DFB-Ehrenspielführer Uwe Seeler wird heute 77

Uwe Seeler vollendet heute sein 77. Lebensjahr und sagt: "Man kann nichts vergleichen." Bald also wird er wieder einmal zurückkehren, an eine alte Wirkungsstätte, an diesen für ihn ambivalenten Ort, Wembley. Schlimmste Niederlage, Moment des Triumphs? Uwe Seeler vollendet heute sein 77. Lebensjahr, was niemanden Sorgen bereiten muss, denn "Uns Uwe" hat sich alle Qualitäten, die ihn als Spieler auszeichneten, bis ins mittlerweile vorgerückte Alter bewahrt. Er war und ist kämpferisches Vorbild, Führungs- wie auch Mannschaftsspieler, er ist einer, der die Mitspieler hoch- und nicht runterzieht. Das muss man erst mal hinbekommen.

Diese Qualitäten, die ihn in 239 Bundesligaspielen für den Hamburger SV und in 72 Auftritten für Deutschland, auszeichneten, demonstriert er unverwüstlich bis heute, wenn er als Teil der Delegation der deutschen Nationalmannschaft für wirklich jeden jungen Spieler und Betreuer ein fröhliches Wort hat. Das sah man auch im Mai, als er den Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga auf dem Hamburger Rathausmarkt besuchte. Morgens waren Wolken aufgezogen, doch als Seeler dann um 11 Uhr eintrifft, reißt die Wolkendecke auf. Es ist ein einziges Händeschütteln, Fotos knipsen, "nur mal kurz" Hallo sagen. Seeler hat immer Zeit, gestaltet jede Begegnung mit Aufmerksamkeit und Witz. Hamburg strahlt und freut sich über den Auftritt seines liebsten Sohnes.

Er hat diese Art selbst mal sehr schön beschrieben: "Das Leben ist kein Lernfach in der Schule, es ist eine Institution."

"Wir müssen uns mit dem Prozess des Älterwerdens abfinden"

Sehr intim und nachdenklich, hat er vor wenigen Tagen dem Hamburger Abendblatt ein Interview gegeben, die Fragen stellte sein Biograf und Freund Roman Köster. Ob ihn der Gedanke an das Sterben ängstige, fragte Köster und Seeler antwortete: "Wir alle müssen uns mit dem Prozess des Älterwerdens abfinden. Ebenso mit dem Sterben. Nein, Angst habe ich nicht. Man lebt doch viel einfacher, wenn man den natürlichen Lauf des Lebens annimmt."

Auch über Deutschland, seine Heimat, die er damals trotz des Millionenangebotes aus Mailand nicht verlassen mochte, sprach Seeler. Immer mehr spüre er "die Ellenbogengesellschaft". "Was wir dringend brauchen, zumindest ein bisschen mehr, ist Herzlichkeit und Freundlichkeit. Wir erleben jeden Tag die traurige Wahrheit: Radfahrer fahren oft wie sie wollen, Autos parken auf dem Fußweg. Auf der Autobahn wird brutal die Vorfahrt erzwungen. Wir hören und lesen jeden Tag von Attentaten, Terrorismus, blutigen Demonstrationen, Rowdytum. Unser Land ist ein paar Grad kälter geworden."

Opfer des "Wembleytors" im WM-Finale 1966

Etwas mehr als 47 Jahre sind vergangen. Zweimal so groß und viermal so hoch ist die neue, im Jahr 2007 fertig gestellte Arena, doch ein ähnlich großes Spiel wie das WM-Finale damals am 30. Juli 1966 zwischen England und Deutschland hat das neue multifunktionale Wembleystadion noch nicht gesehen.

Als alles rum war, die Verlängerung, in der Geoff Hurst den Ball an die Unterkante der Latte geknallt hatte, als die Musikkapelle hinter seinem Rücken aufmarschiert war, schoss jemand das Foto von Seelers Abgang, den Kopf tief gesenkt, die Schultern kraftlos nach unten fallend. Das Foto zeigt brutal, dass der Spitzensport keine Grautöne kennt, dass der Raum zwischen Glück und Unglück, Weltruhm und dem ganz schnell in Vergessenheit geraten, im Fußball manchmal nur Zentimeter beträgt. Unterkante und Linie oder Unterkante und drin. So brutal ist der Fußball – dafür stand dieses Foto.

Nun wird Seeler 77 Jahre alt, und mit der langen Brennweite wird deutlich: Jeder kennt den Zweiten. Titel sind wichtig, aber einer der größten Spieler der deutschen Fußballgeschichte hat eben keinen großen internationalen Titel gewonnen. Auf dem Frankfurter Sportpresseball wurde Seeler am vergangenen Wochenende als "Legende des Sports" ausgezeichnet.

"Welch' ein kerniges Mannsbild! Ein Brocken Kraft!"



Uwe Seeler vollendet heute sein 77. Lebensjahr und sagt: "Man kann nichts vergleichen." Bald also wird er wieder einmal zurückkehren, an eine alte Wirkungsstätte, an diesen für ihn ambivalenten Ort, Wembley. Schlimmste Niederlage, Moment des Triumphs? Uwe Seeler vollendet heute sein 77. Lebensjahr, was niemanden Sorgen bereiten muss, denn "Uns Uwe" hat sich alle Qualitäten, die ihn als Spieler auszeichneten, bis ins mittlerweile vorgerückte Alter bewahrt. Er war und ist kämpferisches Vorbild, Führungs- wie auch Mannschaftsspieler, er ist einer, der die Mitspieler hoch- und nicht runterzieht. Das muss man erst mal hinbekommen.

