Júnior Díaz für die Amerikaner auflief, waren die beiden FSV-Fans live dabei. "Eigentlich waren die Costa-Ricaner unterlegen", sagt Jörg mit Rückblick auf das Spiel. Doch dann schlossen Ingrid und Jörg sich mit den Engländern, Franzosen, Japanern und Brasilianern um sich herum zusammen, um die Costa-Ricaner zu unterstützen. "Im Stadion kann man etwas bewegen. Bei uns im Block haben dann alle mitgesungen und der Funke ist letztlich auf die Mannschaft übergesprungen", berichtet Jörg. Am Ende setzte sich Costa Rica mit 1:0 durch und fügte Italien eine schwere Niederlage zu.

Abflug nach Sotschi

Bei dieser Weltmeisterschaft ist dem Ehepaar bislang unter anderem der Dialog mit der DFB-Spitze um Präsident Reinhard Grindel in guter Erinnerung geblieben. "Das war wirklich ein sehr offener und ehrlicher Austausch auf Augenhöhe und für mich das Highlight hier im Fan-Camp", sagt Jörg.

Nach rund einer Woche im Moskauer Fan-Camp sind die beiden inzwischen schon weiter nach Sotschi gereist, um die deutsche Mannschaft dort am Samstag beim Spiel gegen Schweden (ab 20 Uhr live im Fan Club-Radio) zu unterstützen. Spätestens dann wird Schampus-Kalle wieder voll in seinem Element sein und auf der Tribüne für die passende Stimmung sorgen. Seine Narrenkappe wird ihn auch dahin wieder treu begleiten.

[mib]

Er ist der Mann für die gute Stimmung. Bevor sich der Busshuttle vom Fan-Camp auf den Weg in die Stadt macht, steht Jörg Reppel ganz vorne im Gang. In seinen Händen hält er eine rot-gelb-blaue Narrenkappe. Das Logo seines Lieblingsvereins, dem FSV Mainz 05, ist in weiß darin eingestickt. Dann stimmt er das Lied der Schlümpfe an. "Sagt mal, wo kommt ihr denn her?", ruft er in die Runde. Die Unterseite seiner Narrenkappe formt er dabei zu einem Mund, der sich öffnet und wieder schließt. Erinnerungen an das Kasperletheater werden wach. Die Fan-Club-Mitglieder im Bus antworten im Chor: "Aus deutschem Lande, bitte sehr."

Jörg fühlt sich in seiner Rolle des Unterhalters spürbar wohl und die Fans im Bus akzeptieren ihn. Doch unter dem Namen Jörg kennen ihn hier nur die wenigsten. Längst hat sich sein Spitzname Schampus-Kalle herumgesprochen. Den bekam der 61-Jährige auf einer Länderspielreise nach Prag. Weil er nicht so gerne Bier trinkt und sich auf der Rückreise vom Spiel Böhmischen Sekt kaufte, gab ihm im Bus jemand den neuen Namen. Seither hat er sich durchgesetzt. "Bei einem Länderspiel hat irgendwann sogar mal der ganze deutsche Block 'Schampus-Kalle ole' gesungen", erzählt er stolz.

Fanutensilien in liebevoller Handarbeit

Mittlerweile hat Jörg selbst eigene Visitenkarten mit seinem Spitznamen. Die Vorder- und Rückseite ziert eine Deutschland-Flagge. Zudem ist seine Version des Schlumpfliedes auf der Karte verewigt. "Wenn ich auf Länderspielreisen ausländische Fans treffe, drücke ich ihnen meine Visitenkarte in die Hand", sagt Jörg. Seine Frau Ingrid ist bei den Reisen in der Regel mit dabei - egal ob im Stadion des FSV Mainz 05 oder den Spielen der deutschen Nationalmannschaft. "Manchmal macht sie es mir zur Liebe und manchmal, weil sie Spaß daran hat", flachst Jörg. Seine Ehegattin ergänzt: "Eigentlich bin ich lieber beim Frauenfußball, weil die Frauen insgesamt nahbarer sind."

Zusammen haben die beiden schon neun Turniere der Männer und Frauen live im Stadion erlebt. Ingrid sticht bei jedem Spiel mit ihrem selbst gebasteltem Deutschland-Utensilien ins Auge. Von aufwendigem Perlen-Ohrschmuck bis hin zu selbst gestalteten T-Shirts. "Da sitze ich stundenlang dran", erzählt die 71-Jährige. Häufig wird sie von Frauen im Stadion darauf angesprochen, wo man die Utensilien kaufen kann. Doch jedes Werk von ihr ist ein Unikat. "Vielleicht sollten wir mal über ein eigenes Label nachdenken", sagt Jörg und lacht.

Gesänge für Costa Rica

Die Erlebnisse, die sie auf den Reisen mit der Nationalmannschaft machen, möchten die beiden nicht missen. "Man hat immer tolle Begegnungen mit fremden Menschen", erzählt Ingrid. Den Spielball greift Jörg auf, um eine Anekdote zu erzählen. "2007 haben wir in Dublin eine Bootstour gemacht und unter anderem auch mit irischen Fans angestoßen. Fünf Jahre später beim Public Viewing in Danzig während der EM haben wir dann einen von ihnen wieder getroffen, der sich auch noch an uns erinnern konnte."

Unvergessen bleibt für das Ehepaar auch das Spiel Italien gegen Costa Rica bei der WM 2014 in Brasilien. Weil der damalige Mainzer-Spieler Júnior Díaz für die Amerikaner auflief, waren die beiden FSV-Fans live dabei. "Eigentlich waren die Costa-Ricaner unterlegen", sagt Jörg mit Rückblick auf das Spiel. Doch dann schlossen Ingrid und Jörg sich mit den Engländern, Franzosen, Japanern und Brasilianern um sich herum zusammen, um die Costa-Ricaner zu unterstützen. "Im Stadion kann man etwas bewegen. Bei uns im Block haben dann alle mitgesungen und der Funke ist letztlich auf die Mannschaft übergesprungen", berichtet Jörg. Am Ende setzte sich Costa Rica mit 1:0 durch und fügte Italien eine schwere Niederlage zu.

Abflug nach Sotschi

Bei dieser Weltmeisterschaft ist dem Ehepaar bislang unter anderem der Dialog mit der DFB-Spitze um Präsident Reinhard Grindel in guter Erinnerung geblieben. "Das war wirklich ein sehr offener und ehrlicher Austausch auf Augenhöhe und für mich das Highlight hier im Fan-Camp", sagt Jörg.

Nach rund einer Woche im Moskauer Fan-Camp sind die beiden inzwischen schon weiter nach Sotschi gereist, um die deutsche Mannschaft dort am Samstag beim Spiel gegen Schweden (ab 20 Uhr live im Fan Club-Radio) zu unterstützen. Spätestens dann wird Schampus-Kalle wieder voll in seinem Element sein und auf der Tribüne für die passende Stimmung sorgen. Seine Narrenkappe wird ihn auch dahin wieder treu begleiten.