1000 Länderspiele: Die Rekordnationalspieler

Das DFB-Team zählt weltweit zu den erfolgreichsten Nationalmannschaften. Vor dem 1000. Länderspiel am 12. Juni (ab 18 Uhr, live im ZDF) in Bremen gegen die Ukraine blickt DFB.de in einer Serie auf die reiche Geschichte der DFB-Auswahl zurück. Heute: die Rekordnationalspieler.

Die Frage nach dem deutschen Rekordnationalspieler überfordert weder Jung noch Alt. Die Jungen bekommen ihn ja noch laufend zu sehen, auf allen Kanälen ist er als Experte gefragt und sein Titel wird selten verschwiegen, er ist sogar so etwas wie der zweite Vorname von Lothar Matthäus. Und die Alten wissen es auch, denn schließlich hält er die Auszeichnung schon 30 Jahre. Es war am 17. November 1993, als Matthäus im 600. DFB-Länderspiel in Köln gegen Brasilien zum 104. Mal im Adler-Dress auflief und damit Franz Beckenbauer ablöste. Mit diesem Wert wäre er heute nicht mehr top aber er spielte noch sieben Jahre und weitere 46mal. So ging er mit runden 150 Länderspielen in die Annalen ein, auch wenn er auf sein letztes im Nachhinein gerne verzichtet hätte.

Es war auch das Aus bei der EM in der Niederlande und Belgien, ein ruhmloses 0:3 gegen Portugal stand am Ende einer imposanten Karriere: Keiner spielte so oft wie Matthäus und keiner solange, 20 Jahre lagen zwischen dem Debüt am 17. Juni 1980 bei der EM in Italien, als er 17 Minuten vor Schluss gegen die Niederlande eingewechselt wurde und sich deshalb nach nur einem Einsatz Europameister nennen durfte.

Von Lionel Messi übertrumpft

Bedenkt man die Pausen, die er mal selbst verschuldet, mal nicht, einlegen musste – er verpasste allein zwei EM-Endrunden und pausierte vor der WM 1998 drei Jahre – wäre Matthäus vielleicht sogar Weltrekordspieler geworden. Mit 25 Einsätzen war er bis Dezember 2022 immerhin WM-Rekordspieler, ehe ihn Lionel Messi nun um ein Spiel übertrumpfte.

Den Rekordnationalspieler Matthäus also muss man nicht mehr vorstellen. Doch wer waren seine Vorgänger in den 600 Spielen vor seiner Krönung?

Die ersten Rekordnationalspieler

Ein Überblick: Von der Elf, die am 5. April 1908 in Basel erstmals das DFB-Trikot trug, liefen 15 Tage später gegen England in Berlin nur vier wieder auf. So wurden Kapitän Arthur Hiller (Pforzheim), Mittelfeldspieler Hans Weymar (Victoria Hamburg) und die Stürmer Fritz Förderer (Karlsruher FV) und Willy Baumgärtner (Düsseldorf 04) die ersten Rekordnationalspieler. In Wien wurde im Juni 1908 aus dem Quartett ein Trio, Förderer musste passen.

Das Länderspieljahr 1909 begann mit der ominösen Oxford-Reise und brachte die höchste Niederlage der DFB-Historie. Bei jenem 0:9 gegen die Engländer war nur noch Baumgärtner dabei, der damals in England arbeitete und als einziger die strapaziöse Anreise über den Ärmelkanal nicht mitmachen musste. Es war allerdings sein letztes Spiel und so wurde er am 4. April 1909 von Hiller wieder eingeholt. Nach dem ersten Auswärtssieg am 3. April 1910 in Basel (3:2) führte ein Trio die Liste an: der Stuttgarter Torjäger Eugen Kipp zog bald an ihnen vorbei und führte bis 29. Oktober 1911, ehe ihn der Kieler Torwart Adolf Werner einholte – beide standen bei neun Einsätzen.  

Werner, Kipp und Ugi im Gleichschritt

Sechs Wochen später schloss der erste Nationalspieler mit Migrationshintergrund, Camillo Ugi (hatte einen italienischen Vater) aus Leipzig zu ihnen. Für zwei Spiele übernahm wieder Werner die Führung, in die Olympischen Spiele 1912 ging dann das Trio Werner/Kipp/Ugi wieder im Gleichschritt. Nur Kipp wurde im ersten Spiel (1:5 gegen Ungarn) eingesetzt, Werner und Ugi in den beiden anderen, so dass sie ab dem 3. Juli 1912 ein Führungsduo bildeten.

