Großkreutz: "Einen halben Weltmeister gibt es nicht"

Kevin Großkreutz wurde in seinem Leben bereits mit allerlei Unfug konfrontiert. Vielleicht mehr als andere, vielleicht auch nicht. Zu den größten Unsinnigkeiten gehört, dass ihm mitunter der Anteil am Titel bei der WM in Brasilien abgesprochen wird. Weil manche immer noch nicht verstanden haben, dass Fußball ein Mannschaftssport ist und dass zum Team nicht lediglich elf Spieler gehören.

Der Geist großer Mannschaften wird neben dem Platz geboren, so war es im Sommer 2014 auch beim späteren Weltmeister. Großkreutz weiß sehr genau, was er geleistet hat, und was andere denken, ficht ihn nicht an. Zeugnis des Reifeprozesses, den der 26-Jährige durchlaufen hat, ist, dass er sich auf eine solche Diskussion nicht einlässt. "Wer das so sehen will, kann das meinetwegen machen", sagt er im Gespräch mit der Sport Bild. Ihm egal. Er war dabei, er weiß, was war. Und sagt: "Wir waren sechs Wochen mit dem Team unterwegs, haben in jedem Training alles gegeben, zur Stimmung beigetragen. Jeder, der dabei war, ist Weltmeister. Einen halben Weltmeister gibt es nicht."

Zwölf Monate zwischen Himmel und Hölle

Hinter Großkreutz liegen zwölf Monate zwischen Himmel und Hölle. Auf Brasilien folgte ein Absturz in historischen Dimensionen - vom Zuckerhut ging es in die Zeche. Als Nationalspieler wurde er Nummer eins der Welt, als Spieler von Borussia Dortmund erlebte er die Landung auf Platz 17. Auch für ihn persönlich lief es alles andere als rund, wobei sich in seinem Fall das persönliche Schicksal ohnehin kaum losgelöst von dem des Vereins betrachten lässt. Großkreutz hat nicht immer über 90 Minuten gespielt, aus dem Leistungsträger wurde phasenweise einer der Verzichtbaren. Großkreutz hat viel gegrübelt, hat Gedanken aufgeworfen und wieder verworfen. Er ist kritisch genug, um zu wissen, dass er schon bessere Halbserien gespielt hat.

Er hat nach den Gründen geforscht, und hat nun beschlossen, dass die Zeit des Grübelns enden muss. So zieht er aus der negativen Zeit vor allem die positiven Aspekte. Und mindestens einen gibt es: Der Nationalspieler hat erkannt, wer seine wahren Freunde sind. Er sagt: "Wenn es gut läuft, ist man für alle der Dortmunder Junge. Wenn es schlecht läuft, wird einem das plötzlich von einigen um die Ohren gehauen. Einige Schulterklopfer verschwinden, das habe ich sehr genau registriert."

Bastian Schweinsteiger als persönlicher Ratgeber

Die anderen sind die, auf die er sich verlassen kann. Dazu gehören viele Spieler aus der Weltmeistermannschaft. Lukas Podolski etwa, insbesondere aber der heutige Kapitän. Zwischen Großkreutz und Bastian Schweinsteiger hat sich in Brasilien eine bestaunte Freundschaft entwickelt, am Rande der Wellen des Atlantischen Ozeans haben der Münchner und der Dortmunder feststellen dürfen, dass ihre Wellen eine ähnliche Länge haben. Via Facebook haben sich die beiden auch nach der WM mit gegenseitigen Frotzeleien Zuneigung bekundet, ganz ohne Öffentlichkeit haben sie die Themen abseits der Späße besprochen. Als es nicht gut lief, war Schweinsteiger für Großkreutz da. Einblicke in ihre Freundschaft gibt diese Beschreibung. "Er hat gesagt, dass er auch mal solche Phasen hatte und da rausgekommen ist", sagt Großkreutz. Und weiter, was hat Schweinsteiger sonst gesagt? "Dass ich weiter an mich glauben soll und er weiß, was ich kann."

In der Winterpause haben sich alle Zweifel aufgelöst. Großkreutz weiß, was er kann und wozu der BVB im Stande ist. Er ist klar im Kopf und gibt unmissverständliche Antworten. Zwei Beispiele: Ist es für Sie denkbar, dass der BVB absteigt? "Nein". Würden Sie mit dem BVB auch in die 2. Liga gehen? "Ja." Seine Empfindungen für den Verein sind echt, und er lässt sich diese nicht nehmen, nur weil einige sie für unangebracht halten. Er mag seinen Klub - und er hält diese Ode an die Borussia noch immer voller Inbrunst. "Ein geiler Verein mit geilen Fans, einem geilen Stadion, mit jeder Menge Tradition", sagt Großkreutz und schließt mit diesen Worten: "Ich liebe diesen Verein, und das wird immer so sein."

