Andreas Pietschmann: „Fan-Sein bedeutet lebenslange Liebe“

[bild1]

Andreas Pietschmann war ein guter Fußballer. Der Angreifer stürmte mit Kickers Würzburg sogar in der dritthöchsten deutschen Spielklasse. Unter anderem an der Seite des späteren Bundesliga-Profis Bernd Hollerbach. Dass sein Weg nicht in den bezahlten Fußball führte, lag daran, dass er das Metier wechselte. Irgendwann hieß es für den heute 44-Jährigen Hamlet statt Heimspiel, Bühne statt Fußballplatz. Aber auch wenn er sich für die Schauspielerei entschied, blieb die Leidenschaft für den Fußball bestehen.

Das Jahr 2013 gehört jedoch ganz der Familie. Zum einen, weil Andreas Pietschmann mit seiner Frau Jasmin Tabatabai vor kurzem noch einmal Nachwuchs bekam. Zum anderen, weil er im französischen Familienfilm „Belle et Sébastien“ an Weihnachten in Frankreich und Deutschland in den Kinos zu sehen sein wird.

Im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Mitarbeiterin Isabell Wolfgramm spricht der Würzburger über sentimentale Fußball-Erinnerungen, Kinderzimmer und das Fan-Sein.

fanclub.dfb.de: Herr Pietschmann, im Vertrauen: Wie oft haben Sie auf dem Fußballfeld von ihrem Talent Gebrauch gemacht?

Andreas Pietschmann: Wir reden hier über meine Stürmerqualitäten, oder?

fanclub.dfb.de: Eigentlich sind schauspielerische Einlagen gemeint.

Andreas Pietschmann: Damals haben wir kantigen Fußball gespielt – da gehörten Fouls einfach dazu. Schauspielerisches Talent war in mir zum damaligen Zeitpunkt noch überhaupt nicht erwacht. Man kann also in jedem Fall von berechtigten Strafstößen sprechen, wenn ich zu Fall gebracht wurde (lacht). Die habe ich mit Vorliebe selbst geschossen. Als Angreifer stand ich ja einzig und allein auf dem Platz, um Tore zu erzielen.

fanclub.dfb.de: Wo haben Sie Fußball gespielt?

Andreas Pietschmann: Zunächst bei einem kleinen unterfränkischen Verein, der TSG Estenfeld. In der Jugend bin ich dann zu den Würzburger Kickers gewechselt, dem größeren Stadtverein. Ich habe damals mit Bernd Hollerbach in einer Mannschaft gespielt. Er hat mich immer mit seiner 80er abgeholt und wir sind zusammen zum Training gefahren. Mit der ersten Senioren-Mannschaft haben wir dann in der damals dritten Liga gespielt.

fanclub.dfb.de: Wie kamen Sie dann zur Schauspielerei?

Andreas Pietschmann: Ich habe damals neben dem Fußball auch Theater gespielt. Die Proben wurden irgendwann ziemlich intensiv und es kam immer häufiger zu Terminkollisionen mit dem Training. Heute sieht man wofür ich mich entschieden habe. Die Liebe zum Fußball hat aber bis zum heutigen Tage angehalten. Mit den x-Kickers, meiner Mannschaft, spiele ich in der Freizeitliga in Berlin. Meine läuferischen Schwächen mache ich da über ein gutes Stellungsspiel wett (lacht).

fanclub.dfb.de: Was ist besser: Ein gutes Fußballspiel oder ein gutes Theaterstück?

Andreas Pietschmann: Das ist die Gretchenfrage. Das gute Fußballspiel hat den Vorteil, dass es auf ganz andere Weise Massen bewegen kann. Wenn man vor 70.000 Fans und vielen Millionen Zuschauern das Ding in die richtige Ecke schiebt, ist man ein wahrer Fußballheld. Ein Held wie du ihn im Theater immer nur spielen kannst und das vor einem wesentlich kleineren Zuschauerkreis. Aber ich will mich weder für das eine noch das andere entscheiden. Es bestehen ja auch Gemeinsamkeiten: Jede Vorstellung, egal ob auf der Bühne oder auf dem Fußballplatz, ist ein absolutes Mannschaftsprodukt. Kein Hamlet kann auf der Bühne glänzen, wenn er keine Mit- und Gegenspieler hat. Das funktioniert einfach nicht.

fanclub.dfb.de: An was in Ihrer Fußball-Vergangenheit erinnern Sie sich besonders gerne zurück?

