Ter Stegen: Vom Niederrhein in die Weltklasse

Beim FC Barcelona ist Marc-André ter Stegen zu einem der besten Torhüter der Welt geworden. Obwohl er vom Niederrhein kommt, macht es angesichts seiner offensiven und zugleich souveränen Spielweise den Eindruck, als habe er nie woanders gespielt als bei Barça. So hat er sich auch in der Nationalmannschaft etabliert. DFB.de zeichnet seinen Weg in Barcelona vor dem Länderspiel gegen Spanien am Freitag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) nach.

Natürlich gab es auch Zweifel in Barcelona, als im Sommer 2014 der junge Deutsche Marc-André ter Stegen als neuer Torwart vorgestellt wurde. In den Jahrzehnten zuvor hatten es ausländische Keeper beim katalanischen Vorzeigeklub immer schwer gehabt, etwa der Portugiese Vítor Baía oder der Türke Rüstü Reçber. Nur die einheimischen Andoni Zubizarreta und Víctor Valdés hatten einen Job bewältigt, der wegen Barças offensiver Spielweise als so schwierig wie undankbar gilt.

Vier Jahre später ist längst bekannt, dass sich niemand hätte Sorgen machen müssen. Wenn in Barcelona über den 25-jährigen ter Stegen debattiert wird, dann lautet die Frage nur noch, ob er einer der besten Torhüter der Welt ist. Oder der beste.

Lernwillig und selbstbewusst

Hinter der Erfolgsgeschichte steckt viel Akribie – auf beiden Seiten. Auf der Suche nach einem Nachfolger für Valdés ließ Zubizarreta, inzwischen Sportdirektor, den Mönchengladbacher über Jahre von zehn verschiedenen Scouts beobachten. Umgekehrt dürfte selten ein Spieler so gut vorbereitet zu einem neuen Verein gekommen sein. Der Deutsche löcherte Zubizarreta mit Fragen, interessierte sich für Mentalität und Vereinskultur, nahm weit vor dem Umzug bereits Spanisch-Stunden. Fußballerisch fühlte er sich sowieso bereit. Er mag vom Niederrhein kommen, und insbesondere sein unerschütterliches Selbstvertrauen gilt in Spanien als typisch deutsch. Aber sein Verständnis von einem mitspielenden Torwart war schon immer so, als wäre er einen Steinwurf von Barças Nachwuchsakademie geboren worden.

Früh wurden ihm diese Anlagen von höchster Stelle bestätigt. Barça-Institutionen wie Messi und der damalige Kapitän Xavi schwärmten bald von seinem Geschick mit beiden Füßen. Umso frustrierender musste es für ter Stegen sein, die ersten beiden Jahre "nur" in Champions League – Sieger 2015 – und Pokal aufzulaufen, in der Liga aber dem gleichzeitig eingekauften Veteranen Claudio Bravo weichen zu müssen. Im Sommer 2016 traf der Klub schließlich eine Entscheidung – zugunsten von ter Stegen.

Längst ist er nun unangefochtener Stammkeeper, und mit dieser Sicherheit im Rücken hat er noch einmal einen gehörigen Entwicklungssprung gemacht – wie auch die Nationalmannschaft während des Confed-Cups erlebte. Marc-André ter Stegen hat jetzt Präsenz und Einschüchterungsfaktor der großen Torhüter. An die Stelle manch unnötigen Risikos bei der Spieleröffnung ist eine unaufgeregte Handlungssicherheit getreten, die seine spielerischen Qualitäten noch mehr zur Geltung bringt.

Im Rücken der Abwehr

In Spanien staunen sie über seine Reflexe und vergleichen seine Körperhaltung mit der eines Handballtorwarts. Grundsätzlich gilt für einen Keeper des FC Barcelona: Er bekommt wenig zu tun, weil die Mannschaft so viel Ballbesitz hat und die meisten Angriffe durch ihr offensives Pressing schon an der Mittellinie abfängt. Wenn der Gegner diese Linie aber mal durchbricht, hat er Raum. Die wenigen Torchancen sind also hochkarätig, oft Eins-gegen-Eins-Situationen. Darauf müsse man vorbereitet sein, sagte ter Stegen kürzlich der Zeitung El País. Das Wichtigste für einen Torwart bei diesem Verein seien nicht Hände oder Füße, sondern der Kopf.

Der Platz im Rücken der aufgerückten Abwehr kann sich für einen Torwart im riesigen Camp Nou so endlos anfühlen, dass darüber schon poetische Abhandlungen geschrieben wurden. Ter Stegen macht er nicht nervös. Er verkleinert die Weite, indem er sich selbst so offensiv wie möglich positioniert und bei der Spieleröffnung hilft, Überzahlsituationen zu schaffen. "Ahs" und "Ohs" gegen durch das Stadion, wenn seine Pässe über das halbe Feld maßgerecht auf dem Fuß eines Mitspielers landen.

In Barcelona sind sie überzeugt, einen Torwart für ein weiteres Jahrzehnt zu haben, und auch ter Stegen mag sich derzeit nirgendwo sonst vorstellen. Er spricht exzellentes Spanisch und ist mit seiner Frau aus einem Strandvorort mitten in die Stadt gezogen, um näher am Metropolenleben zu sein. Zubizarreta hütete acht Jahre das Tor im Camp Nou, Valdés elf. Der immer noch junge Deutsche könnte sie am Ende gar übertreffen.

