Rottenberg: Erinnerungen an den "Sahnetag" im Halbfinale 2003

WM-Halbfinale gegen die USA? Da war doch was. 2003 traf die DFB-Auswahl schon einmal in der Runde der besten Vier auf die US-Girls und triumphierte mit 3:0. In Portland wuchs vor allen Dingen eine Spielerin über sich hinaus. Silke Rottenberg hielt, was es zu halten gab. Die Torhüterin glänzte mit Stellungsspiel und waghalsigem Einsatz. Im DFB.de-Interview erinnert sich Silke Rottenberg zurück.

DFB.de: Frau Rottenberg, welche Erinnerungen haben Sie an das WM-Halbfinale 2003 gegen die USA?

Silke Rottenberg: Die WM 2003 werde ich nie vergessen. Und das Halbfinale sowieso nicht, weil ich denke, dass ich in diesem Spiel meinen besten Tag erwischt hatte. Die Amerikanerinnen hatten uns über die komplette Spielzeit gefordert. Am Ende war das 3:0 sehr deutlich und spiegelte nicht unbedingt den Spielverlauf wider. Die Amerikanerinnen hätten drei, vier Tore schießen können, da hätte sich niemand beschweren dürfen. Ich denke, es war einfach ein Sahnetag von uns.

DFB.de: Welche Szenen aus dem Spiel haben sich Ihnen eingeprägt?

Silke Rottenberg: Ich erinnere mich an einige Szenen, in denen ich außerhalb des Strafraums per Kopf klären musste. Oder eine Situation, als ein tiefer Pass in den Sechzehner kommt, Mia Hamm hinterhersprintet, ich mich reinschmeißen muss und sie mir auf den Unterarm tritt. Und in der zweiten Halbzeit gab es eine Szene, da forderten die Amerikanerinnen vehement Elfmeter. Ach, es war über die gesamten 90 Minuten ein packendes Duell. Man hatte keine Sekunde Zeit, um mal zu verschnaufen.

DFB.de: Sie mussten mehrfach Kopf und Kragen bei Rettungstaten riskieren. Hat dieses Spiel das Torwartspiel im Frauen-Bereich auf ein neues Niveau gehoben?

Silke Rottenberg: Ich stamme aus einer Torwart-Generation, in der es nicht üblich war, dass spezifisches Torwarttraining in jeder Einheit angeboten wurde. Ich musste mir sehr viel selbst aneignen. Später habe ich sehr von den Trainern profitiert, die intensiv mit mir gearbeitet hatten. Das fing an beim DFB mit Jörg Daniel, ging über Helmut Horsch bis zu Walter Pradt. Das heißt, ich habe über die Zeit mein Torwartspiel verändert, weil ich eher der aggressive Typ Torwart bin. Tina Theune hat mich damals darin bestärkt. Sie hat gesagt, komm' noch einen Meter weiter aus der Kiste und noch einen und noch einen. Irgendwann stand ich dann vor dem Strafraum – und da habe ich mich ganz wohl gefühlt. Zumal ich mit dem Ball auch ganz gut zurecht kam. Ich war nicht unbedingt beidfüßig, aber mit dem linken konnte ich ordentlich mitspielen. Das war damals relativ neu, heute erwartet man das von den Torhüterinnen schon in jungen Jahren.

DFB.de: Sie haben dafür sehr viel Anerkennung bekommen. Wie war das für Sie?



WM-Halbfinale gegen die USA? Da war doch was. 2003 traf die DFB-Auswahl schon einmal in der Runde der besten Vier auf die US-Girls und triumphierte mit 3:0. In Portland wuchs vor allen Dingen eine Spielerin über sich hinaus. Silke Rottenberg hielt, was es zu halten gab. Die Torhüterin glänzte mit Stellungsspiel und waghalsigem Einsatz. Im DFB.de-Interview erinnert sich Silke Rottenberg zurück.

DFB.de: Frau Rottenberg, welche Erinnerungen haben Sie an das WM-Halbfinale 2003 gegen die USA?

Silke Rottenberg: Die WM 2003 werde ich nie vergessen. Und das Halbfinale sowieso nicht, weil ich denke, dass ich in diesem Spiel meinen besten Tag erwischt hatte. Die Amerikanerinnen hatten uns über die komplette Spielzeit gefordert. Am Ende war das 3:0 sehr deutlich und spiegelte nicht unbedingt den Spielverlauf wider. Die Amerikanerinnen hätten drei, vier Tore schießen können, da hätte sich niemand beschweren dürfen. Ich denke, es war einfach ein Sahnetag von uns.

DFB.de: Welche Szenen aus dem Spiel haben sich Ihnen eingeprägt?