Dann übernahm Ugi zweimal alleine den Titel des Rekordnationalspielers, im März 1913 holte Kipp ihn wieder ein und zog davon. Als 1914 die Kriegspause einsetzte, kam der Stuttgarter auf 18 von 30 möglichen Einsätzen. Als es 1920 weiterging, war er schon 35 und nicht mehr dabei. Seinen Titel behielt er noch bis 14. Dezember 1924, ehe er ihn sich mit Adolf Jäger aus Altona teilen musste. Für viereinhalb Jahre gab es zwei Rekordnationalspieler.  

"König Richard"

In der großen Zeit des 1. FC Nürnberg übernahm dann dessen wohl populärster Spieler, Torwart Heiner Stuhlfauth, das Zepter. Am 28. April 1929 beim legendären 2:1-Sieg in Turin war die deutsche Nummer 1 auch die Nummer 1 der Rangliste. Er spielte jedoch nur noch zweimal und wurde am 1. Juli 1932 vom Dresdner Torjäger Richard Hofmann eingeholt und am 25. September 1932 abgelöst. "König Richard", wie ihn die Dresdner nannten, regierte bis Olympia 1936, als seine 25 Einsätze vom Augsburger Rechtsaußen Ernst Lehner eingestellt wurden – ausgerechnet beim blamablen Aus gegen Norwegen (0:2). Für ein Spiel war auch der Fürther Ludwig Leinberger (24 Einsätze) 1933 mal Hofmanns Mitregent.

Mit Lehner kam Konstanz in die Führungslisten, der Rechtsaußen der Breslau-Elf war unverzichtbar und bis 25. Juni 1937 alleine vorne, dann holte ihn der Aachener Verteidiger Reinhold Münzenberg ein. Neunmal in Folge waren sie gemeinsam Rekordnationalspieler, ehe Lehner ab der WM 1938 wieder alleine herrschte. Er war auch zwischenzeitlich Rekordtorjäger und nahm als erster Nationalspieler die 50er-Marke.

Schwarzhaariger Mann mit dem harten Schuss

Am 20. April 1941, als es ausgerechnet am "Führer-Geburtstag" eine 1:2-Niederlage in Bern gab, wurde er von Kapitän Paul Janes eingeholt. Für zwei Spiele konnte Lehner ihn noch mal abschütteln, aber am 7. Dezember 1941 in Breslau bei einem 4:0 über die Slowakei begann seine über 30 Jahre währende Regentschaft. Der schwarzhaarige Mann mit dem harten Schuss war wegen seiner Freistöße gefürchtet und kam allein auf diese Weise zu fünf Länderspieltoren. Als der Krieg die nächste Pause erzwang, blieb der Zeiger bei 71 Spielen für Janes stehen.

Der nächste, der sie erreichte, war schon ein Kind der Bundesliga. Uwe Seeler stellte den Rekord bei der WM 1970 in Mexiko im Spiel um Platz 3 ein. Seine DFB-Karriere war damit eigentlich beendet, doch bekam der Hamburger als Erster überhaupt ein Abschiedsspiel, um nicht ganz unbeabsichtigt Janes ablösen zu können – so geschehen am 9. September 1970 in Nürnberg beim 3:1 gegen Ungarn. "Uns Uwe" wurde zum Abschied auf Händen getragen, erhielt auch das Bundesverdienstkreuz – und war Rekordnationalspieler. Bis der Kaiser kam und ihm die Krone drei Jahre später wegnahm – am 24. 11. 1973 in Stuttgart bestritt Franz Beckenbauer beim 2:1 gegen Spanien sein 73. Spiel. Zum Ende im Februar 1977 waren es damals sagenhafte 103 und wäre er nicht in die USA ausgewandert, wären gewiss noch viele dazugekommen. Dann kam ein gewisser Lothar Matthäus…

"Poldi und Schweini"

Einen Rekord hat Beckenbauer behalten: Er spielte bis zu seinem Abgang in Paris 60mal in Folge für Deutschland, fehlte fast sieben Jahre nie!

Und wer war das Rekordpärchen? Wieder so eine Frage für Jung und Alt, die man sich erschließen kann. Sie kamen 2004 gemeinsam von der U 21-EM ins EM-Quartier der A-Mannschaft, debütierten dort und spielten sechs Turniere zusammen: Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger, als "Poldi und Schweini" von den Fans wegen ihrer erfrischenden Art verehrt, standen in 95 Länderspielen gemeinsam auf dem Platz.