[fh]

Beim FC Barcelona ist Marc-André ter Stegen zu einem der besten Torhüter der Welt geworden. Obwohl er vom Niederrhein kommt, macht es angesichts seiner offensiven und zugleich souveränen Spielweise den Eindruck, als habe er nie woanders gespielt als bei Barça. So hat er sich auch in der Nationalmannschaft etabliert. DFB.de zeichnet seinen Weg in Barcelona vor dem Länderspiel gegen Spanien am Freitag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) nach.

Natürlich gab es auch Zweifel in Barcelona, als im Sommer 2014 der junge Deutsche Marc-André ter Stegen als neuer Torwart vorgestellt wurde. In den Jahrzehnten zuvor hatten es ausländische Keeper beim katalanischen Vorzeigeklub immer schwer gehabt, etwa der Portugiese Vítor Baía oder der Türke Rüstü Reçber. Nur die einheimischen Andoni Zubizarreta und Víctor Valdés hatten einen Job bewältigt, der wegen Barças offensiver Spielweise als so schwierig wie undankbar gilt.

Vier Jahre später ist längst bekannt, dass sich niemand hätte Sorgen machen müssen. Wenn in Barcelona über den 25-jährigen ter Stegen debattiert wird, dann lautet die Frage nur noch, ob er einer der besten Torhüter der Welt ist. Oder der beste.

Lernwillig und selbstbewusst

Hinter der Erfolgsgeschichte steckt viel Akribie – auf beiden Seiten. Auf der Suche nach einem Nachfolger für Valdés ließ Zubizarreta, inzwischen Sportdirektor, den Mönchengladbacher über Jahre von zehn verschiedenen Scouts beobachten. Umgekehrt dürfte selten ein Spieler so gut vorbereitet zu einem neuen Verein gekommen sein. Der Deutsche löcherte Zubizarreta mit Fragen, interessierte sich für Mentalität und Vereinskultur, nahm weit vor dem Umzug bereits Spanisch-Stunden. Fußballerisch fühlte er sich sowieso bereit. Er mag vom Niederrhein kommen, und insbesondere sein unerschütterliches Selbstvertrauen gilt in Spanien als typisch deutsch. Aber sein Verständnis von einem mitspielenden Torwart war schon immer so, als wäre er einen Steinwurf von Barças Nachwuchsakademie geboren worden.

Früh wurden ihm diese Anlagen von höchster Stelle bestätigt. Barça-Institutionen wie Messi und der damalige Kapitän Xavi schwärmten bald von seinem Geschick mit beiden Füßen. Umso frustrierender musste es für ter Stegen sein, die ersten beiden Jahre "nur" in Champions League – Sieger 2015 – und Pokal aufzulaufen, in der Liga aber dem gleichzeitig eingekauften Veteranen Claudio Bravo weichen zu müssen. Im Sommer 2016 traf der Klub schließlich eine Entscheidung – zugunsten von ter Stegen.

Längst ist er nun unangefochtener Stammkeeper, und mit dieser Sicherheit im Rücken hat er noch einmal einen gehörigen Entwicklungssprung gemacht – wie auch die Nationalmannschaft während des Confed-Cups erlebte. Marc-André ter Stegen hat jetzt Präsenz und Einschüchterungsfaktor der großen Torhüter. An die Stelle manch unnötigen Risikos bei der Spieleröffnung ist eine unaufgeregte Handlungssicherheit getreten, die seine spielerischen Qualitäten noch mehr zur Geltung bringt.

Im Rücken der Abwehr

In Spanien staunen sie über seine Reflexe und vergleichen seine Körperhaltung mit der eines Handballtorwarts. Grundsätzlich gilt für einen Keeper des FC Barcelona: Er bekommt wenig zu tun, weil die Mannschaft so viel Ballbesitz hat und die meisten Angriffe durch ihr offensives Pressing schon an der Mittellinie abfängt. Wenn der Gegner diese Linie aber mal durchbricht, hat er Raum. Die wenigen Torchancen sind also hochkarätig, oft Eins-gegen-Eins-Situationen. Darauf müsse man vorbereitet sein, sagte ter Stegen kürzlich der Zeitung El País. Das Wichtigste für einen Torwart bei diesem Verein seien nicht Hände oder Füße, sondern der Kopf.

Der Platz im Rücken der aufgerückten Abwehr kann sich für einen Torwart im riesigen Camp Nou so endlos anfühlen, dass darüber schon poetische Abhandlungen geschrieben wurden. Ter Stegen macht er nicht nervös. Er verkleinert die Weite, indem er sich selbst so offensiv wie möglich positioniert und bei der Spieleröffnung hilft, Überzahlsituationen zu schaffen. "Ahs" und "Ohs" gegen durch das Stadion, wenn seine Pässe über das halbe Feld maßgerecht auf dem Fuß eines Mitspielers landen.

In Barcelona sind sie überzeugt, einen Torwart für ein weiteres Jahrzehnt zu haben, und auch ter Stegen mag sich derzeit nirgendwo sonst vorstellen. Er spricht exzellentes Spanisch und ist mit seiner Frau aus einem Strandvorort mitten in die Stadt gezogen, um näher am Metropolenleben zu sein. Zubizarreta hütete acht Jahre das Tor im Camp Nou, Valdés elf. Der immer noch junge Deutsche könnte sie am Ende gar übertreffen.

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