Andy Möller: "An die Schmerzgrenze gehen"

Andreas Möller erinnert sich gerne an Italien. An seine Zeit bei Juventus Turin von 1992 bis 1994. An das Champions-League-Finale 1997 gegen Juve, das er mit Borussia Dortmund 3:1 gewann. Und, das unterscheidet ihn von vielen anderen deutschen Fußballern, auch an die Länderspiele.

Bei seinen 85 Einsätzen im DFB-Trikot traf Möller zweimal auf die Italiener, beide Male mit gutem Ausgang. 1994 siegte Deutschland im Testspiel durch zwei Tore von Jürgen Klinsmann mit 2:1, zwei Jahre später trennten sich beide Teams in der EM-Vorrunde mit 0:0. Ein Unentschieden, das einen Gewinner und einen Verlierer hatte: Deutschland stand als Gruppenerster im Viertelfinale und holte später den Titel, Italien war ausgeschieden.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Andreas Möller vor dem Halbfinalduell der beiden Ex-Weltmeister am Donnerstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Warschau über italienische Entwicklungen, deutsche Willensstärke und die Last der Vergangenheit.

DFB.de: Nationalmannschaft, Italien, Andreas Möller – klingelt es da bei Ihnen, Herr Möller?

Andreas Möller: Da muss ich überlegen… Nein, ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, worauf Sie hinauswollen.

DFB.de: Sie sind einer der wenigen deutschen Fußballer, die gegen Italien eine positive Bilanz haben.

Möller: Man merkt, ich habe nicht so viel Zeit, in den Statistiken nachzuschlagen wie Sie. (lacht) Aber natürlich erinnere ich mich an die Spiele gegen Italien. Die Partie 1994, das 2:1 in Stuttgart, war ein tolles Erlebnis.

DFB.de: Und das Duell bei der EM 1996?



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Andreas Möller erinnert sich gerne an Italien. An seine Zeit bei Juventus Turin von 1992 bis 1994. An das Champions-League-Finale 1997 gegen Juve, das er mit Borussia Dortmund 3:1 gewann. Und, das unterscheidet ihn von vielen anderen deutschen Fußballern, auch an die Länderspiele.

Bei seinen 85 Einsätzen im DFB-Trikot traf Möller zweimal auf die Italiener, beide Male mit gutem Ausgang. 1994 siegte Deutschland im Testspiel durch zwei Tore von Jürgen Klinsmann mit 2:1, zwei Jahre später trennten sich beide Teams in der EM-Vorrunde mit 0:0. Ein Unentschieden, das einen Gewinner und einen Verlierer hatte: Deutschland stand als Gruppenerster im Viertelfinale und holte später den Titel, Italien war ausgeschieden.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Andreas Möller vor dem Halbfinalduell der beiden Ex-Weltmeister am Donnerstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Warschau über italienische Entwicklungen, deutsche Willensstärke und die Last der Vergangenheit.

DFB.de: Nationalmannschaft, Italien, Andreas Möller – klingelt es da bei Ihnen, Herr Möller?

Andreas Möller: Da muss ich überlegen… Nein, ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, worauf Sie hinauswollen.

DFB.de: Sie sind einer der wenigen deutschen Fußballer, die gegen Italien eine positive Bilanz haben.

Möller: Man merkt, ich habe nicht so viel Zeit, in den Statistiken nachzuschlagen wie Sie. (lacht) Aber natürlich erinnere ich mich an die Spiele gegen Italien. Die Partie 1994, das 2:1 in Stuttgart, war ein tolles Erlebnis.

DFB.de: Und das Duell bei der EM 1996?

Möller: Für uns ging es nur noch darum, ob wir Erster oder Zweiter in der Gruppe werden. Wir haben in diesem Spiel nicht attackiert, nur reagiert. Da haben ein paar Prozent gefehlt. Die wichtigste Etappe auf dem Weg zum Titel war das Viertelfinale, das hart geführte Spiel gegen Kroatien, das wir mit 2:1 gewonnen haben.

DFB.de: Haben Sie gerne gegen Italien gespielt?