Andreas Pietschmann: Bei den Spielen in Würzburg war der Zuschauerzuspruch leider doch ziemlich gering – wir müssen also die Kirche im Dorf lassen. Die 3. Liga von heute spielt in vielerlei Hinsicht auf einem höheren Niveau. Dennoch erinnere ich mich gerne an ein Fallrückziehertor von mir zurück. Manchmal träume ich noch davon. Wie genau der Ball im Tor gelandet ist, weiß ich allerdings selbst gar nicht mehr. Denn ich bin recht unsanft rücklings auf dem Rasen landete. Aber ich habe auch viele großartige Erinnerungen als Fan. Ich gehe nach wie vor gerne ins Stadion. Die Spiele erlebt man dort einfach viel unmittelbarer als vor dem Fernseher.

fanclub.dfb.de: Welches Spiel drückt für Sie die Faszination Fußball am besten aus?

Andreas Pietschmann: Für mich war das größte Spiel aller Zeiten das Halbfinale zwischen Deutschland und Frankreich bei der WM 1982, als die Deutschen in der Nachspielzeit einen 1:3-Rückstand aufholen konnten und sich schließlich im Elfmeterschießen durchsetzten. Das war eine emotionale Achterbahnfahrt und nicht zu überbieten. Es ist eines der Spiele, auf denen meine Faszination für Fußball beruht. Genauso wie die Narbe an meinem Daumen. Eine Erinnerung an die Übertragung eines Pokal-Endspiels. Beim Jubel über das Tor von Dieter Hoeneß, der trotz blutverschmierten Kopfverbandes ein Kopfballtor erzielte, habe ich die an der Decke hängende Lampe zertrümmert und mir dabei meinen Daumen aufgeschnitten.

fanclub.dfb.de: Also Faszination mit Leib und Seele?

Andreas Pietschmann: Ja, das Fußball-Fieber hat mich schon als kleiner Junge angesteckt. Da war ich erst zwei Jahre alt. Da ist etwas ungefragt in mich hineingekrochen. Und es lässt mich seitdem nicht mehr los. Schon damals fand ich einen Ball das schönste Spielzeug, das jemals erfunden wurde. Das denke ich auch heute noch – ich habe meine gesamte Kindheit damit verbracht, Fußball zu spielen. Es gab Zeiten, in denen es an der Wand meines Zimmers keine Stelle gab, an der nicht ein Poster, ein Autogramm oder eine andere Devotionalie von Karl-Heinz Rummenigge gehangen hatte. Der war Stürmer, genauso wie ich, und damit mein großes Vorbild. Fan-Sein bedeutet für mich eine lebenslange Liebe.

[bild2]

fanclub.dfb.de: Wie sehr identifizieren Sie sich mit der Nationalmannschaft?

Andreas Pietschmann: Ich bin großer Fan der Nationalmannschaft. Ich bin immer mit Hingabe für unser Team dabei. Wenn die deutsche Mannschaft spielt, berührt mich das genauso wie wenn mein Verein, der FC Bayern München, auf dem Platz steht.

fanclub.dfb.de: Freuen Sie sich auf Brasilien 2014?

Andreas Pietschmann: Ja, natürlich! Ich bin sehr gespannt, wie die WM im kommenden Jahr laufen wird. Schon von Kindesbeinen an verfolge ich die großen Turniere und die Entwicklung unserer Nationalmannschaft. So viele großartige Spiele in kurzer Zeit zu sehen, ist einfach toll und begeistert mich immer wieder aufs Neue! Mit einer so begabten Mannschaft, wie wir sie momentan beisammen haben, ist einiges möglich. Ich denke, dass sich Jogi Löws Team durchaus Chancen auf den Titel ausrechnen kann. Löw ist ein Glücksfall für die Nationalmannschaft.

fanclub.dfb.de: Sie sind also auch Fan des Bundestrainers?

Andreas Pietschmann: Ja, ich halte sehr viel von ihm. Vor allem habe ich den Eindruck, dass er auch als Mensch ein Vorbild für die jungen Spieler ist: Neben seiner Kompetenz und seiner Fähigkeit, eine Mannschaft zu formen und die Spieler zu führen, lebt er Integrität, Offenheit und Menschlichkeit vor. Das kann gerade für junge Spieler prägend sein.

fanclub.dfb.de: Sie kennen Jogi Löw?

Andreas Pietschmann: Ein klein wenig. Gemeinsam mit meiner Frau Jasmin habe ich ihn bei einer Bambi-Verleihung kennengelernt. Im Gespräch hat er schnell gemerkt, dass wir beide Fußball-Freaks sind. Als er später davon erfuhr, dass wir noch einmal Nachwuchs erwarten, hat er uns sehr herzlich gratuliert.