[dfb]

Kevin Großkreutz wurde in seinem Leben bereits mit allerlei Unfug konfrontiert. Vielleicht mehr als andere, vielleicht auch nicht. Zu den größten Unsinnigkeiten gehört, dass ihm mitunter der Anteil am Titel bei der WM in Brasilien abgesprochen wird. Weil manche immer noch nicht verstanden haben, dass Fußball ein Mannschaftssport ist und dass zum Team nicht lediglich elf Spieler gehören.

Der Geist großer Mannschaften wird neben dem Platz geboren, so war es im Sommer 2014 auch beim späteren Weltmeister. Großkreutz weiß sehr genau, was er geleistet hat, und was andere denken, ficht ihn nicht an. Zeugnis des Reifeprozesses, den der 26-Jährige durchlaufen hat, ist, dass er sich auf eine solche Diskussion nicht einlässt. "Wer das so sehen will, kann das meinetwegen machen", sagt er im Gespräch mit der Sport Bild. Ihm egal. Er war dabei, er weiß, was war. Und sagt: "Wir waren sechs Wochen mit dem Team unterwegs, haben in jedem Training alles gegeben, zur Stimmung beigetragen. Jeder, der dabei war, ist Weltmeister. Einen halben Weltmeister gibt es nicht."

Zwölf Monate zwischen Himmel und Hölle

Hinter Großkreutz liegen zwölf Monate zwischen Himmel und Hölle. Auf Brasilien folgte ein Absturz in historischen Dimensionen - vom Zuckerhut ging es in die Zeche. Als Nationalspieler wurde er Nummer eins der Welt, als Spieler von Borussia Dortmund erlebte er die Landung auf Platz 17. Auch für ihn persönlich lief es alles andere als rund, wobei sich in seinem Fall das persönliche Schicksal ohnehin kaum losgelöst von dem des Vereins betrachten lässt. Großkreutz hat nicht immer über 90 Minuten gespielt, aus dem Leistungsträger wurde phasenweise einer der Verzichtbaren. Großkreutz hat viel gegrübelt, hat Gedanken aufgeworfen und wieder verworfen. Er ist kritisch genug, um zu wissen, dass er schon bessere Halbserien gespielt hat.

Er hat nach den Gründen geforscht, und hat nun beschlossen, dass die Zeit des Grübelns enden muss. So zieht er aus der negativen Zeit vor allem die positiven Aspekte. Und mindestens einen gibt es: Der Nationalspieler hat erkannt, wer seine wahren Freunde sind. Er sagt: "Wenn es gut läuft, ist man für alle der Dortmunder Junge. Wenn es schlecht läuft, wird einem das plötzlich von einigen um die Ohren gehauen. Einige Schulterklopfer verschwinden, das habe ich sehr genau registriert."

Bastian Schweinsteiger als persönlicher Ratgeber

Die anderen sind die, auf die er sich verlassen kann. Dazu gehören viele Spieler aus der Weltmeistermannschaft. Lukas Podolski etwa, insbesondere aber der heutige Kapitän. Zwischen Großkreutz und Bastian Schweinsteiger hat sich in Brasilien eine bestaunte Freundschaft entwickelt, am Rande der Wellen des Atlantischen Ozeans haben der Münchner und der Dortmunder feststellen dürfen, dass ihre Wellen eine ähnliche Länge haben. Via Facebook haben sich die beiden auch nach der WM mit gegenseitigen Frotzeleien Zuneigung bekundet, ganz ohne Öffentlichkeit haben sie die Themen abseits der Späße besprochen. Als es nicht gut lief, war Schweinsteiger für Großkreutz da. Einblicke in ihre Freundschaft gibt diese Beschreibung. "Er hat gesagt, dass er auch mal solche Phasen hatte und da rausgekommen ist", sagt Großkreutz. Und weiter, was hat Schweinsteiger sonst gesagt? "Dass ich weiter an mich glauben soll und er weiß, was ich kann."

In der Winterpause haben sich alle Zweifel aufgelöst. Großkreutz weiß, was er kann und wozu der BVB im Stande ist. Er ist klar im Kopf und gibt unmissverständliche Antworten. Zwei Beispiele: Ist es für Sie denkbar, dass der BVB absteigt? "Nein". Würden Sie mit dem BVB auch in die 2. Liga gehen? "Ja." Seine Empfindungen für den Verein sind echt, und er lässt sich diese nicht nehmen, nur weil einige sie für unangebracht halten. Er mag seinen Klub - und er hält diese Ode an die Borussia noch immer voller Inbrunst. "Ein geiler Verein mit geilen Fans, einem geilen Stadion, mit jeder Menge Tradition", sagt Großkreutz und schließt mit diesen Worten: "Ich liebe diesen Verein, und das wird immer so sein."