Mario Besoke: Grenzenlose Treue – vor und nach der Wiedervereinigung

Der Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola ist mittlerweile auf mehr als 55.000 Mitglieder angewachsen. In der Rubrik "Mitglieder im Portrait" stellen wir sie vor. Heute: Mario Besoke, der schon zu DDR-Zeiten der DFB-Auswahl nachreiste.

Mario Besoke ist in der DDR groß geworden. Schon früh als Kind wurde ihm gepredigt, was erst 1990 mit der Wiedervereinigung Realität werden sollte. „Ich wurde so erzogen, dass wir eine Nation sind“, sagt der 55-Jährige. Damit lebte er in einem Widerspruch. Denn was lieferte ihm Anlass, daran zu glauben? In Zeiten des Kalten Kriegs, im Spannungsfeld von Ost und West bot ihm der Fußball die Möglichkeit, aus den politischen Grenzen „auszubrechen“.

Am 3. Oktober 1990 wurde die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten vollzogen. Am 21. November 1990 wird auch im Fußball dieser Schritt vollzogen. Nachdem am Vortag der Deutsche Fußball-Verband aufgelöst wurde, trat der neu geschaffene Nordostdeutsche Fußballverband als Regionalverband mit seinen sechs Landesverbänden dem DFB bei. 25 Jahre später erinnert sich Mario Besoke an seine Zeit als Fan der DFB-Auswahl aus der DDR.

Mit 14 Jahren in Bulgarien erstmals Spiel der DFB-Auswahl besucht

Mario Besokes Familie wurde durch den Mauerbau getrennt. Der Vater lebte im Osten, seine vier Brüder im Westen Deutschlands. Das Gute daran: Es gibt für ihn keine Berührungsängste mit dem vermeintlichen „Klassenfeind“. Deswegen steigt er 1975, als 14-Jähriger, mit seinem Papa in den Zug nach Sofia und reist zum Länderspiel der westdeutschen Nationalmannschaft gegen Bulgarien. Mario sieht vor 65.000 Zuschauern ein 1:1, den Treffer für die DFB-Auswahl schoss Manfred Ritschel.

Es ist mehr als nur ein Stadionbesuch. Es ist eine Entdeckung. Es weckt eine Leidenschaft. Ab diesem Zeitpunkt besucht Mario Besoke alle Spiele der DFB-Auswahl im Ostblock. In der Tschechoslowakei, in der Sowjetunion, Polen, Ungarn oder Bulgarien. „Das war logistisch alles machbar“, erzählt Mario Besoke.

Aber er beschränkt sich nicht nur auf die Nationalmannschaft. Außerdem reist er zu zahlreichen Spielen deutscher Klubs im Cup der Landesmeister, der Pokalsieger, dem Messe-Cup, dem UI-Cup oder einfach Freundschaftsspiele. Das Beste daran: Er ist nicht alleine. „Wir waren eine Gruppe von 15 bis 20 Leuten, die sich immer zu den Spielen gesehen hat“, berichtet er. Bei Länderspielen des DFB seien es teilweise sogar über 1.000 Fans aus der DDR gekommen, erinnert er sich weiter.

Beschlagnahmte Souvenirs aus dem Westen

Bei westdeutschen Vereinsvertretern und dem DFB genossen die Fans aus dem Osten Deutschlands einen Bonus. Sie erhielten Autogrammkarten, Anstecknadeln und andere Devotionalien. Den DDR-Oberen war dies scheinbar ein Dorn im Auge. „Wir wurden schikaniert nach Strich und Faden“, sagt Mario Besoke.

Er berichtet davon, dass die DDR-Fans mit dem Pannonia-Express, der zwischen Ost-Berlin und Sofia pendelte, zu den Spielen anreisten. Auf den Rückfahrten sei es schon mal passiert, dass hunderte von Fans aus dem Zug gebeten und durchsucht wurden. Die Mitbringsel und Andenken von den West-Klubs wurden dann beschlagnahmt.



Der Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola ist mittlerweile auf mehr als 55.000 Mitglieder angewachsen. In der Rubrik "Mitglieder im Portrait" stellen wir sie vor. Heute: Mario Besoke, der schon zu DDR-Zeiten der DFB-Auswahl nachreiste.

Mario Besoke ist in der DDR groß geworden. Schon früh als Kind wurde ihm gepredigt, was erst 1990 mit der Wiedervereinigung Realität werden sollte. „Ich wurde so erzogen, dass wir eine Nation sind“, sagt der 55-Jährige. Damit lebte er in einem Widerspruch. Denn was lieferte ihm Anlass, daran zu glauben? In Zeiten des Kalten Kriegs, im Spannungsfeld von Ost und West bot ihm der Fußball die Möglichkeit, aus den politischen Grenzen „auszubrechen“.

Am 3. Oktober 1990 wurde die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten vollzogen. Am 21. November 1990 wird auch im Fußball dieser Schritt vollzogen. Nachdem am Vortag der Deutsche Fußball-Verband aufgelöst wurde, trat der neu geschaffene Nordostdeutsche Fußballverband als Regionalverband mit seinen sechs Landesverbänden dem DFB bei. 25 Jahre später erinnert sich Mario Besoke an seine Zeit als Fan der DFB-Auswahl aus der DDR.