[dfb]

[bild1]

Andreas Pietschmann war ein guter Fußballer. Der Angreifer stürmte mit Kickers Würzburg sogar in der dritthöchsten deutschen Spielklasse. Unter anderem an der Seite des späteren Bundesliga-Profis Bernd Hollerbach. Dass sein Weg nicht in den bezahlten Fußball führte, lag daran, dass er das Metier wechselte. Irgendwann hieß es für den heute 44-Jährigen Hamlet statt Heimspiel, Bühne statt Fußballplatz. Aber auch wenn er sich für die Schauspielerei entschied, blieb die Leidenschaft für den Fußball bestehen.

Das Jahr 2013 gehört jedoch ganz der Familie. Zum einen, weil Andreas Pietschmann mit seiner Frau Jasmin Tabatabai vor kurzem noch einmal Nachwuchs bekam. Zum anderen, weil er im französischen Familienfilm „Belle et Sébastien“ an Weihnachten in Frankreich und Deutschland in den Kinos zu sehen sein wird.

Im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Mitarbeiterin Isabell Wolfgramm spricht der Würzburger über sentimentale Fußball-Erinnerungen, Kinderzimmer und das Fan-Sein.

fanclub.dfb.de: Herr Pietschmann, im Vertrauen: Wie oft haben Sie auf dem Fußballfeld von ihrem Talent Gebrauch gemacht?

Andreas Pietschmann: Wir reden hier über meine Stürmerqualitäten, oder?

fanclub.dfb.de: Eigentlich sind schauspielerische Einlagen gemeint.

Andreas Pietschmann: Damals haben wir kantigen Fußball gespielt – da gehörten Fouls einfach dazu. Schauspielerisches Talent war in mir zum damaligen Zeitpunkt noch überhaupt nicht erwacht. Man kann also in jedem Fall von berechtigten Strafstößen sprechen, wenn ich zu Fall gebracht wurde (lacht). Die habe ich mit Vorliebe selbst geschossen. Als Angreifer stand ich ja einzig und allein auf dem Platz, um Tore zu erzielen.

fanclub.dfb.de: Wo haben Sie Fußball gespielt?

Andreas Pietschmann: Zunächst bei einem kleinen unterfränkischen Verein, der TSG Estenfeld. In der Jugend bin ich dann zu den Würzburger Kickers gewechselt, dem größeren Stadtverein. Ich habe damals mit Bernd Hollerbach in einer Mannschaft gespielt. Er hat mich immer mit seiner 80er abgeholt und wir sind zusammen zum Training gefahren. Mit der ersten Senioren-Mannschaft haben wir dann in der damals dritten Liga gespielt.

fanclub.dfb.de: Wie kamen Sie dann zur Schauspielerei?

Andreas Pietschmann: Ich habe damals neben dem Fußball auch Theater gespielt. Die Proben wurden irgendwann ziemlich intensiv und es kam immer häufiger zu Terminkollisionen mit dem Training. Heute sieht man wofür ich mich entschieden habe. Die Liebe zum Fußball hat aber bis zum heutigen Tage angehalten. Mit den x-Kickers, meiner Mannschaft, spiele ich in der Freizeitliga in Berlin. Meine läuferischen Schwächen mache ich da über ein gutes Stellungsspiel wett (lacht).

fanclub.dfb.de: Was ist besser: Ein gutes Fußballspiel oder ein gutes Theaterstück?

Andreas Pietschmann: Das ist die Gretchenfrage. Das gute Fußballspiel hat den Vorteil, dass es auf ganz andere Weise Massen bewegen kann. Wenn man vor 70.000 Fans und vielen Millionen Zuschauern das Ding in die richtige Ecke schiebt, ist man ein wahrer Fußballheld. Ein Held wie du ihn im Theater immer nur spielen kannst und das vor einem wesentlich kleineren Zuschauerkreis. Aber ich will mich weder für das eine noch das andere entscheiden. Es bestehen ja auch Gemeinsamkeiten: Jede Vorstellung, egal ob auf der Bühne oder auf dem Fußballplatz, ist ein absolutes Mannschaftsprodukt. Kein Hamlet kann auf der Bühne glänzen, wenn er keine Mit- und Gegenspieler hat. Das funktioniert einfach nicht.

fanclub.dfb.de: An was in Ihrer Fußball-Vergangenheit erinnern Sie sich besonders gerne zurück?