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Das DFB-Team zählt weltweit zu den erfolgreichsten Nationalmannschaften. Vor dem 1000. Länderspiel am 12. Juni (ab 18 Uhr, live im ZDF) in Bremen gegen die Ukraine blickt DFB.de in einer Serie auf die reiche Geschichte der DFB-Auswahl zurück. Heute: die Rekordnationalspieler.

Die Frage nach dem deutschen Rekordnationalspieler überfordert weder Jung noch Alt. Die Jungen bekommen ihn ja noch laufend zu sehen, auf allen Kanälen ist er als Experte gefragt und sein Titel wird selten verschwiegen, er ist sogar so etwas wie der zweite Vorname von Lothar Matthäus. Und die Alten wissen es auch, denn schließlich hält er die Auszeichnung schon 30 Jahre. Es war am 17. November 1993, als Matthäus im 600. DFB-Länderspiel in Köln gegen Brasilien zum 104. Mal im Adler-Dress auflief und damit Franz Beckenbauer ablöste. Mit diesem Wert wäre er heute nicht mehr top aber er spielte noch sieben Jahre und weitere 46mal. So ging er mit runden 150 Länderspielen in die Annalen ein, auch wenn er auf sein letztes im Nachhinein gerne verzichtet hätte.

Es war auch das Aus bei der EM in der Niederlande und Belgien, ein ruhmloses 0:3 gegen Portugal stand am Ende einer imposanten Karriere: Keiner spielte so oft wie Matthäus und keiner solange, 20 Jahre lagen zwischen dem Debüt am 17. Juni 1980 bei der EM in Italien, als er 17 Minuten vor Schluss gegen die Niederlande eingewechselt wurde und sich deshalb nach nur einem Einsatz Europameister nennen durfte.

Von Lionel Messi übertrumpft

Bedenkt man die Pausen, die er mal selbst verschuldet, mal nicht, einlegen musste – er verpasste allein zwei EM-Endrunden und pausierte vor der WM 1998 drei Jahre – wäre Matthäus vielleicht sogar Weltrekordspieler geworden. Mit 25 Einsätzen war er bis Dezember 2022 immerhin WM-Rekordspieler, ehe ihn Lionel Messi nun um ein Spiel übertrumpfte.

Den Rekordnationalspieler Matthäus also muss man nicht mehr vorstellen. Doch wer waren seine Vorgänger in den 600 Spielen vor seiner Krönung?

Die ersten Rekordnationalspieler

Ein Überblick: Von der Elf, die am 5. April 1908 in Basel erstmals das DFB-Trikot trug, liefen 15 Tage später gegen England in Berlin nur vier wieder auf. So wurden Kapitän Arthur Hiller (Pforzheim), Mittelfeldspieler Hans Weymar (Victoria Hamburg) und die Stürmer Fritz Förderer (Karlsruher FV) und Willy Baumgärtner (Düsseldorf 04) die ersten Rekordnationalspieler. In Wien wurde im Juni 1908 aus dem Quartett ein Trio, Förderer musste passen.

Das Länderspieljahr 1909 begann mit der ominösen Oxford-Reise und brachte die höchste Niederlage der DFB-Historie. Bei jenem 0:9 gegen die Engländer war nur noch Baumgärtner dabei, der damals in England arbeitete und als einziger die strapaziöse Anreise über den Ärmelkanal nicht mitmachen musste. Es war allerdings sein letztes Spiel und so wurde er am 4. April 1909 von Hiller wieder eingeholt. Nach dem ersten Auswärtssieg am 3. April 1910 in Basel (3:2) führte ein Trio die Liste an: der Stuttgarter Torjäger Eugen Kipp zog bald an ihnen vorbei und führte bis 29. Oktober 1911, ehe ihn der Kieler Torwart Adolf Werner einholte – beide standen bei neun Einsätzen.  

Werner, Kipp und Ugi im Gleichschritt

Sechs Wochen später schloss der erste Nationalspieler mit Migrationshintergrund, Camillo Ugi (hatte einen italienischen Vater) aus Leipzig zu ihnen. Für zwei Spiele übernahm wieder Werner die Führung, in die Olympischen Spiele 1912 ging dann das Trio Werner/Kipp/Ugi wieder im Gleichschritt. Nur Kipp wurde im ersten Spiel (1:5 gegen Ungarn) eingesetzt, Werner und Ugi in den beiden anderen, so dass sie ab dem 3. Juli 1912 ein Führungsduo bildeten.