Mit 14 Jahren in Bulgarien erstmals Spiel der DFB-Auswahl besucht

Mario Besokes Familie wurde durch den Mauerbau getrennt. Der Vater lebte im Osten, seine vier Brüder im Westen Deutschlands. Das Gute daran: Es gibt für ihn keine Berührungsängste mit dem vermeintlichen „Klassenfeind“. Deswegen steigt er 1975, als 14-Jähriger, mit seinem Papa in den Zug nach Sofia und reist zum Länderspiel der westdeutschen Nationalmannschaft gegen Bulgarien. Mario sieht vor 65.000 Zuschauern ein 1:1, den Treffer für die DFB-Auswahl schoss Manfred Ritschel.

Es ist mehr als nur ein Stadionbesuch. Es ist eine Entdeckung. Es weckt eine Leidenschaft. Ab diesem Zeitpunkt besucht Mario Besoke alle Spiele der DFB-Auswahl im Ostblock. In der Tschechoslowakei, in der Sowjetunion, Polen, Ungarn oder Bulgarien. „Das war logistisch alles machbar“, erzählt Mario Besoke.

Aber er beschränkt sich nicht nur auf die Nationalmannschaft. Außerdem reist er zu zahlreichen Spielen deutscher Klubs im Cup der Landesmeister, der Pokalsieger, dem Messe-Cup, dem UI-Cup oder einfach Freundschaftsspiele. Das Beste daran: Er ist nicht alleine. „Wir waren eine Gruppe von 15 bis 20 Leuten, die sich immer zu den Spielen gesehen hat“, berichtet er. Bei Länderspielen des DFB seien es teilweise sogar über 1.000 Fans aus der DDR gekommen, erinnert er sich weiter.

Beschlagnahmte Souvenirs aus dem Westen

Bei westdeutschen Vereinsvertretern und dem DFB genossen die Fans aus dem Osten Deutschlands einen Bonus. Sie erhielten Autogrammkarten, Anstecknadeln und andere Devotionalien. Den DDR-Oberen war dies scheinbar ein Dorn im Auge. „Wir wurden schikaniert nach Strich und Faden“, sagt Mario Besoke.

Er berichtet davon, dass die DDR-Fans mit dem Pannonia-Express, der zwischen Ost-Berlin und Sofia pendelte, zu den Spielen anreisten. Auf den Rückfahrten sei es schon mal passiert, dass hunderte von Fans aus dem Zug gebeten und durchsucht wurden. Die Mitbringsel und Andenken von den West-Klubs wurden dann beschlagnahmt.

„Aber wir waren gerissen“, erzählt Mario Besoke. Gab es eine Kontrolle, wurden Anstecknadeln und Pins in der Zugverkleidung versteckt. Da nur ein Zugpaar zwischen der DDR und Bulgarien fuhr – während einer hin fuhr, kam der andere zurück -, stiegen die Fans auf der Rückfahrt am nächsten Tag einfach in den Zug in die Gegenrichtung und holten sich ihre Souvenirs wieder aus der Verkleidung.

1978 ergatterte Mario Besoke ein ganz besonderes Souvenir. Nach einem Länderspiel gegen die Tschechoslowakei besuchte er in Prag die Eishockey-WM und erhielt von der deutschen Eishockeylegende Erich Kühnhackl einen von den Spielern unterschriebenen Schläger. „Auf der Rückfahrt habe ich dem Kontrolleur einfach erzählt, das sei ein Schläger der Sbornaja, da hat er mich beglückwünscht“, berichtet Mario Besoke. Aber es lief nicht immer so gut. „Einmal wurde mir für drei Wochen der Personalausweis entzogen, zweimal wurde ich für vier Tage eingesperrt.“

"Alles hatte sich erfüllt. Alles!"

Nach dem Mauerfall gehörten derartige Zwischenfälle der Vergangenheit an. Die Wiedervereinigung war auch noch nicht offiziell vollzogen, da nutzte Mario Besoke seine neu gewonnene Freiheit aus. Schon mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze im Herbst 1989 stand für ihn fest: Ich fahre zur WM nach Italien! Er setzte das Vorhaben in die Tat um. Es wurde ein denkwürdiges und lohnendes Erlebnis. „Ich glaube, ich war einer der Letzten, der nach dem Finale in Rom aus dem Stadion gegangen ist. Ich hatte geheult. Alles hatte sich erfüllt. Alles!“, erzählt Mario Besoke.

Seither ist er auswärts fast immer mit dabei. Mehr als 130 Auswärtsländerspiele hat er seit dem Mauerfall besucht. Ob im Iran, Saudi-Arabien oder in den Vereinigten Arabischen Emiraten - Mario Besoke nutzte die Gelegenheit, die Nationalmannschaft zu begleiten sowie Land und Leute kennenzulernen. Sieben Welt- und sechs Europameisterschaften hat er seitdem live erlebt. Natürlich war er auch in Brasilien. „Das war wie ein Märchen. Das 7:1 gegen Brasilien war irgendwie surreal“, so Mario Besoke. Mit dem erneuten Titelgewinn hat sich für den 55-Jährigen ein Kreis geschlossen.