Silke Rottenberg: Ich erinnere mich an einige Szenen, in denen ich außerhalb des Strafraums per Kopf klären musste. Oder eine Situation, als ein tiefer Pass in den Sechzehner kommt, Mia Hamm hinterhersprintet, ich mich reinschmeißen muss und sie mir auf den Unterarm tritt. Und in der zweiten Halbzeit gab es eine Szene, da forderten die Amerikanerinnen vehement Elfmeter. Ach, es war über die gesamten 90 Minuten ein packendes Duell. Man hatte keine Sekunde Zeit, um mal zu verschnaufen.

DFB.de: Sie mussten mehrfach Kopf und Kragen bei Rettungstaten riskieren. Hat dieses Spiel das Torwartspiel im Frauen-Bereich auf ein neues Niveau gehoben?

Silke Rottenberg: Ich stamme aus einer Torwart-Generation, in der es nicht üblich war, dass spezifisches Torwarttraining in jeder Einheit angeboten wurde. Ich musste mir sehr viel selbst aneignen. Später habe ich sehr von den Trainern profitiert, die intensiv mit mir gearbeitet hatten. Das fing an beim DFB mit Jörg Daniel, ging über Helmut Horsch bis zu Walter Pradt. Das heißt, ich habe über die Zeit mein Torwartspiel verändert, weil ich eher der aggressive Typ Torwart bin. Tina Theune hat mich damals darin bestärkt. Sie hat gesagt, komm' noch einen Meter weiter aus der Kiste und noch einen und noch einen. Irgendwann stand ich dann vor dem Strafraum – und da habe ich mich ganz wohl gefühlt. Zumal ich mit dem Ball auch ganz gut zurecht kam. Ich war nicht unbedingt beidfüßig, aber mit dem linken konnte ich ordentlich mitspielen. Das war damals relativ neu, heute erwartet man das von den Torhüterinnen schon in jungen Jahren.

DFB.de: Sie haben dafür sehr viel Anerkennung bekommen. Wie war das für Sie?

Silke Rottenberg: Nach der WM bin ich als Welttorhüterin ausgezeichnet worden. FIFA-Präsident Blatter hatte mir das Diplom mit den Worten überreicht, ich hätte das Torwartspiel bei den Frauen verändert. Das hat mir natürlich geschmeichelt. Ich hatte das während der WM-Spiele gar nicht so wahrgenommen. Aber wenn das von außen entsprechend eingeordnet wird und es auch jetzt noch heißt, dass das neuere Torwartspiel daran anknüpft, macht mich das sehr stolz.

DFB.de: Wie viel Mut gehört zum Torwartspiel?

Silke Rottenberg: Mut gehört natürlich dazu. Schließlich müssen sich Torhüterinnen auch mal Szenen aussetzen, die eng werden können. Da heißt es, den Körper nicht wegzudrehen, sondern sich hinter den Ball zu stellen. Und auch nicht den Kopf einziehen, wenn ein Schuss aus kurzer Distanz kommt. Da gehört Mumm dazu, das kann, glaube ich, jeder nachvollziehen, der sich schon mal zwischen die Pfosten gestellt hat. Und dabei trennt sich die Spreu vom Weizen bei den Torhüterinnen.

DFB.de: Zurück zum Halbfinale 2003: Wie hatten Sie damals die Chancen vor dem Spiel eingeschätzt?

Silke Rottenberg: Wir waren sehr gut vorbereitet auf diese Partie. Wir wussten, dass die Amerikanerinnen über eine unheimliche mentale Stärke verfügten, dass sie sehr athletisch waren. Umgekehrt hatten wir sehr gute Fußballerinnen in unseren Reihen. Also, wir sahen die Chancen bei 50:50. Wir waren keinesfalls die schwächere Mannschaft. Wir wussten, was auf uns zukam, aber das hat uns gestärkt, gepusht. Wir hatten viele Typen im Team, die diese Herausforderung gerne angenommen haben.

DFB.de: Wie sehen Sie die Chancen für das Halbfinale in Montreal?

Silke Rottenberg: Das ist ein Duell auf Augenhöhe. Gar keine Frage! Das ist wieder ein 50:50-Spiel. So war das schon beim Frankreich-Spiel. Man merkt einfach, dass man sich auf einem sehr hohem Level befindet. Nicht nur, was die Turnierphase angeht, sondern auch was die Entwicklung des Frauenfußballs insgesamt betrifft. Unsere Mannschaft bringt alles mit. Sie ist mental stark, körperlich gut drauf, optimal vorbereitet. Und ich glaube, dass wir das spielerisch bessere Team sind, die besseren Einzelspielerinnen und das bessere Kollektiv haben. Ich glaube, wir werden am Ende den längeren Atem haben, auch wenn es ein ganz heißes Duell wird.