Möller: Natürlich. Gerade in den 90er-Jahren. Italien war damals führend als Fußball-Land, jeder Topspieler hat den Weg dorthin gesucht. In Italien wurde nicht nur das meiste Geld verdient, dort konnte man sich auch mit den besten Spielern der Welt messen. Es war eine unglaublich attraktive Liga.

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DFB.de: Wie wichtig war Ihre Zeit in Italien für Sie?

Möller: Für meine Persönlichkeitsentwicklung war es der nächste Schritt. Ich war ein gestandener Bundesligaspieler und stand nun vor der Herausforderung, mich im Ausland zu behaupten und durchzusetzen. Das geschafft zu haben, ist nicht nur eine schöne Erinnerung, es ist auch gut für das Selbstwertgefühl. Glücklicherweise war ich immer ein Spieler mit wenig Anpassungsschwierigkeiten.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des italienischen Fußballs?

Möller: In der Liga fokussiert sich alles auf eine Handvoll Mannschaften. Früher gab es mehr Teams, die auf sich aufmerksam gemacht haben. Die Leistungsdichte war höher. Die Stadien waren voll, der Fußball unheimlich populär. Heute strömen die Zuschauer nicht mehr so. Ich denke, in Italien wurde es versäumt, an den Strukturen und Stadien zu arbeiten, den Komfort zu verbessern. Ich kann mich gar nicht erinnern, ob wir damals in Turin einen VIP-Raum im Stadion hatten. Vielleicht haben sich die Italiener zu dieser Zeit ein bisschen dem Erfolg ergeben, es war ja alles gut. Auch die Manipulationsgeschichten haben dem italienischen Fußball in den vergangenen Jahren geschadet, das Image hat darunter sehr gelitten.

DFB.de: Was sagen Sie zum Auftreten des italienischen Nationalteams bei der EURO?

Möller: Ich bin äußerst positiv überrascht. Das ist eine kompakte Mannschaft, die einen harmonischen Eindruck macht. Das war so nicht zu erwarten. Wie schwer die Italiener zu schlagen sind, haben bereits die Spanier in ihrem Gruppenspiel gemerkt. Italien ist ein gefährlicher Gegner, der topmotiviert ist, uns ein Bein zu stellen.

DFB.de: Wie ist dieser Gegner zu knacken?

Möller: Es wird wieder eine Geduldsfrage sein. Ich erwarte eine ganz knappe Angelegenheit und glaube, dass die Partie durch eine individuelle Glanzleistung entschieden wird, ähnlich wie in der Vorrunde gegen Holland, als Mario Gomez dies mit seinen beiden Toren gelungen ist.

DFB.de: Sind Sie beeindruckt von der deutschen Mannschaft?

Möller: Ich bin nicht überrascht, dass Joachim Löws Team eine gute Rolle spielt. Mir war klar, dass der Titel nur über uns vergeben wird. Ich bin sehr optimistisch. Wir dürfen uns nicht selbst im Weg stehen, dann schaffen wir es – aber wir müssen an die Schmerzgrenze gehen.

DFB.de: Inwiefern spielen die Psyche und das Wissen um die negative deutsche Bilanz gegen Italien am Donnerstag eine Rolle?

Möller: Die Jungs sind eine andere Generation, für sie ist es uninteressant, ob Deutschland in den 70er- oder 80er-Jahren gegen einen bestimmten Gegner gewonnen oder verloren hat. Sie sehen nur die Mannschaft, auf die sie jetzt treffen. Was sie natürlich wissen: Gegen Italien zu gewinnen, bleibt in Erinnerung.

DFB.de: Was unterscheidet die heutige Mannschaft vom 96er-Europameisterteam – und was verbindet beide Mannschaften?

Möller: Man kann diese beiden Teams nicht vergleichen. Es war damals eine andere Zeit, es waren andere Typen, eine andere Art von Fußball. Unsere große Stärke 1996 war, dass wir viele Führungspersönlichkeiten hatten. Deutsche Fußballer haben ohnehin eine gute Mentalität, doch unsere Generation war unheimlich willensstark. Das ist wichtig, um einen großen Titel zu holen – und natürlich braucht man auch ein bisschen Glück.