Diese Qualitäten, die ihn in 239 Bundesligaspielen für den Hamburger SV und in 72 Auftritten für Deutschland, auszeichneten, demonstriert er unverwüstlich bis heute, wenn er als Teil der Delegation der deutschen Nationalmannschaft für wirklich jeden jungen Spieler und Betreuer ein fröhliches Wort hat. Das sah man auch im Mai, als er den Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga auf dem Hamburger Rathausmarkt besuchte. Morgens waren Wolken aufgezogen, doch als Seeler dann um 11 Uhr eintrifft, reißt die Wolkendecke auf. Es ist ein einziges Händeschütteln, Fotos knipsen, "nur mal kurz" Hallo sagen. Seeler hat immer Zeit, gestaltet jede Begegnung mit Aufmerksamkeit und Witz. Hamburg strahlt und freut sich über den Auftritt seines liebsten Sohnes.

Er hat diese Art selbst mal sehr schön beschrieben: "Das Leben ist kein Lernfach in der Schule, es ist eine Institution."

"Wir müssen uns mit dem Prozess des Älterwerdens abfinden"

Sehr intim und nachdenklich, hat er vor wenigen Tagen dem Hamburger Abendblatt ein Interview gegeben, die Fragen stellte sein Biograf und Freund Roman Köster. Ob ihn der Gedanke an das Sterben ängstige, fragte Köster und Seeler antwortete: "Wir alle müssen uns mit dem Prozess des Älterwerdens abfinden. Ebenso mit dem Sterben. Nein, Angst habe ich nicht. Man lebt doch viel einfacher, wenn man den natürlichen Lauf des Lebens annimmt."

Auch über Deutschland, seine Heimat, die er damals trotz des Millionenangebotes aus Mailand nicht verlassen mochte, sprach Seeler. Immer mehr spüre er "die Ellenbogengesellschaft". "Was wir dringend brauchen, zumindest ein bisschen mehr, ist Herzlichkeit und Freundlichkeit. Wir erleben jeden Tag die traurige Wahrheit: Radfahrer fahren oft wie sie wollen, Autos parken auf dem Fußweg. Auf der Autobahn wird brutal die Vorfahrt erzwungen. Wir hören und lesen jeden Tag von Attentaten, Terrorismus, blutigen Demonstrationen, Rowdytum. Unser Land ist ein paar Grad kälter geworden."

Opfer des "Wembleytors" im WM-Finale 1966

Etwas mehr als 47 Jahre sind vergangen. Zweimal so groß und viermal so hoch ist die neue, im Jahr 2007 fertig gestellte Arena, doch ein ähnlich großes Spiel wie das WM-Finale damals am 30. Juli 1966 zwischen England und Deutschland hat das neue multifunktionale Wembleystadion noch nicht gesehen.

Als alles rum war, die Verlängerung, in der Geoff Hurst den Ball an die Unterkante der Latte geknallt hatte, als die Musikkapelle hinter seinem Rücken aufmarschiert war, schoss jemand das Foto von Seelers Abgang, den Kopf tief gesenkt, die Schultern kraftlos nach unten fallend. Das Foto zeigt brutal, dass der Spitzensport keine Grautöne kennt, dass der Raum zwischen Glück und Unglück, Weltruhm und dem ganz schnell in Vergessenheit geraten, im Fußball manchmal nur Zentimeter beträgt. Unterkante und Linie oder Unterkante und drin. So brutal ist der Fußball – dafür stand dieses Foto.

Nun wird Seeler 77 Jahre alt, und mit der langen Brennweite wird deutlich: Jeder kennt den Zweiten. Titel sind wichtig, aber einer der größten Spieler der deutschen Fußballgeschichte hat eben keinen großen internationalen Titel gewonnen. Auf dem Frankfurter Sportpresseball wurde Seeler am vergangenen Wochenende als "Legende des Sports" ausgezeichnet.

"Welch' ein kerniges Mannsbild! Ein Brocken Kraft!"

Was den Titel im kommenden Sommer angeht, ist der Ehrenspielführer bedingt zuversichtlich: "Wir haben eine starke Nationalmannschaft, eine Konsequenz der intensivierten Talentförderung durch den DFB und die Liga. Die Mannschaft hat keine Lücken, fast alle Positionen sind doppelt stark besetzt. Gegen Italien im EM-Halbfinale hat mir die Körpersprache gefehlt. Egal, Schnee von gestern. Die Mannschaft gehört jedenfalls bei der WM in Brasilien zum engen Kreis der Favoriten."

"Uns Uwe", wie er bis heute von fast jedem genannt wird (nur St.-Pauli-Fans sagen im Flachs "Euch Uwe"), sein Spitzname also ist angeblich die Wortschöpfung des Frankfurter Sportfeuilletonisten Richard Kirn, der nach zwei Seeler-Toren im Europacup postulierte, Seeler sein nun nicht mehr nur ein Hamburger Jung aus Eppendorf: "Er ist unser Uwe! Welch' ein kerniges Mannsbild! Ein Brocken Kraft!"

Im Jahr 2003 bekam er, bis heute als einziger Sportler, die Ehrenbürgerschaft der Stadt Hamburg verliehen. Heute feiert er seinen 77. Geburtstag. "Man kann nichts vergleichen. Es war eine ganz andere Zeit“, sagt er über seinen und den heutigen Fußball. DFB.de gratuliert diesmal besonders herzlich.