Dann übernahm Ugi zweimal alleine den Titel des Rekordnationalspielers, im März 1913 holte Kipp ihn wieder ein und zog davon. Als 1914 die Kriegspause einsetzte, kam der Stuttgarter auf 18 von 30 möglichen Einsätzen. Als es 1920 weiterging, war er schon 35 und nicht mehr dabei. Seinen Titel behielt er noch bis 14. Dezember 1924, ehe er ihn sich mit Adolf Jäger aus Altona teilen musste. Für viereinhalb Jahre gab es zwei Rekordnationalspieler.  

"König Richard"

In der großen Zeit des 1. FC Nürnberg übernahm dann dessen wohl populärster Spieler, Torwart Heiner Stuhlfauth, das Zepter. Am 28. April 1929 beim legendären 2:1-Sieg in Turin war die deutsche Nummer 1 auch die Nummer 1 der Rangliste. Er spielte jedoch nur noch zweimal und wurde am 1. Juli 1932 vom Dresdner Torjäger Richard Hofmann eingeholt und am 25. September 1932 abgelöst. "König Richard", wie ihn die Dresdner nannten, regierte bis Olympia 1936, als seine 25 Einsätze vom Augsburger Rechtsaußen Ernst Lehner eingestellt wurden – ausgerechnet beim blamablen Aus gegen Norwegen (0:2). Für ein Spiel war auch der Fürther Ludwig Leinberger (24 Einsätze) 1933 mal Hofmanns Mitregent.

Mit Lehner kam Konstanz in die Führungslisten, der Rechtsaußen der Breslau-Elf war unverzichtbar und bis 25. Juni 1937 alleine vorne, dann holte ihn der Aachener Verteidiger Reinhold Münzenberg ein. Neunmal in Folge waren sie gemeinsam Rekordnationalspieler, ehe Lehner ab der WM 1938 wieder alleine herrschte. Er war auch zwischenzeitlich Rekordtorjäger und nahm als erster Nationalspieler die 50er-Marke.

Schwarzhaariger Mann mit dem harten Schuss

Am 20. April 1941, als es ausgerechnet am "Führer-Geburtstag" eine 1:2-Niederlage in Bern gab, wurde er von Kapitän Paul Janes eingeholt. Für zwei Spiele konnte Lehner ihn noch mal abschütteln, aber am 7. Dezember 1941 in Breslau bei einem 4:0 über die Slowakei begann seine über 30 Jahre währende Regentschaft. Der schwarzhaarige Mann mit dem harten Schuss war wegen seiner Freistöße gefürchtet und kam allein auf diese Weise zu fünf Länderspieltoren. Als der Krieg die nächste Pause erzwang, blieb der Zeiger bei 71 Spielen für Janes stehen.

Der nächste, der sie erreichte, war schon ein Kind der Bundesliga. Uwe Seeler stellte den Rekord bei der WM 1970 in Mexiko im Spiel um Platz 3 ein. Seine DFB-Karriere war damit eigentlich beendet, doch bekam der Hamburger als Erster überhaupt ein Abschiedsspiel, um nicht ganz unbeabsichtigt Janes ablösen zu können – so geschehen am 9. September 1970 in Nürnberg beim 3:1 gegen Ungarn. "Uns Uwe" wurde zum Abschied auf Händen getragen, erhielt auch das Bundesverdienstkreuz – und war Rekordnationalspieler. Bis der Kaiser kam und ihm die Krone drei Jahre später wegnahm – am 24. 11. 1973 in Stuttgart bestritt Franz Beckenbauer beim 2:1 gegen Spanien sein 73. Spiel. Zum Ende im Februar 1977 waren es damals sagenhafte 103 und wäre er nicht in die USA ausgewandert, wären gewiss noch viele dazugekommen. Dann kam ein gewisser Lothar Matthäus…

"Poldi und Schweini"

Einen Rekord hat Beckenbauer behalten: Er spielte bis zu seinem Abgang in Paris 60mal in Folge für Deutschland, fehlte fast sieben Jahre nie!

Und wer war das Rekordpärchen? Wieder so eine Frage für Jung und Alt, die man sich erschließen kann. Sie kamen 2004 gemeinsam von der U 21-EM ins EM-Quartier der A-Mannschaft, debütierten dort und spielten sechs Turniere zusammen: Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger, als "Poldi und Schweini" von den Fans wegen ihrer erfrischenden Art verehrt, standen in 95 Länderspielen gemeinsam auf dem Platz.

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