Andreas Pietschmann: Bei den Spielen in Würzburg war der Zuschauerzuspruch leider doch ziemlich gering – wir müssen also die Kirche im Dorf lassen. Die 3. Liga von heute spielt in vielerlei Hinsicht auf einem höheren Niveau. Dennoch erinnere ich mich gerne an ein Fallrückziehertor von mir zurück. Manchmal träume ich noch davon. Wie genau der Ball im Tor gelandet ist, weiß ich allerdings selbst gar nicht mehr. Denn ich bin recht unsanft rücklings auf dem Rasen landete. Aber ich habe auch viele großartige Erinnerungen als Fan. Ich gehe nach wie vor gerne ins Stadion. Die Spiele erlebt man dort einfach viel unmittelbarer als vor dem Fernseher.

fanclub.dfb.de: Welches Spiel drückt für Sie die Faszination Fußball am besten aus?

Andreas Pietschmann: Für mich war das größte Spiel aller Zeiten das Halbfinale zwischen Deutschland und Frankreich bei der WM 1982, als die Deutschen in der Nachspielzeit einen 1:3-Rückstand aufholen konnten und sich schließlich im Elfmeterschießen durchsetzten. Das war eine emotionale Achterbahnfahrt und nicht zu überbieten. Es ist eines der Spiele, auf denen meine Faszination für Fußball beruht. Genauso wie die Narbe an meinem Daumen. Eine Erinnerung an die Übertragung eines Pokal-Endspiels. Beim Jubel über das Tor von Dieter Hoeneß, der trotz blutverschmierten Kopfverbandes ein Kopfballtor erzielte, habe ich die an der Decke hängende Lampe zertrümmert und mir dabei meinen Daumen aufgeschnitten.

fanclub.dfb.de: Also Faszination mit Leib und Seele?

Andreas Pietschmann: Ja, das Fußball-Fieber hat mich schon als kleiner Junge angesteckt. Da war ich erst zwei Jahre alt. Da ist etwas ungefragt in mich hineingekrochen. Und es lässt mich seitdem nicht mehr los. Schon damals fand ich einen Ball das schönste Spielzeug, das jemals erfunden wurde. Das denke ich auch heute noch – ich habe meine gesamte Kindheit damit verbracht, Fußball zu spielen. Es gab Zeiten, in denen es an der Wand meines Zimmers keine Stelle gab, an der nicht ein Poster, ein Autogramm oder eine andere Devotionalie von Karl-Heinz Rummenigge gehangen hatte. Der war Stürmer, genauso wie ich, und damit mein großes Vorbild. Fan-Sein bedeutet für mich eine lebenslange Liebe.

[bild2]

fanclub.dfb.de: Wie sehr identifizieren Sie sich mit der Nationalmannschaft?

Andreas Pietschmann: Ich bin großer Fan der Nationalmannschaft. Ich bin immer mit Hingabe für unser Team dabei. Wenn die deutsche Mannschaft spielt, berührt mich das genauso wie wenn mein Verein, der FC Bayern München, auf dem Platz steht.

fanclub.dfb.de: Freuen Sie sich auf Brasilien 2014?

Andreas Pietschmann: Ja, natürlich! Ich bin sehr gespannt, wie die WM im kommenden Jahr laufen wird. Schon von Kindesbeinen an verfolge ich die großen Turniere und die Entwicklung unserer Nationalmannschaft. So viele großartige Spiele in kurzer Zeit zu sehen, ist einfach toll und begeistert mich immer wieder aufs Neue! Mit einer so begabten Mannschaft, wie wir sie momentan beisammen haben, ist einiges möglich. Ich denke, dass sich Jogi Löws Team durchaus Chancen auf den Titel ausrechnen kann. Löw ist ein Glücksfall für die Nationalmannschaft.

fanclub.dfb.de: Sie sind also auch Fan des Bundestrainers?

Andreas Pietschmann: Ja, ich halte sehr viel von ihm. Vor allem habe ich den Eindruck, dass er auch als Mensch ein Vorbild für die jungen Spieler ist: Neben seiner Kompetenz und seiner Fähigkeit, eine Mannschaft zu formen und die Spieler zu führen, lebt er Integrität, Offenheit und Menschlichkeit vor. Das kann gerade für junge Spieler prägend sein.

fanclub.dfb.de: Sie kennen Jogi Löw?

Andreas Pietschmann: Ein klein wenig. Gemeinsam mit meiner Frau Jasmin habe ich ihn bei einer Bambi-Verleihung kennengelernt. Im Gespräch hat er schnell gemerkt, dass wir beide Fußball-Freaks sind. Als er später davon erfuhr, dass wir noch einmal Nachwuchs erwarten, hat er uns sehr herzlich gratuliert.